Die Spur fuehrt nach Tahiti
,Kaufhaus des Westens“ vorbeifahren.
Die gemeinsame Idee mauserte sich in Null Komma nichts zu einem Plan, an dem die beiden dann so lange herumfeilten, bis seine Durchführung hundertprozentig wasserdicht war und nichts, aber auch gar nichts schiefgehen konnte. Es sei denn, ein Erdbeben käme dazwischen.
Für Ekke Krumpeter war es schon von Anfang an klar, wohin er hinterher mit seinem Anteil aus der Beute flüchten würde.
Nach Fakarava.
Das war eine der mehr als zweihundertfünfzig Inseln, die zu Französisch Polynesien gehörten und über Tahiti zu erreichen waren.
Ekke hatte von Fakarava immer wieder mal Filme im Fernsehen gesehen und dann in den „Südseegeschichten“ von Jack London über die Insel gelesen oder auch bei einem anderen amerikanischen Schriftsteller namens Dean Frisbie oder so ähnlich, der angeblich jahrelang in der Südsee gelebt hatte. Dieses Fakarava mußte ein Traum sein, und für Krumpeter hatte es nie den geringsten Zweifel gegeben, daß er dort eines Tages landen würde. In Wirklichkeit hatte er bei dem Ding im KaDeWe schließlich nur mitgemacht, um sich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen zu können.
Er hatte schon rechtzeitig damit angefangen, Französisch zu büffeln, und er hatte alles, was er an Büchern oder auch an Prospekten über Tahiti auftreiben konnte, regelrecht verschlungen. Den Stadtplan von Papeete und alle Adressen, die irgendwann einmal wichtig für ihn werden konnten, hatte er sich immer und immer wieder eingetrichtert. Das alles war in seinem Kopf gespeichert und jederzeit abrufbereit wie das ABC oder das Einmaleins.
Und jetzt war es soweit.
Was würde ihn auf Fakarava erwarten?
Draußen pflügte sich das Flugzeug weiter durch die Nacht und durch den Regen, der auf das Metall der Tragflächen trommelte. Und als es dann in etwa elftausend Meter Höhe die westliche Grenze von Kaschmir erreicht hatte, war auch Ekke Krumpeter eingeschlafen. Er lag mit angezogenen Knien unter seiner Decke, aus der oben nur seine hellblonden Haare herausguckten und unten seine Füße in weißen Socken.
Am nächsten Morgen weckte ihn der rothaarige Steward zum Frühstück. Es regnete immer noch, und die Maschine flog gerade durch eine dunkle Wolkenwand. Als Ekke sich aufrichtete, konnte er kaum die Positionslichter auf den Tragflächen sehen.
Leicht benommen angelte er nach seinen Schuhen, die immer noch da standen, wo er sie abends hingestellt hatte. Er hielt in der Bordtoilette seinen Kopf unter das Wasser, und dann machten ihn zwei Tassen Kaffee endgültig wach.
Schon etwa zwei Stunden später setzte die Maschine zur Landung an, schwenkte nach rechts und stieß dann nach unten. Sie kam aus den Wolken heraus und flog auf die zementgrauen Start- und Landebahnen zu. Auch hier in Tokio regnete es. Als die Räder den Beton berührten, gab es einen Stoß, der hart genug war, um die Passagiere, die wieder eingenickt waren, endgültig aufzuwecken.
Ein starker Wind trieb die Nässe vom Flugfeld her.
Beim Aussteigen beeilten sich die Fluggäste und versuchten sich zu schützen, so gut es ging. Die Fußballer der tahitischen Nationalmannschaft hatten sich ihre eiergelben Trainingsjacken über die Köpfe gezogen.
Unten an der Gangway verteilten ein paar überfreundliche Japaner in dunkelblauen Uniformen die angekommenen Passagiere auf zwei riesige Flughafenbusse. Der eine von ihnen rollte mit den Fluggästen, deren Reise hier in Tokio zu Ende war, zur Ankunftshalle und zum Zoll. Der andere brachte Ekke Krumpeter zusammen mit den über hundertfünfzig Tahiti-Touristen der Reisegesellschaft und den jungen Fußballspielern zur Transithalle. Wer nicht in Japan blieb, mußte weder sein Handgepäck noch seinen Paß kontrollieren lassen.
Das hatte Ekke Krumpeter gewußt.
Erst in Papeete würde er wieder seinen falschen Paß zeigen müssen.
Aber daran wollte er jetzt noch gar nicht denken.
Und er konnte in diesem Augenblick nicht ahnen, daß die tahitische Nationalmannschaft, zwischen deren dunkelhäutigen Jungens er jetzt im Bus stand, dabei sehr bald eine wichtige Rolle für ihn spielen würde.
Von Tokio sah Ekke Krumpeter Null Komma nichts. Durch die hohen und gelblich getönten Fenster blickte man nur auf das Flugfeld. Vor den regennassen Startbahnen stauten sich Maschinen aus allen möglichen Ländern. Sie warteten mit laufenden Triebwerken, bis sie endlich mit dem Starten an der Reihe waren.
In der großen Halle gab es eine Kaffeebar mit flinken japanischen Angestellten in
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