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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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er. »Du musst dich jetzt entscheiden.« Er legte den Schlüssel vor sich auf den Schreibtisch. Er schimmerte im Kerzenlicht.
    Der Direktor berührte den Schlüssel. »Nimm diesen Schlüssel und werde zur Gegenspielerin. Werde in einem fremden Land wiedergeboren, befreie den Protagonisten aus seiner Zelle, und suche deine Eltern. Sieh Agora so, wie es wirklich ist.« Er zog seine Hand zurück. »Nimm nicht den Schlüssel und kehre in das Leben zurück, das du kennst. Unverändert, unwissend und unwichtig. Aber sicher.« Der Direktor hatte sich auf seinem Stuhl hoch aufgerichtet. Macht blitzte in seinen Augen. »Wähle, Lily, aber sei umsichtig. Verlasse das Direktorium, und lebe für den Rest deines Lebens wie jeder andere Bürger. Verlasse Agora, und du wirst nie wieder zurückkommen.«
    Lily betrachtete den Schlüssel. Jeder kleine Rostfleck war klar und deutlich zu erkennen, als sei sämtliches Licht in dem dunklen Büro allein auf diesen Schlüssel gerichtet. Sie dachte an Laud und Theo und an Benedikta, die im Almosenhaus auf sie warteten. Sie dachte an ihre Eltern, irgendwo dort draußen im Unbekannten. Sie dachte an Gloria, der so grausam das Leben geraubt worden war. Sie dachte an Mark, der fiebrig in seiner Zelle liegen bleiben würde – es sei denn, sie befreite ihn. Sie dachte an das Gute, das sie tat, an die vielen hundert Schuldner, denen sie schon geholfen hatte und die vielen hundert weiteren, die jeden Tag vor der Tür standen. Sie dachte an die Stadt in all ihrer schrecklichen, seelenlosen Pracht, und die Massen ihrer Bewohner gingen ihr durch den Kopf – sie alle waren unwissend, allesamt Teil eines Plans, des Traums längst verstorbener Gründer.
    Alle lagen sie im Schlaf und wollten nicht geweckt werden.
    Die Stadt wartete.
    Dann traf sie ihre Entscheidung.

 
KAPITEL 25
     
Das Versprechen
     
    Mark erwachte vom Geräusch näher kommender Schritte.
    Er stützte sich auf den Ellbogen, blinzelte zum Fenster, das ein wenig graues Dämmerlicht hereinließ, und rieb sich die Schulter, die von einer weiteren Nacht auf dem harten Strohbett wehtat.
    Er lauschte. Die Schritte waren nicht schwer genug für die seines Vaters, der ihm versprochen hatte, am Morgen mit ein paar Decken wiederzukommen. Er konnte ihn nicht freilassen, aber momentan hätte er ohnehin nicht gewusst, wohin er hätte gehen sollen.
    Mark hörte, wie eine Tür im Korridor knarrend geöffnet wurde. Die Schritte waren zu entschlossen, als dass sie Benediktas hätten sein können. Das Mädchen ging so sanft, wie es redete.
    Der nächste Gedanke ließ Mark erschrocken zusammenfahren. War es womöglich Lily?
    Vom Schlaf benommen, streckte er die Arme aus, packte die Gitterstäbe und zog sich auf die Füße. Wer auch immer da kommen mochte, er war nicht mehr weit weg. Die letzte Tür zwischen ihnen ging auf.
    Sie war es nicht. Zuerst hatte er geglaubt, sie sei es, aber diese Frau war älter und deutlich besser gekleidet. Sie trat eilig durch die Tür im Gang, in einer Hand eine Laterne, in der anderen einen Schlüsselbund. Vor Marks Zelle blieb sie stehen. Er sah zu, wie sie einen Schlüssel aus dem Bund auswählte und ihn ins Schloss seiner Zellentür schob.
    Der Schlüssel drehte sich knarrend.
    Mark trat verwirrt einen Schritt zurück. Vielleicht schlief er ja noch.
    Die Frau sah ihn an. »Die meisten Gefangenen würden nicht vor einer offenen Tür zurückweichen«, sagte sie.
    »Ah …« Mark war immer noch nicht ganz bei sich, aber dann merkte er, dass er an seinem zerrissenen Hemd zupfte, durch die Tür nach draußen ging und die Frau dabei beobachtete, wie sie hinter ihm wieder zusperrte.
    »Hier entlang«, sagte sie und machte auf dem Absatz kehrt.
    Mark tappte ihr hinterher.
    Sie gingen tiefer und immer tiefer in das Gefängnis hinein. Bald wichen die Zellentrakte steinernen Korridoren, langen Gängen, die feucht und leer waren. Er spürte, wie der Boden leicht nach unten führte und dann wieder anstieg, bis er nicht mehr sagen konnte, wo sie sich befanden. Immer noch marschierte die Frau stumm vor ihm her. Ihre Laterne leuchtete ihnen den Weg.
    Schließlich fand Mark seine Stimme wieder. »Hören Sie, ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mich aus dieser Zelle geholt haben, aber …« Er blieb stehen. »Wer sind Sie eigentlich?«
    Auch die Frau blieb stehen, drehte sich zu ihm um und hielt sich die Laterne vors Gesicht. Ein Ausdruck von Traurigkeit lag in ihren Augen.
    »Ich heiße Verity und bin hier, um Ihnen den Weg nach

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