Die Stahlkönige
Schankraum des Gasthofes betrat. Die meisten Männer, die ihn neugierig musterten, waren mit Tuniken oder Westen aus grobem Stoff und wadenlangen Hosen bekleidet. An den Gürteln hingen kunstvoll mit Bronze und Silber verzierte Scheiden, in denen lange Messer steckten. Ein paar der Gäste trugen Stiefel oder Sandalen, aber die meisten waren barfuss. Kairn dachte an Ansas Rat, schaute sich mit überheblicher Miene um und wich nicht aus, als seine Augen denen eines anderen Mannes begegneten. Schließlich senkte der andere den Blick.
Gelassen setzte er sich an einen kleinen Tisch, und Gelber Vogel eilte zu ihm. Er bestellte sich Bier zum Abendessen, und sie brachte ihm einen Krug mit der dunklen, schäumenden Flüssigkeit. Es schmeckte bitter, aber erfrischend, und er leerte den Krug bis zur Hälfte, ehe sie einen Teller mit knusprigen, heißen Rippchen vor ihn hinstellte.
»Endlich richtiges Essen!«, sagte er zufrieden, riss ein Stück ab und schlug die Zähne hinein. Genüsslich verzehrte er die Mahlzeit, bis nur noch ein Haufen bleicher Knochen übrig war. Dann lehnte er sich zurück und schälte eine gelbe Frucht.
Er wollte mit einigen dieser Männer reden, wusste aber nicht, wie man mit ihnen ins Gespräch kam. Er fürchtete, er würde an Respekt verlieren, wenn er sich um sie bemühte. Eigentlich war das Problem unbedeutend, aber dennoch fiel ihm keine gute Lösung ein. Er winkte Gelber Vogel, und sie eilte an seinen Tisch.
»Ja, edler Herr?« Das hörte sich übertrieben an, aber er verbesserte sie nicht.
»Mädchen, ich will mit einigen dieser Männer über eine Reise auf dem Fluss reden. Wie stelle ich es an?«
Sie zuckte die Achseln. »Spendiere einem von ihnen ein Bier, und er redet, solange du es immer wieder auffüllen lässt. Keine Sorge, ich kümmere mich darum.« Sie ging zu einem anderen Tisch, beugte sich hinüber und sprach mit den Gasten. Ein Mann strich ihr über das Hinterteil. Sie schob die Hand beiseite. Ein zweiter Mann erhob sich und schritt auf Kairn zu.
»Du möchtest etwas über den Fluss erfahren, Herr?« Der Dialekt des Burschen war noch schwieriger zu verstehen als jener der Städter. Er hatte lockiges braunes Haar und einen dichten Bart. Kairn machte eine einladende Geste, und der Fremde setzte sich. Auf ein Zeichen hin brachte Gelber Vogel einen Bierkrug, den sie dem Bärtigen reichte. Der Mann hatte wettergegerbte, tief gebräunte Haut und große, rissige Hände mit schmutzigen Nägeln. Er trug nur die nötigsten Kleidungsstücke, besaß aber ein goldenes Armband und einen goldenen Ohrring. Die Narben verliehen ihm das Aussehen eines Raufboldes, aber die blauen Augen sahen mild und freundlich drein.
»Ich suche einen Landsmann, einen Verwandten, der daheim gebraucht wird. Ist dir ein solcher Mann begegnet?«
Der Fremde schüttelte den Kopf. »Ihr Steppenkrieger seid nur selten in dieser Gegend zu sehen. Ich erinnere mich an eine Gruppe Händler, die vor drei Jahren durch die nördlichen Präfekturen zogen. Sie handelten mit Stahl, und ich bekam ein gutes Messer, weil ich sie und ihre Tiere über den Fluss setzte.« Er klopfte auf die im Gürtel steckende Waffe. Der Griff bestand aus Knochen mit Verzierungen aus Kupfer.
»Der Mann, den ich suche, reist allein, und er müsste vor ein paar Monaten hier gewesen sein.«
»Ich habe ihn nicht gesehen, aber der Fluss ist groß, und ein Mann kann in wenigen Monaten weit reisen. Wohin zieht es dich?«
Das wusste Kairn selbst nicht. Er fragte sich, wohin sich Hael gewandt hatte, ganz allein und in geheimer Mission …
»Welche großen Städte liegen am Fluss?«
»Drei sehr große«, antwortete der Fremde. »Alle befinden sich südlich von hier. Rotfels liegt an der Stelle, wo ein kleinerer Fluss in den Strom mündet. Du brauchst ungefähr zehn Tage bis dorthin. Weitere zehn Tagesreisen bringen dich nach Feuerstadt, wo Porzellan hergestellt wird, und dort, wo der Fluss ins Meer fließt, liegt Delta.«
Keiner der Orte hörte sich viel versprechend an. »Welche ist die Hauptstadt des Landes?«
»Keine. Die Regierung hat ihren Sitz in Felsenstein. Das ist eher eine Festung als eine Stadt. Dort befasst man sich mit Macht, nicht mit Waren.«
Das hörte sich schon besser an. »Und wo liegt Felsenstein?«
»Du musst ein paar Tage den Tensa aufwärts rudern. So heißt der Fluss, an dem Rotfels liegt. Es ist ganz einfach. Er ist breit, aber nicht tief, und die Strömung ist meistens nicht besonders stark. Er windet sich durch eine Ebene
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