Die Spur Des Feuers
Sie freundlich zu mir. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass Sie einfach so in mein Leben eindringen können. Wenn Sie nicht gehen, werde ich die Polizei rufen.«
»Sie wollen die Polizei doch gar nicht rufen. Alle Fragen, die deren Leute mir stellen würden, könnten unangenehme Konsequenzen für Sie haben.« Dann fügte er hinzu: »Und Sie werden mich erst los, wenn Sie sich hinsetzen und mir zuhören.«
Zögernd schaute sie ihn an. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, er soll sich zum Teufel scheren, aber es gab da etwas, was sie unbedingt wissen musste, etwas, was sie mit Angst erfüllte.
Langsam ging sie an den Tisch und setzte sich. Aber noch brachte sie es nicht fertig, die Frage zu stellen, die ihr auf den Nägeln brannte. Stattdessen erkundigte sie sich: »Woher wussten Sie, dass ich in diesem Wandschrank war?«
»Sie haben einen Notruf ausgesandt, der mir fast das Hirn zum Bersten gebracht hat.« Er musterte ihr Gesicht.
»Sie haben Angst vor mir.«
»Ich habe keine Angst.«
»Sie haben keine Angst, dass ich Sie ausrauben oder vergewaltigen könnte. Sie haben Angst davor, dass ich in Ihre Welt eindringe.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Bange, das tut viel zu weh.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Von wegen!« Erneut schüttelte er den Kopf. »Man hat mir schon gesagt, dass Sie ziemlich stur sind und gern die Augen vor gewissen Dingen verschließen. Ich hatte mir vorgenommen, geduldig und einfühlsam mit Ihnen umzugehen, aber Sie haben mich völlig aus dem Konzept gebracht. Sie müssen diesen Charlie wirklich sehr gemocht haben.«
»Natürlich mochte ich ihn. Er war ein wunderbarer Mensch.«
»Aber nicht besonders scharfsinnig. Er mochte Sie, aber er hat nie gemerkt, wie Sie Sam benutzt haben.«
Sie zuckte zusammen. »Sam?«
Silver seufzte. »Also gut, überspringen wir das und wenden uns den offensichtlichen Dingen zu. Sam ist ein netter Hund, aber als Spürhund bei Brandschäden eine komplette Niete. Der würde noch nicht mal ein Beefsteak in einer Metzgerei finden.«
»Sie sind verrückt. Jeder weiß, dass er der beste Spürhund im Südosten ist.«
»Weil Sie wollten, dass jeder das glaubt. Sie wollen nicht, dass jemand die Wahrheit erfährt.« Er schaute sie nachdenklich an.
»Niemand soll erfahren, dass Sie wissen, wie und wo ein Feuer gelegt wird, weil Sie sehen, wie es passiert.«
»Sie sind ja vollkommen übergeschnappt. Halten Sie mich etwa für eine Pyromanin?«
»Nein. Ich glaube, dass Sie aufgrund eines Erlebnisses, das mit Feuer zu tun hatte, ein ganz besonderes parapsychologisches Talent entwickelt haben. Sobald Sie sich einem Ort nähern, an dem ein Feuer gelegt wurde, empfangen Sie ganz bestimmte Schwingungen, manchmal können Sie sogar sehen, wie es passiert. Wenn Leute, denen Sie nahe stehen, mit dem Feuer zu tun haben, brauchen Sie noch nicht mal in der Nähe zu sein.« Er ließ einen Augenblick verstreichen. »So wie bei Ihrem Freund Charlie. Sie haben die Schwingungen empfangen und konnten sich nicht dagegen wehren.«
Rauch. Die Tür im zweiten Stock. Rauchgasexplosion.
»Ganz ruhig«, sagte Silver leise. »Jetzt ist alles vorbei.«
Sie holte tief Luft. »Sie scheinen sich einzubilden, eine ganze Menge über mich zu wissen. Wer sind Sie? Sind Sie eine Art Reporter?«
»Nein, und ich habe nicht die Absicht, irgendjemandem zu verraten, auf welche Weise Sie Sam benutzen. Das ist allein Ihre Sache.«
»Gott sei Dank.« Sie versuchte zu lächeln. »Denn im Grunde ist es lächerlich. Niemand würde mir diesen Hokuspokus abkaufen.«
»Da gebe ich Ihnen Recht. Wir leben in einer sehr sachlichen Welt ohne Raum für Phantasie. Ich kann sehr gut verstehen, warum Sie sich schützen. Sie wollen, dass Brandstifter ihre verdiente Strafe bekommen, gleichzeitig wissen Sie, dass man Sie auslachen würde, wenn Sie keine Möglichkeit hätten, dem, was Sie sehen, Glaubwürdigkeit zu verleihen.« Er tätschelte Sams Kopf.
»Auftritt des Superspürhundes Sam. Sie hätten sich allerdings einen aussuchen können, der ein bisschen überzeugender wirkt.«
»Ich brauche Ihr Verständnis nicht. Und Sam ist genau richtig für mich.« Sie befeuchtete sich die Lippen und schaute in ihre Kaffeetasse. »Und wenn Sie mir jetzt genug von Ihren wilden Mutmaßungen unterbreitet haben, würden Sie vielleicht die Güte haben, mir zu erklären, warum Sie hier sind?«
»Ich habe einen Job für Sie.«
»Was für einen Job?«
Er musterte sie einen Moment lang. »Sie sind noch nicht so
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