Die Spuren der Seele
reichen schon zwei Bäume,
• und zwei Hügel zeigen bereits ein generelles Hügelthema an.
Wer eine der seltenen Mischformen hat, zum Beispiel halber Kreis mit innenliegender Schlaufe (gilt als 50% Kreis, 50% Schlaufe) oder eine Baumform, umrandet von einer Haube (50% Baum, 50% Schlaufe), möge einfach die halben Anteile rechnen.
Falls jemand zusammengerechnet über alle zehn Finger mindestens acht Schlaufen hat, rückt das Thema Herz und emotionales Wachstum in den Vordergrund. Es geht darum, sein Herz zu öffnen und immer wieder aus den gewählten Sackgassen herauszukommen. Da Schlaufen mit Abstand am meisten vorkommen, handelt es sich hier um die häufigste Aufgabe, obwohl sie als Grundforderung des Christentums heute nicht mehr sehr populär ist. Unerlöste Schlaufenbesitzer sind sich oft über ihre Gefühle im Unklaren und werden von einer Flut von Emotionen hin und her gerissen. Sie sitzen häufig (beleidigt) in Sackgassen voller Gefühlskälte, ohne ihre Herzenswärme noch zu spüren. Eskalationen der Situation des verschlossenen Herzens drängen auf große Schritte nach vorn, etwa den Mitmenschen das Herz zu öffnen, Gefühle zuzulassen oder intensive Emotionen im Hinblick auf Vater und Mutter zu erleben. Ungelöste emotionale Blockaden im eigenen Elternsein, zum Beispiel in Auseinandersetzungen mit Teenagern, können und sollen aufbrechen. Die persönliche Form ehrlichen emotionalen Ausdrucks zu finden und sie auch noch zu kommunizieren ist die Herausforderung, die bahn brechende Ergebnisse bringt, aber auch einiges an Überwindung kostet.
Eine gute Übung ist, sich zu fragen, ob es jemanden gibt, ob jemand zurückbleibt, mit dem noch kein Herzensfriede erlangt wurde, wenn man in diesem Moment die Erde verlassen müsste. Wenn ja, wie wäre dem Gefühlschaos zu entkommen und Frieden zu finden?
Bei zusammengerechnet mindestens vier Kreisen tritt das Thema Dienen in den Lebensvordergrund. Die Betreffenden müssen lernen, sich selbst und den Mitmenschen zu dienen, ohne sich aufzugeben und zum Opfer zu machen oder in selbstgerechte Überheblichkeit zu fliehen. Es gilt, den geistigen Anlagen und Aufgaben zu entsprechen in Richtung Entwicklung eigener Erkenntnisse über sich und die Umwelt. Richard Unger hält dies für die herausforderndste der vier möglichen Seeleninitiationen über die Fingermuster, denn diese Konstellation eröffnet eine Fülle von Möglichkeiten, der Idee des Dienens gerecht zu werden. Dienen ist dabei natürlich nie im Sinne des unerlösten Sich-zum-Sklaven-Machens zu verstehen, sondern als ein der Entwicklung und dem Leben Dienen. Dadurch wird das eigene Leben zunehmend bedeutungsvoller für die Betroffenen selbst, aber auch für ihre Umwelt. Es geht darum, das Dienen als Chance zu begreifen. Nur wer ein Gefühl für sich selbst entwickelt, kann anderen wirklich helfen.
Wer mindestens zwei Bäume an seinen Fingern vorweist, was eher selten ist, gehört nach Unger in die sogenannte Schule der Weisheit. Seine Aufgabe besteht darin, den eigenen Verstand engagiert durch Erfahrungen zur Einsicht zu bringen und aus der Verzettelung zu erlösen. Die Gefahr ist, den Intellekt zu benutzen, um sich von anderen oder womöglich sogar vom Leben zu isolieren. In der Schule der Weisheit gilt es dagegen zu lernen, weniger zu denken, zu analysieren und zu zögern. Nichtdenken ist hier der Weisheit letzter Schluss auf dem Weg der Selbstverwirklichung. Es mag wie Ironie erscheinen, dass uns tiefste Weisheit im Nichtdenken zuteil wird. Dabei könnte der östliche Weg der Meditation mit dem Ziel von Gedankenfreiheit anklingen. Der andere, eher westliche Zugang ist, Wissen zu erwerben und aus Erfahrung zuerst klug und dann weise zu werden beziehungsweise Wissen in Weisheit zu wandeln. Das drückte Sokrates, einer der gebildetsten Menschen seiner Zeit, aus, als er sagte: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.«
Zugang zu dieser Weisheit bekommt, wer sich voll und ganz ins Leben einbringt, sich verletzlich macht und zeigt, wie er wirklich ist. In der Lebenspraxis fällt den Betreffenden aber oft schon jede kleine Entscheidung unendlich schwer wie ein Sprung vom Zehnmeterbrett. Auch das Eingehen von Verpflichtungen ist für sie überaus schwer. Oft neigen sie dazu, biegsam wie ein Weidenbaum, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. In der unerlösten Form enden sie oft gekränkt und einsam wie ein Baum allein auf weiter Flur, mit gebrochenen Ästen oder gar völlig geknickt, ohne die geringste
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