Die Spuren der Seele
Zeh) schrie gleichsam nach Entlastung. Als Einzelkind hatte das Mädchen gelernt, auf die Eltern Rücksicht zu nehmen, und sich selbst bereits mit acht Jahren hintangestellt. Mit den vielen geschluckten Aggressionen war es auch in der Schule ausgesprochen schüchtern geblieben. Es genügte, die elterliche Aufmerksamkeit auf diese Situation zu lenken, einige Vorschläge von offensiven Gesprächen über Kreativitätstraining bis zu Tanzen und Trommeln zu machen, und das junge Leben befreite sich dramatisch. Die Wandlung begann mit ungewohnt wilden Zeichnungen und erreichte über weitere Befreiungsaktionen schließlich ein ausgelassenes Stadium von sympathischer Lebendigkeit, das auch die Eltern ungleich glücklicher machte als der ursprünglich gestaute Energie- und Lebenszustand.
Die meisten Menschen reagieren auf Fußanalysen beschwingt, befreit und glücklich, wenn ich es wage, auch die wunden Punkte anzusprechen – ihre Hühneraugen im übertragenen Sinn, die Punkte, wo sie der Schuh (im Leben) drückt oder ihnen jemand auf den Zehen steht. Es macht mir große Freude, Menschen auf die eigenen Füße zu helfen, indem ich ihnen ausgehend von den Händen und Füßen Auswege aufzeige. Nicht wenige schweben davon, nehmen ihr Leben viel besser in die eigenen Hände und stehen auch besser da. Ich hoffe sehr, dass Sie nach der Lektüre diese Freude mit uns teilen können.
[ 1 ] Ruediger Dahlke, Die Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben: Resonanz – Polarität – Bewusstsein, München 2009.
[ 2 ] Siehe auch die Internet-Seite von Pascal Stössel: www.handanalysis.ch
Den ganzen Menschen sehen
Warum treiben Menschen so viel Aufwand mit Kosmetik, Frisuren, Bärten und selbst mit plastischer Chirurgie? Immer steht dahinter der Wunsch, sich nicht so zu zeigen, wie man ist. Wir neigen zum Verbergen, und sei es nur von aschfahler, unlebendiger Haut. Wer lässt sich schon gern in die Karten schauen?
Aber wir würden nur zu gern den anderen in dieselben blicken. So haben wir uns daran gewöhnt, in einer Gesellschaft von Pokerspielern zu leben – mit entsprechendem Pokerface. Jeder hinter seinen Mauern verborgen und doch bemüht, hinter die Mauern anderer zu blicken, hinter ihre Geheimnisse zu kommen, ohne etwas von sich preiszugeben.
Manchmal denken sich astrologisch vorgebildete Menschen, sie hätten gern ein Horoskop ihres Gegenübers, bevor sie sich tiefer mit ihm einlassen. Viele brauchen viel Zeit und können erst nach langen Erfahrungen Vertrauen entwickeln. Andere würden gern wenigstens einen Blick in den Bücherschrank jenes Menschen werfen, mit dem sie zu tun bekommen. Junge Leute, die sich heute im Rahmen von Single-Gesellschaft und One-Night-Stands schnell aufeinander einlassen, haben oft nicht einmal mehr einen, aber was sie immer haben, sind Hände, und die müssen sie irgendwann auf den Tisch legen. Später in der Beziehungsanbahnung müssen sie auch ihre Füße zeigen, und zwar nackt. Denn längst hat sich herumgesprochen, dass, wer die Socken anlässt, in der Regel kalte Füße und damit Angst vor der neuen Situation hat. Er verbirgt mit seinen Füßen eine Visitenkarte, wie sie ehrlicher nicht sein könnte. Vielleicht ist es also unbewusste Absicht, wenn die Socken »in der Eile« vergessen und angelassen werden. Man(n) will sich dann noch nicht so ganz offen zeigen, sondern lieber verbergen, wie er im Leben steht und welche Ängste, welcher Kummer ihn betrüben, welche Wünsche und Freuden ihn andererseits antreiben. Das alles und noch viel mehr ließe sich nämlich an seinen Zehen ablesen.
Wer die Hände auf den Tisch legt und sich auf die blanken Füße schauen lässt, schafft damit nackte Tatsachen. Er offenbart sich in umfassender Weise denjenigen, die beides zu lesen verstehen. Die Hände zeigen unser Ver hält nis zur Welt, die Füße unser Ver ständ nis von uns selbst. Für ein erfolgreiches Leben mag Ersteres entscheidend sein, für ein glückliches Leben aber ist Letzteres mindestens genauso wichtig.
Während wir die Hände ständig der Welt zeigen, behalten wir unsere Wurzeln meist lieber für uns. Damit ist auch die häufig anzutreffende Diskrepanz zwischen oben und unten zu verstehen. Nicht selten gehören zu gepflegten Händen ziemlich heruntergekommene, vernachlässigte Füße, die von der Missachtung der eigenen Wurzeln erzählen. Dies passt zum modernen Trend, denn wir nehmen heute das Sichtbare wichtiger als das vermeintlich Unsichtbare, nach der Devise »Mehr scheinen als
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