Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn
Mann keine Zukunft gab. Er war der Mörder von einhundertfünfzig Arbeitern und seines Partners. Aber wie groß wäre das Ausmaß der Katastrophe geworden, hätte dieses Schiff je abgehoben. Ein Absturz, eine Explosion, gleichgültig welches Szenario sie sich dafür ausmalte, hätte weitaus mehr Opfer gefordert. Das Interesse an der Forschung und die Diskussion über Sinn und Unsinn der Raumfahrt würde ohnehin neu angefacht werden, ausgelöst durch das Fiasko des gestrigen Tages. Doch irgendwann gelänge es den Menschen. Der Weg in das All war ihnen sicher.
»Ihr Sohn wird seine Ehre und Anerkennung bekommen«, flüsterte Anabelle. »Auf Basis seiner Technik können andere Wissenschaftler sein Werk fortführen. Seine Idee wird nicht ungehört bleiben. Er teilt den Traum nach den Sternen mit uns allen. Wenn die Zeit reif ist ein Sternenschiff zu bauen, wird auch er diese letzte Grenze durchbrechen.«
ENDE
Tanja Meurer
Tanja Meurer, geboren 1973 in Wiesbaden, ist gelernte Bau-zeichnerin aus dem Hochbau, arbeitet seit 2001 in bauverwandten Berufen und ist seit 2004 bei einem französischen Großkonzern als Dokumentationsassistenz beschäftigt.
Nebenberuflich verdingt sie sich als Autorin und Illustratorin für verschiedene Verlage.
Mehr findet ihr unter:
www.tanja-meurer.de
und
www.nights-end.de
Es ist nicht leicht, kein Held zu sein
Bernd Meyer
Das fahle Licht des Mondes fiel auf das Aussichtsdeck der World of Æther und warf die Schatten der beiden an der Reling stehenden Personen auf die Wand hinter ihnen.
Der Luxusliner glitt gemächlich durch den Æther, fast schien es den Passagieren so, als befänden sie sich auf einer Kreuzfahrt über einen der irdischen Ozeane. Doch das gemächliche Schwanken des Fahrzeugs durch die Wellen fehlte ebenso, wie die frische Brise, die man auf der Erde gespürt hätte. Stattdessen war um sie herum der schier endlose Sternenozeans, diese samtene Schwärze, in der die fernen Lichtpunkte der Sterne schwammen. Eine Glaswand trennte die Passagiere vom Æther, sorgte aber dafür, dass der großartige Ausblick nicht getrübt wurde. Fast unmerklich drehte das Schiff ein wenig nach Steuerbord ab, so dass der Mond ganz langsam achteraus wanderte. Die kleinere der beiden Gestalten ließ den Kopf sinken und seufzte leise. Sofort wandte sich die andere Person ihr zu.
»Lady Walsington, ist Euch nicht gut? Soll ich den Steward rufen?«
Wäre ein Beobachter zugegen gewesen, hätte er die schlankere der beiden Gestalten als weiblich erkannt. Modisch gekleidet, der kostbare schwarze Stoff die Figur der Trägerin umschmeichelnd, das lange rote Haar von einem kleinen Hut gekrönt. Die grünen Augen schimmerten hinter dem hauchdünnen, schwarzen Schleier feucht über der zierlichen Stupsnase und den vollen Lippen. Sie umfasste die Reling fester, als würde sich eine Ertrinkende an den rettenden Halt klammern. Ohne ihren Blick zu heben schüttelte sie den Kopf.
»Es ist nichts, Sir Geoffrey, aber haben Sie Dank für Ihre Besorgnis. Der Anblick lässt mich nur ein wenig sentimental werden. Wie Sie vielleicht wissen, war mein Verlobter bei der königlichen Marine. Er ... kam von einer Patrouille nicht zurück. In Erfüllung seiner Pflicht gefallen, sagte man.«
Sie wandte sich ab, beide Hände auf der Reling, und starrte hinaus in die Schwärze. Sir Geoffrey, noch vom Dinner formal in seinen Frack gekleidet, für den Besuch auf Deck den Zylinder auf dem Kopfe, lehnte sich auf seinen Gehstock mit dem Silberknauf und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Sein wohlfrisiertes, blondes Haar ragte unter der Kopfbedeckung hervor, seine grauen Augen ruhten auf der Gestalt der Lady vor ihm. Es schmerzte ihn, sie derart traurig zu sehen, aber der Anstand verbot ihm, sie tröstend in den Arm zu nehmen, wie sein Herz es ihm sagte.
Er hatte sie erst vor ein paar Tagen kennengelernt, genau an diesem Ort, auf dem Aussichtsdeck. Sie war jeden Abend hier, betrachtete den Æther und dachte an die Vergangenheit. Doch selbst wenn sie keine Trauer getragen hätte, würde es sich nicht schicken, ihr derart zu nahe zu treten. So musste er sich damit begnügen, in ihrer Nähe zu bleiben und abzuwarten. Ein Angebot – das wohl nie in Anspruch genommen werden würde.
Ach, wäre seine Familie doch nur noch so bedeutend wie zu den Zeiten seines berühmten Vorfahren. Aber nur dessen Ruhm war geblieben, nicht die Stellung der Familie oder das Vermögen, dafür hatte
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