Die Spur Des Feuers
dass Josh am See herumtollte? Wahrscheinlich redete Silver mit einem anderen kleinen Jungen.
»Ich muss deinen Freund jetzt mitnehmen«, sagte er zu dem kleinen Jungen, der aussah wie Josh. »Aber ich verspreche dir, dass er dich wieder besuchen kommt.«
Er legte dem kleinen Jungen eine Hand auf die Schulter.
»Es ist alles in Ordnung.« Er lächelte die anderen Kinder an, als er mit Sam auf Kerry zuging. »Kerry kommt nächste Woche wieder. Sie muss jetzt leider gehen.« Er nickte Melody zu.
»Danke für alles. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich sie nach Hause gebracht habe, und gebe Ihnen Bescheid, wie es ihr geht.«
Dann bugsierte er Kerry aus dem Aufenthaltsraum hinaus und weiter den Korridor entlang.
Der Himmel über dem See bewölkte sich. Oder war es ferner Rauch?
Kein Rauch. Die Antwort kam sofort und ganz deutlich.
Sonnenlicht. Spielende Kinder. Blauer, hoch gewachsener Rittersporn auf dem Hügel. Wie schön und stolz der Rittersporn blühte …
Sie stiegen aus dem Aufzug und Silver führte sie in Richtung Parkplatz. »Nur noch ein paar Minuten, Kerry.« Er öffnete die Tür des schwarzen Lexus. »Los, rein mit dir, Sam!« Sam sprang in den Wagen und machte es sich auf dem Rücksitz bequem.
Dann hielt Silver die Beifahrertür für Kerry auf. »Ich bringe Sie auf dem schnellsten Weg nach Hause.«
Lächelnd half er ihr in ein Boot, das am Steg lag. Dann tauchte er die Ruder in das glitzernde blaue Wasser.
Er hielt vor ihrem Haus und griff nach ihrer Handtasche. »Ich brauche Ihre Hausschlüssel.« Er nahm den Schlüsselbund heraus, ließ Sam aus dem Auto und stieg die Stufen zur Veranda hoch.
Sie fuhren unter den überhängenden Ästen einer Trauerweide hindurch, und sie sah, wie die zarten Zweige sich im Wasser spiegelten. Der Mann lächelte sie an. Wärme. Sicherheit.
Freude. » Kerry. « Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aus dem Boot zu helfen. » Kommen Sie mit. «
Wohin? Das spielte keine Rolle. Wo auch immer er sie hinführte, dort würde es schön sein. Sie nahm seine Hand.
Sie stiegen die Stufen hinauf. Sam lief ungeduldig auf der Veranda hin und her. Silver ließ ihn ins Haus, bevor er Kerry sanft in die Eingangsdiele schob. Dann folgte er ihr hinein, schloss die Tür, lehnte sich dagegen und holte tief Luft. »Gott sei Dank!«
Wieder zogen Wolken über dem See auf, bemerkte sie unruhig. Das gefiel ihr nicht …
»Keine Wolken, sondern Rauch«, sagte Silver. »Ich kann es nicht länger von Ihnen fern halten. Es ist Rauch und er wird dichter. Aber er kann Ihnen nichts mehr anhaben. Dieser Teil ist vorbei, Kerry. Ich gehe jetzt raus. Ich werde versuchen, mich langsam und vorsichtig zurückzuziehen, aber es wird schmerzhaft sein.«
Rauch wirbelte um sie herum wie Nebel, verdunkelte den See und die Trauerweide und die Kinder. Und hinter dem Rauch …
Feuer.
Charlie!
Sie begann zu schreien.
»Ganz ruhig.« Silver fasste sie an den Schultern. »Sie wussten, dass es kommen würde. Akzeptieren Sie es.«
»Er ist tot. Charlie ist tot.«
Silver nickte. »Ja. Er ist vor etwa fünf Minuten gestorben.«
Erfüllt von Trauer und Entsetzen, schloss Kerry die Augen.
»Woher wissen Sie das?« Sie öffnete die Augen wieder und riss sich von ihm los. »Und was zum Teufel machen Sie in meinem Haus?«
»Ich habe verhindert, dass Sie sich verraten. Und gehen Sie mir jetzt bloß nicht auf die Nerven!«, fügte er barsch hinzu. »Ich bin im Moment zu gestresst, um Mitgefühl zu empfinden.
Glauben Sie etwa, das wäre leicht für mich gewesen? Ich hätte Sie natürlich in diesem Wandschrank hocken lassen können, bis jemand Sie gefunden hätte. Aber bis dahin wären Sie garantiert reif für die Klapsmühle gewesen.«
»Verschwinden Sie! Ich weiß nicht, wer Sie sind, und es interessiert mich auch nicht.« Sie trat ans Telefon. »Ich muss auf der Feuerwache anrufen.«
»Um zu erfahren, was Sie schon wissen? Charlie ist tot. Der andere Mann, den Sie auf der Treppe gesehen haben, wird gerade ins Krankenhaus gebracht. Er wird wahrscheinlich überleben.« Er holte tief Luft. »Und Sie ahnen doch längst, wer ich bin. Oder zumindest, was ich bin.«
»Gehen Sie. Vielleicht ist Charlie ja gar nicht tot. Es muss nicht wahr sein.« Sie wählte die Nummer der Feuerwache und Dave nahm ab. »Dave, ich hab gehört, dass es Probleme gegeben hat –«
»O Gott, Kerry!« Seine Stimme zitterte. »Charlie. Was für ein
… Ich habe ihn dreißig Jahre lang gekannt. Er wollte im Frühjahr in den
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