Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
Vom Netzwerk:
hast es nicht verursacht, und du hättest auch nichts anders machen können, um es zu verhindern. Der Mann stand unter Drogen und hatte eine Pistole. Wenn du und Chris zu Hause gewesen wärt, hätte es vielleicht zwei Tote mehr gegeben.«
    Das hatte ich alles schon gehört. Und ich konnte nicht widersprechen. Aber die Schuldgefühle verschwanden dadurch nicht.
    Â»Ich stelle mir trotzdem die Fragen, Doc. Was, wenn das Garagentor nicht offen gewesen wäre? Was, wenn Chris oder ich jemanden gehört und gerufen hätten – wäre Marshall dann wieder gegangen?« Ich spürte, dass die Gefühle mit mir durchgingen, was ich nicht zulassen wollte. »Außerdem … das Schlimmste ist … das letzte Mal, als ich meine Mom sah, haben wir uns gestritten.« Ich spürte, wie meine Unterlippe zu zittern begann, und beschloss, nicht noch tiefer zu graben. Ich biss mir auf die Lippe und senkte den Blick.
    Â»Willst du darüber reden – über deine Beziehung zu deiner Mom?«
    Ich schüttelte den Kopf. Nicht jetzt.
    Â»Okay«, sagte Gillespie. »Aber wenn ich ehrlich zu dir sein darf: Ich glaube, du leidest an der Schuld des Überlebenden, und es würde nicht schaden, wenn wir noch ein bisschen mehr darüber sprechen würden.«
    Â»Ich schaffe das schon«, versicherte ich ihm.
    Ich ging, ohne einen neuen Termin zu vereinbaren.
    Aber später am Abend ließ mich der Gedanke nicht los. Ich durchlebte diese Nacht vor zwölf Jahren immer wieder und wünschte, ich wäre zu Hause gewesen. Die Fragen und Möglichkeiten, was hätte passierenkönnen, wenn alles anders gewesen wäre, wirbelten in meinem Kopf herum – und in jedem Szenario wäre die Sache anders ausgegangen, wenn ich nur zu Hause geblieben wäre. Antoine Marshall wäre in ein anderes Haus eingebrochen, und meine Familie wäre gerettet gewesen.
    Ein paar Minuten vor Mitternacht schickte ich Aaron Gillespie eine E-Mail und bat um einen neuen Termin.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
53
    Am letzten Samstag im Juni wachte ich früh auf und ging mit Justice spazieren. Es hatte schon fast dreißig Grad und bis zum Nachmittag waren mindestens fünfunddreißig vorhergesagt. Sprinklersysteme liefen in der ganzen Nachbarschaft, und ein paar frühmorgendliche Jogger versuchten, der Hitze zu trotzen.
    Als ich nach Hause zurückkam, mähte ich zum ersten Mal seit zwei Wochen den Rasen. Der Vorgarten war nicht groß, aber das Haus stand auf einem Hügel, und bis ich fertig war, war ich verschwitzt, müde und außer Atem. Ein Teil meiner Erschöpfung war dem Schlafmangel und der emotionalen Anspannung geschuldet, aber ich hatte in den letzten Monaten auch weniger trainiert als zu jeder anderen Zeit als Erwachsener.
    In ein paar Tagen würde ich mich Tausenden verrückter Bewohner von Atlanta anschließen und am 4. Juli den Peachtree Road Race laufen. Das tat ich schon seit acht Jahren ohne Unterbrechung, und ich würde jetzt kein Jahr auslassen, auch wenn es vermutlich eine meiner bisher langsamsten Zeiten werden würde.
    Ich setzte mich auf die Veranda, dachte über das Rennen nach und trank Eistee, während Justice mich anbettelte, seinen Tennisball zu werfen. Zusätzlich zu allem anderen fühlte ich mich jetzt auch noch schuldig, weil ich Justice in den letzten Monaten so vernachlässigt hatte und weil ich so außer Form war. Jamie Brock, einst Olympiaanwärterin im Kajak, jetzt erschöpft vom Rasenmähen.
    Sogar Justice schien ein paar Extrapfunde zugelegt zu haben. Es war noch nicht ganz neun Uhr morgens, und ich war samstagmorgens umdiese Zeit normalerweise schon im Büro, aber ich wusste, ich konnte nicht so weitermachen.
    Â»Willst du schwimmen gehen?«, fragte ich Justice.
    Er spitzte die Ohren, als könne er ihnen nicht trauen. Er begann mit dem Schwanz zu wedeln und schlug damit gegen das Verandageländer. Dann fing er an herumzuspringen und tänzelte auf der Veranda herum, während Aufregung und Adrenalin durch seinen Körper strömten.
    Er hüpfte hinüber zur Hintertür und kratzte daran. Ich musste über seine Begeisterung lächeln. Ich zog mir Trainingsklamotten an und konnte Justice kaum unter Kontrolle halten, während ich mein Kajak auf den Wagen lud.
    Wir gehen zum Fluss! Justice spürte es, und allein der Gedanke machte ihn verrückt.
    Letzten Sommer waren wir fast jedes Wochenende

Weitere Kostenlose Bücher