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Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson

Titel: Die Stadt und die Sterne - Mit einem Vorwort von Gary Gibson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clarke Arthur C.
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gesehen von der Tatsache, dass sie sehr kurzlebige Wesen waren und sich, so merkwürdig es auch klingen mag, ohne die Hilfe von Gedächtnisanlagen und Materiebildnern fort pflanzen konnten. In einem komplizierten und anscheinend unkontrollierbaren Prozess wurden die Grundstruk turen jedes menschlichen Wesens in mikroskopisch kleinen Zellen bewahrt, die übrigens im Körper selbst entstanden. Wenn du dich dafür interessierst, können dir die Biologen mehr darüber sagen, aber das Verfahren ist nicht von großer Bedeutung, denn es wurde schon in grauer Vorzeit aufgegeben.
    Ein menschliches Wesen wird durch seine Persönlich keitsstruktur, seinen Charakter bestimmt. Die Struktur eines Menschen, und noch viel mehr die Struktur eines mensch lichen Geistes, ist unglaublich kompliziert. Und doch brach te die Natur diese Struktur in einer winzigen Zelle unter, die so klein war, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen konnte.
    Was der Natur gelingt, kann der Mensch auf seine Art nachmachen. Wir wissen nicht, wie lange es dauerte – eine Million Jahre vielleicht –, aber was ist das schon! Schließlich lernten unsere Vorfahren, wie man die Informationen, die jedes einzelne menschliche Wesen definieren, ermitteln und aufbewahren konnte – und wie diese Kenntnis dazu verwendet wurde, das Original wiederzubeschaffen, so, wie du eben diese Couch geschaffen hast.
    Ich weiß, dass dich solche Dinge interessieren, Alvin, aber ich kann dir nicht genau sagen, wie man es machte. Die Art, wie diese Informationen aufbewahrt werden, ist völlig unwichtig; nur die Struktur selbst spielt eine Rolle. Sie mag in Form von Schriftzeichen auf Papier, in Form von Magnetfeldern oder in Form von elektrischen Impulsen gespeichert werden. Die Menschen haben diese Methoden der Speicherung angewendet und noch viele andere. Es möge die Feststellung genügen, dass es ihnen vor langer Zeit gelang, sich selbst zu speichern oder, genauer ausgedrückt, die entkörperlichten Strukturen, mit denen sie in das Dasein zurückgerufen werden konnten.
    So viel ist dir schon bekannt. Auf diese Weise haben uns unsere Vorfahren praktisch Unsterblichkeit verliehen und gleichzeitig die Probleme ausgeräumt, die mit der Abschaffung des Todes verbunden sind. Tausend Jahre in einem Körper sind genug für einen Menschen; am Ende dieser Zeit ist sein Gehirn mit Erinnerungen überlastet, und es verlangt ihn nur noch nach Ruhe – oder einem neuen Anfang.
    In nicht allzu ferner Zeit, Alvin, werde ich mich darauf vorbereiten, dieses Leben zu verlassen. Ich werde meine Erinnerungen durchgehen, sie überprüfen und diejenigen löschen, die ich nicht behalten will. Dann werde ich die Halle der Schöpfung betreten, aber durch eine Tür, die du nicht kennst. Dieser alte Körper wird zu existieren aufhören und mit ihm das Bewusstsein. Von Jeserac wird nichts bleiben als eine Milchstraße von Elektronen, erstarrt im Innern eines Kristalls.
    Ich werde schlafen, Alvin, traumlos. Dann, eines Tages, vielleicht hunderttausend Jahre später, werde ich mich in einem neuen Körper wiederfinden und diejenigen treffen, die als meine Vormünder bestellt sind. Sie werden sich meiner annehmen, wie Eriston und Etania sich deiner angenommen haben, denn am Anfang werde ich nichts von Diaspar wissen und keine Erinnerung an mein früheres Dasein besitzen. Diese Erinnerungen werden langsam wie derkehren, am Ende meiner Kindheit, und ich werde auf ihnen aufbauen.
    Das ist die Struktur unseres Lebens, Alvin. Wir alle sind schon viele, viele Male hier gewesen, obgleich sich, da die Zwischenzeiten der Nicht-Existenz nach gewissen Gesetzen unterschiedlich lange sind, die gegenwärtige Bevölkerung in dieser Zusammensetzung nicht wiederholen wird. Der neue Jeserac wird neue und andere Freunde und Interessen haben, aber der alte Jeserac – so viel ich von ihm zu bewahren wünsche – wird auch noch existieren.
    Das ist nicht alles. In jedem Augenblick, Alvin, lebt nur ein Hundertstel der Bürger Diaspars in seinen Straßen. Die gewaltige Mehrheit schläft in den Gedächtnisanlagen und wartet auf das Signal, das sie wieder auf die Bühne des Daseins ruft. So besitzen wir also Stetigkeit, aber doch Veränderung – Unsterblichkeit, aber keine Stagnation.
    Ich weiß, was du dich fragst, Alvin. Du möchtest wissen, wann du die Erinnerung an deine früheren Lebensperioden wiedergewinnst, wie es deine Kameraden bereits tun.
    Du hast keine solchen Erinnerungen, denn du bist einzigartig. Wir haben versucht,

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