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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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wie eine Tür geöffnet wurde und sich wieder schloss. Erst dann atmete sie wieder.
     
    Lily brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln. Bald würde sie ausführlicher nachdenken müssen, um die vielen neuen Gedanken und Gefühle zu ordnen. Doch jetzt ging es darum, das Gespräch mit dem Direktor zu Ende zu bringen.
    »Direktor …«, begann sie.
    Der Direktor sah sie an. Seine Züge waren wieder so entspannt und gelassen wie zuvor. »Ja?«, fragte er.
    »Was geschieht nun?«
    Als Antwort griff der Direktor unter seinen Schreibtisch und öffnete eine Schublade. »Nun müssen Sie eine Entscheidung treffen.« Aus der Schublade zog der Direktor einen rostigen Eisenschlüssel. Das schwere, unhandliche Stück Metall wirkte in seinen Händen fehl am Platz. »Hinsichtlich des Direktoriums sind Legenden im Umlauf, seltsame und schreckliche Geschichten. Eine davon besagt, dass Leute, die hierherkommen, für immer verschwinden.« Der Direktor drehte den Schlüssel in den Händen und betrachtete ihn nachdenklich. »Aber Legenden erzählen stets von schrecklichen, hochdramatischen Begebenheiten. Was für eine Enttäuschung wäre es für alle, wenn sie von der Tür in der Stadtmauer erführen.«
    Lily spürte, wie ihr Herz einen Sprung machte. »Aber … ich dachte, es gäbe nichts außerhalb der Stadt«, sagte sie.
    Der Direktor schüttelte den Kopf. »Daran haben Sie bestimmt nie geglaubt. Bestimmt wissen Sie, Miss Lily, dass der einzige Weg, etwas vollständig und wahrhaftig zu verstehen, darin liegt, es als Ganzes zu sehen – von außen.«
    Lily starrte den Schlüssel an. »Verbannen Sie mich?«, fragte sie stockend.
    Einerseits war sie entsetzt darüber, andererseits konnte sie nicht abstreiten, dass tief in ihr Begeisterung und Neugierde aufflackerten. Sie erinnerte sich daran, wie sie damals im Turm aus den Fenstern geschaut und versucht hatte, so viel wie möglich zu sehen. Es war das beste Gefühl gewesen, das sie je gehabt hatte.
    Außerdem waren ihre Eltern irgendwo dort draußen, in jener unbekannten Welt.
    »Nein. Es ist keine Verbannung«, sagte der Direktor und holte sie damit aus ihren Gedanken. »Ich werde Sie nicht zwingen zu gehen. Einer der Richter kann über sein Schicksal frei entscheiden.«
    »Einer?«
    Der Direktor lächelte verhalten. »Wenn Sie diesen Weg wählen, Lily, dann müssen Sie den anderen Richter mitnehmen. Niemand wird sein Verschwinden aus dem Gefängnis bemerken.« Das Lächeln des Direktors erlosch. »Es war … geschmacklos, seinen Diener davon zu überzeugen, seine Falle etwas früher als beabsichtigt zuschnappen zu lassen, aber leider notwendig. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Sie zu mir kommen würden, und das Verschwinden eines derartig bekannten jungen Mannes wie Mr Mark hätte zu viel Aufsehen erregt. Es sei denn, er verschwände zunächst auf eine eher herkömmliche Art und Weise.«
    Lily biss sich auf die Unterlippe und spürte, wie die Temperatur im Raum sank. Der Direktor hatte sie gegen Lord Ruthven verteidigt, aber sie erkannte, dass er auf seine Art nicht weniger unbarmherzig war.
    »Und wenn ich Agora nicht verlasse?«
    Der Direktor runzelte die Stirn. »Dann habe ich mich schmerzlich geirrt. Ihnen wird jedoch nichts geschehen. Sie werden in Ihr Almosenhaus zurückkehren, das sich zu gegebener Zeit auflösen wird. Wahrscheinlich werden Sie und Ihre Freunde ein etwas angenehmeres Leben fuhren, aber Mark muss im Gefängnis bleiben. Und nichts wird sich je ändern.«
    Lily schluckte nervös. Wenn sie sich doch nur mit jemandem besprechen oder Mark fragen könnte, was er davon hielt. Aber sie wusste, dass der Direktor seine Worte mit Bedacht gewählt hatte. Er hatte gesagt, dass nur einer von ihnen diese Entscheidung treffen könne. Und das war sie. Sie hoffte, dass Mark, welche Entscheidung sie auch immer treffen würde, ihr vergeben würde.
    »Aber wie können wir über irgendetwas ein Urteil sprechen?«, fragte sie. »Wer hört denn auf uns?«
    Der Direktor lächelte. »Im Mitternachts-Statut steht geschrieben, dass euer Urteil kein bewusstes ist. Ihr werdet mit jedem Wort und jeder Handlung, durch euer ganzes Wesen urteilen. Ihr werdet kaum die Folgen eures Tuns ersehen können, bis zum Schluss. Erst dann werdet ihr staunend auf das zurückblicken, was ihr getan habt.«
    Lily wollte ihm widersprechen, wollte sagen, dass ihr die Entscheidung damit nicht leichter gemacht würde, aber ihre Stimme erstarb unter dem Blick des Direktors.
    »Genug der Worte, Lily«, sagte

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