Die Spur fuehrt nach Tahiti
Kassenraum des Warenhauses die Beute gleich an Ort und Stelle geteilt hatte? Für jeden eine runde Million vermutlich, und die in gebrauchten Scheinen. Das war eine ganze Menge Moos.
Keiner hatte dem anderen gesagt, wohin er fliehen oder wo er sich verstecken würde. So konnten sie sich gegenseitig nicht verpfeifen, falls bei einem von ihnen etwas schiefging und er von der Polizei in die Mangel genommen wurde.
Ekke Krumpeter wünschte in diesem Moment ganz aufrichtig, daß auch Manni Glück gehabt hatte und in Sicherheit war.
Aber er selbst war ja auch noch nicht in Sicherheit.
Da gab es noch die Sache mit seinem Gepäck.
Hoffentlich waren seine drei Koffer in Berlin noch rechtzeitig an Bord gekommen und lagen jetzt irgendwo unter seinen Füßen im Laderaum der Maschine.
Da er zollamtlich bereits in Tegel abgefertigt worden war, ging es in Frankfurt gleich in den Transitraum und von dort schon zwanzig Minuten später in einem Bus zur Maschine der Lufthansa. Sie parkte auf dem Flugfeld zwischen Jumbos aus Thailand, den USA und Saudi-Arabien.
Als sie in der Luft waren und ein rothaariger Steward gerade den Gebrauch der Sauerstoffmasken erklärte, meldete sich der Flugkapitän über die Bordlautsprecher. Der direkte Flug nach Tokio würde so etwa elf Stunden dauern, der Zeitunterschied betrage neun Stunden. Man würde also die Nacht durchfliegen und morgen ziemlich genau um zwölf Uhr Ortszeit in Narita, dem dortigen Flugplatz, landen. Es sei eine größere Reisegesellschaft an Bord, die dann mit der Air France nach Tahiti weiterfliegen würde. Man müsse nicht befürchten, diesen Flug zu verpassen. Wetterprobleme würde es vorerst nicht geben.
„Übrigens“, fügte er hinzu und machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach, „wir begrüßen an Bord die Fußballnationalmannschaft von Tahiti, die gestern in ihrem Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft — “
Mehr war von der Durchsage nicht mehr zu hören.
Die Passagiere hatten sich nämlich umgedreht und applaudierten höflich.
Die Fußballer saßen ganz hinten in der Maschine, alle in eigelben Hemden und weißen Hosen. Sie riefen ein paarmal hintereinander „Wow“, deuteten mit ihren geballten Fäusten an, daß sie ganz fraglos die Größten seien, und ließen beim Lachen ihre Zähne aus den dunklen Gesichtern blitzen. Schließlich sprang einer der jungen Männer aus seinem Sitz hoch, breitete die Arme auseinander und verbeugte sich nach allen Seiten. „Merci, mesdames et messieurs, merci beaucoup!“
Die Passagiere klatschten in die Hände, als säßen sie in einem Zirkus.
Als der Jet an Baku vorbei und wenig später über das Kaspische Meer flog, kam zuerst die Nacht, und dann kam der Regen.
Die Passagiere hingen in ihren Sesseln und schliefen. Nur im hinteren Rumpfteil der Maschine brannte noch Licht. Dort hatten sich ein paar von den tahitischen Fußballspielern zum Kartenspielen zusammengesetzt.
Ekke Krumpeter hatte bereits bei Einbruch der Dämmerung seine neuen Schuhe ausgezogen. Sie drückten ihn um die großen Zehen herum schon seit Berlin. Er hatte sie unter den Sessel des Passagiers gestellt, der vor ihm saß. Damit war er das Risiko eingegangen, daß sie vielleicht durch die ganze Kabine rutschten, falls das Flugzeug schräg ansteigen oder in eine Kurve gehen sollte. Er hatte sich von einer der Stewardessen eine Decke geben lassen, sich in sie eingewickelt, und dann hatte er sich der Länge nach hingelegt. In seiner Dreierreihe waren die zwei Sitze neben ihm leer geblieben.
Er versuchte zu schlafen. Aber das funktionierte nicht. Es gab zu viele Gedanken, die wie Schmetterlinge durch sein Gehirn flatterten. Er lag mit geschlossenen Augen, die Hände hinter dem Kopf. Mit seinen Armen bildete er zwei Dreiecke.
Schließlich waren die letzten Tage und Wochen ganz schön aufregend gewesen. Der Tresor im Kassenraum des Berliner „Kaufhaus des Westens“ hatte schon seit geraumer Zeit in ihren Träumen herumgespukt. In den Träumen von Ekke und den Träumen von Manni Zasche.
Aber erst als die Zeitungen eines Tages schrieben, daß die englische Königin schon in allernächster Zeit Berlin besuchen würde, und als dieselben Zeitungen später einen Stadtplan abdruckten, auf dem eingezeichnet war, auf welchen Straßen und Plätzen man die Queen bei ihrer Rundfahrt bejubeln könnte, erst da zündete die Idee. Und das bei Krumpeter und Manni so ziemlich im gleichen Moment.
Die Wagenkolonne Ihrer Majestät sollte nämlich direkt am
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