Die Staatsanwältin - Thriller

die Genugtuung einer Erwiderung.
    Â»Sprechen wir über das, an was wir alle denken«, fuhr Rowena fort. »Kein Angeklagter hatte in den letzten zwei Wochen hier in Milton County den Mumm, sich vor einem Gericht irgendeiner Sache schuldig zu bekennen. Keiner meiner Mandanten hat das getan. Jeder hier in diesem County weiß, dass Deals mit der Staatsanwaltschaft und Schuldbekenntnisse hier Vergangenheit sind. Warum? Weil Männer wie Mr Brandywine, die bereit sind, die Verantwortung für ihre Verbrechen zu übernehmen, innerhalb von sechsunddreißig Stunden nach ihrer Freilassung getötet werden. Wenn das Gericht über seine Strafe nachdenkt, sollte es meiner Meinung nach die Tatsache mitbedenken, dass Mr Brandywine sich heute schuldig bekannt hat, weil es das Richtige war, obwohl er dadurch sein Leben aufs Spiel setzt.«
    Richter Whitaker gab mir die Gelegenheit, das zu erwidern, und ich explodierte. »Euer Ehren, ich kann nicht glauben, was ich da eben gehört habe. Dieser Angeklagte – Jimmy Brandywine – hat gerade zugegeben, dass er Hunderte Fotos von jungen Mädchen auf seinem Computer angegafft hat, und jetzt will seine Anwältin, dass Sie ihn als eine Art Helden betrachten? Das kann nicht Ms Guilfords Ernst sein! Nur, weil die Angeklagten in diesem County eine Art Komplott ausgeheckt haben, das System zum Erliegen zu bringen, sollten wir nicht jemanden belohnen, der mit Kinderpornografie zu tun hat.«
    Ich beruhigte mich. Holte tief Luft. »Jedes dieser Bilder ist ein Verbrechen für sich. Ms Guilford hat recht; ich will wirklich, dass Euer Ehren diesen Mann für den Rest seines Lebens im Gefängnis halten soll. Denn dieser Mann ist niederträchtig. Und es gibt keine Garantie, dass ein Mann, der so selbstsüchtig und ausbeuterisch ist wie er, nicht einen Tag, nachdem er wieder raus ist, wieder junge Mädchen begaffen wird. Aber ich weiß, eine lebenslange Strafe ist nicht möglich. Acht Jahre ist ein Angebot, Euer Ehren. Weniger wäre eine Beleidigung für die Leben dieser jungen Opfer.«
    Als ich mich wieder setzte, zog Richter Whitaker ein Gesicht, als bekäme er nicht genug bezahlt, um solche Entscheidungen zu treffen. »MsBrock hat da einige richtige Dinge angesprochen«, sagte er. »Und wie die Staatsanwaltschaft weiß, war dieses Gericht in der Vergangenheit unnachgiebig gegenüber Sexualstraftätern. Aber Ms Guilford hat ebenfalls recht. Der Angeklagte hatte vor seiner Verhaftung eine saubere Akte. Und es gibt keine Anschuldigungen, dass er Kinderpornografie verbreitet oder produziert hätte. Wie Ms Guilford außerdem sagte, muss ich die Überfüllung unserer Gefängnisse mitberücksichtigen und diesem Angeklagten zugutehalten, dass er seine Schuld zugegeben hat. Kein anderer Angeklagter war in den vergangenen zwei Wochen in irgendeinem Gerichtssaal in Milton County mutig genug, das zu tun.«
    Whitaker unterbrach sich und machte sich ein paar Notizen. Ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare sträubten. Ich wusste, das Urteil würde mir nicht gefallen.
    Â»Wie Ms Brock vorschlug, wird dem Angeklagten auferlegt, sich als Sexualstraftäter registrieren zu lassen. Außerdem wird er zu den von Ms Brock vorgeschlagenen acht Jahren Gefängnis verurteilt, die aber bis auf die bereits verbüßten sechs Monate zur Bewährung ausgesetzt werden. Zusätzlich werden dem Angeklagten zwei Jahre überwachter Bewährung auferlegt und er wird fünftausend Dollar an den Hilfsfonds für Verbrechensopfer zahlen.«
    Â»Gott sei Dank«, hörte ich Brandywines Mutter hinter mir sagen. Ich fand die Bemerkung blasphemisch.
    Richter Whitaker benutzte seinen Hammer, und Guilford dankte dem Gericht für seine Entscheidung. Ich schüttelte Rowena die Hand, warf Brandywine einen bösen Blick zu und stolzierte aus dem Gerichtssaal.
    Es herrschte Chaos in Milton County. Ich konnte mich an keinen Kinderpornografiefall erinnern, in dem der Angeklagte so leicht davongekommen war. Die Insassen hatten jetzt offiziell die Leitung des Irrenhauses inne.

    Als ich Masterson von dem Urteil erzählte, schlug er vor, die Polizei von Milton County anzurufen und in den nächsten Tagen einen Wagen vor Brandywines Haus zu postieren. Ich erinnerte Masterson daran, dassBrandywine ein Pornosüchtiger sei, kein städtischer Würdenträger. Aber ich wusste, er hatte recht. Wenn Brandywine etwas passierte,