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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Siger
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nichts an den Ereignissen.« Noch ein tiefer Seufzer. Für die Dekanin war das dasselbe wie ein Schlag mit einem Richterhammer.
    »Ich werde Sie mit sofortiger Wirkung für das restliche Studienjahr suspendieren. Bis dahin müsste die Untersuchung beendet sein. Ich werde Ihre Stelle freihalten, und Sie können sich zusammen mit anderen Kandidaten im Sommer neu bewerben. Wir werden mit unserer Entscheidung bis nach dem 7. August warten.«
    Mace war klar, was das bedeutete. Der 7. August war das neue Datum für Antoines Hinrichtung. Bis dahin würden die Gerichte über Maces Antrag entschieden haben, und die Untersuchung seines Verhaltens würde beendet sein. Dekanin Ellison gab ihm jede Chance, seinen Namen reinzuwaschen.
    »Danke«, sagte Mace.
    »Die meisten Leute bekommen niemals eine Chance zur Wiedergutmachung«, sagte Dekanin Ellison. »Sie haben jetzt zwei bekommen. Machen Sie diesmal das Beste daraus.«
    »Ich glaube, Sie machen hier einen Fehler, Sylvia«, schaltete sich John Shaw ein. »Diese Sache wird nicht einfach verschwinden, wenn wir nicht rigoros durchgreifen.«
    »Ich bin nicht daran interessiert, dass diese Sache verschwindet. Ich bin daran interessiert, für die richtige Sache einzutreten.«
    Shaw schüttelte den Kopf und blickte finster drein. Mace hoffte, der Mann werde eines Tages selbst einmal auf der Anklagebank sitzen. Für einen Anwalt wie Shaw, der ein geborgenes Leben geführt hatte, war Gnade nur ein Konzept, und zwar eines, das ständig die wahre Anwendung der Gerechtigkeit störte. Aber für Männer wie Mace, denen schon viel vergeben worden war, war Gnade wie die Luft zum Atmen. Ohne konnte man einfach nicht überleben.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
47
    Jimmy Brandywine war ein Verlierer in jeder Hinsicht. Er war weich und teigig, mit einem schiefen Zahn und lockigen braunen Haaren. Sogar mit einunddreißig wuchs ihm noch kein richtiger Bart; die Stoppeln in seinem Gesicht zählten wohl kaum. Er litt erwiesenermaßen an paranoider Schizophrenie und war seinen vorherigen beiden Anwälten gegenüber handgreiflich geworfen, wenn seine Medikation nicht gestimmt hatte. Vor seiner Verhaftung hatte er bei seiner Mutter gewohnt und war vierzehn Monate lang mit Unterbrechungen arbeitslos gewesen. Die Polizei hatte ihn im Zuge einer verdeckten Ermittlung in einem Pornoring hochgenommen und Hunderte von kinderpornografischen Bildern auf seinem Computer gefunden.
    Jimmy war seit sechs Monaten im Gefängnis, als seine neue Anwältineinen Monat vor dem Prozess behauptete, Jimmy sei nicht in der Lage, zu seiner eigenen Verteidigung beizutragen. Rowena Guilford, eine der am schwersten arbeitenden Pflichtverteidigerinnen, die ich kannte, argumentierte, dass Jimmy wiederholt von anderen Gefangenen missbraucht worden sei. Dieser Missbrauch habe seine bereits vorher bestehenden psychischen Probleme verstärkt und in den Wahn abgleiten lassen. Ihrem Antrag zufolge glaubte Jimmy jetzt, die ganze Welt habe sich gegen ihn verschworen – inklusive seine eigene Anwältin. »Der Angeklagte kann seine eigene psychotische Vorstellungswelt nicht mehr von der Realität unterscheiden und ist daher nicht verhandlungsfähig«, schrieb sie.
    Kurz danach wurde Jimmy von Dr. Aaron Gillespie untersucht, der erklärte, der Angeklagte sei doch verhandlungsfähig. Das Gericht stimmte zu. Und so begann der Prozess am Dienstagmorgen.
    Richter Whitaker war ein massiger schwarzer Jurist, der dafür bekannt war, bedacht und unparteiisch zu sein. Rowena Guilfords Rat folgend, hatte Jimmy auf sein Recht auf einen Geschworenenprozess verzichtet; Richter waren im Allgemeinen gnädiger bei Anklagen wegen Pornografie. Aber bevor Whitaker die Richterbank betrat und die Verhandlung eröffnete, kam Rowena zu mir an den Tisch. »Ich würde gerne über einen Deal reden«, sagte sie.
    Und zu jedem anderen Zeitpunkt wäre das zu erwarten gewesen. Wir hatten einen Fall, den wir nicht verlieren konnten – die Polizei hatte Brandywines Computer durchsucht und pornografische Bilder von minderjährigen Mädchen gefunden. Aber in den vergangenen zwei Wochen hatte kein einziger Angeklagter versucht, einen Deal zu schließen.
    Ich versuchte mich zu zieren. »Wozu soll das gut sein? Wir haben ihn auf frischer Tat ertappt.«
    Rowena sah mich finster an. »Hören Sie auf mit dem Mist, Jamie. Wir wissen alle, dass hier alles den Bach runtergeht. Mein Mandant ist bereit, sich schuldig zu bekennen und sein Leben zu riskieren, wenn er aus den

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