Die Spur Des Feuers
zu beruhigen?«
»Nein. Ich habe dir gleich gesagt, dass sie unberechenbar ist.
Und verdammt stur. Falls sie anruft und mich um Hilfe bittet, habe ich vielleicht eine Chance. Ansonsten bist du auf dich selbst gestellt.«
»Besten Dank auch«, erwiderte Silver sarkastisch.
»Du bist derjenige, der mir versichert hat, sie würde mir eine große Hilfe sein. Aber du hast vergessen zu erwähnen, dass sie mich womöglich umbringt, bevor wir miteinander fertig sind.«
»Du wusstest von Anfang an, dass sie dich womöglich aus dem Gleichgewicht bringt.«
»Ja, schon, aber so nah bin ich ihr noch nie gewesen.«
»Du kannst es dir immer noch anders überlegen, dann versuchen wir, jemand anderen zu finden.«
Silver dachte darüber nach. Der Gedanke war verlockend.
Kerry Murphy war ein Pulverfass, das jeden Moment explodieren konnte. Er hatte gern alles unter Kontrolle, und die letzten Minuten hatten bewiesen, dass er alle Hände voll damit zu tun haben würde, sie so weit in Schach zu halten, dass sie sich von ihm manipulieren ließ.
»Brad?«
»Ich habe schon zu viel Zeit in sie investiert, um sie einfach aufzugeben. Ich kenne sie fast so gut wie mich selbst.«
»Ja, das stimmt. Wahrscheinlich sogar noch besser als sie sich selbst.«
»Ich werde schon mit ihr fertig.«
»Keine Gewalt. Ich weiß, wozu du fähig bist. Ich will nicht, dass ihr was zustößt.«
»Ich sagte, ich werde mit ihr fertig. Du hältst dich einfach zur Verfügung für den Fall, dass ich Unterstützung brauche.« Dann fügte er grimmig hinzu: »Oder einen Krankenwagen.« Er legte auf, holte tief Luft und fuhr wieder los. Nur noch ein paar Kilometer Autobahn. Wenn er sich konzentrierte, konnte er seine Barrieren lange genug aufrechterhalten, um sie zu erwischen. Danach würde er sich auf sein Gefühl verlassen. Er wollte auch nicht, dass Kerry etwas zustieß, und normalerweise halfen ihm sein Wissen und seine Erfahrung, alle gewalttätigen Impulse unter Kontrolle zu halten. Er hatte längst gelernt, dass Einfühlsamkeit einen wesentlich weiter brachte als Gewalt. Er konnte nur hoffen, dass der bevorstehende Kampf keine Ausnahme sein würde.
Denn dann würde keiner von ihnen beiden überleben.
»Orangensaft?« Melody Vanetti lächelte Kerry an, die im Krankenhausaufenthaltsraum im Schneidersitz auf dem Boden saß. »Sie lesen den Kindern schon seit einer Stunde vor. Sie müssen einen ganz trockenen Hals haben.«
»Danke, Melody.« Kerry nahm das Glas entgegen, das die Schwester ihr reichte. »Im Moment scheinen sie mich alle vergessen zu haben. Sam genießt jetzt ihre Aufmerksamkeit.«
Sie grinste. »Nicht dass mich das wundert. Ich kenne kein Kind auf der Welt, das lieber mit einem Erwachsenen spielt als mit einem Hund.«
»Sie können wunderbar mit Kindern umgehen.« Melody legte den Kopf schief. »Aber Sie sehen erschöpft aus.«
»Ach was«, sagte Kerry. »Mir geht’s gut. Und selbst wenn nicht, würde ich es nicht wagen, mich zu beklagen. Die Kinder hier würden mich nur beschämen.« Ihr Lächeln verschwand.
»Wer ist der neue Junge? Der, der gerade Sam umarmt?«
»Das ist Josh. Er wurde mit schlimmen Verbrennungen an den Armen eingeliefert. Wir behalten ihn noch hier, bis sichergestellt ist, dass nicht seine Großmutter ihm diese Verletzungen beigebracht hat.«
»Entzückend.« Der Junge mochte etwa vier, fünf Jahre alt sein. Er hatte seinen Arm um Sam geschlungen und drückte seinen Kopf gegen den Hals des Hundes. Kerrys Magen verkrampfte sich, als sie die blauen Flecken in seinem Gesicht bemerkte. Aber jetzt lächelte er und das war kein Wunder. Kerry war schon häufiger aufgefallen, dass Kinder auf Sam reagierten, egal wie geschädigt sie waren. »Falls ich helfen kann, lassen Sie es mich wissen.«
»Was könnten Sie denn tun?«
Kerry zuckte die Achseln. »Jemanden auftreiben, der die Wohnung der Großmutter als nicht brandsicher einstuft, so dass sie den Jungen nicht wieder zu sich nehmen kann. Ich weiß nicht. Tun Sie mir einfach den Gefallen und sagen Sie mir Bescheid.«
»Klar. Nett, dass Sie so fürsorglich sind.« Sie ging in Richtung Tür. »Ich muss meine kleinen Patienten versorgen. Ich komme später nochmal her, um zu sehen, wie es Ihnen geht.«
»Wir kommen schon klar. Und solange Sam in der Nähe ist, kommen die Kinder schon nicht auf dumme Ideen.« Kerry warf einen Blick auf ihre Uhr. In der Reifenhandlung würde mittlerweile alles unter Kontrolle sein. Sie war schon seit einer Stunde hier, ohne in Panik
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