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Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn

Titel: Die Steampunk-Chroniken - Aethergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holzhauer (Herausgeber)
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suspekt, der Mann hatte keinen Funken modisches Verständnis. Er kleidete sich praktisch , bei Gott, nicht nach den Gesichtspunkten der Mode. Wäre da nicht die Tatsache, dass die Queen ihn geehrt hatte, und die Verwandtschaft, Sir Geoffrey hätte ihm ganz klar abgesprochen, ein Gentleman zu sein. So aber musste er ihn wohl oder übel ertragen, auch wenn es schwerfiel. Aber da Bredon nicht hier war, oblag es offenbar ihm, die Familienehre hochzuhalten. Er hoffte, er würde sich dieser Aufgabe gewachsen zeigen.
    »Geschütze ... nun ja,« entgegnete der Kapitän. »Die Konstrukteure gingen davon aus, dass die königliche Marine im Bedarfsfall den Schutz übernehmen würde. Deswegen haben wir – wenn man diesen hochtrabenden Begriff verwenden möchte – zwei Breitseiten zu je zwei dreieinhalb Zoll-Kanonen und einem Tesla-Geschütz. Eigentlich eher, um zu zeigen, dass wir bewaffnet sind, nicht wirklich nützlich, befürchte ich. Dazu noch eine Handvoll Gewehre und Faustfeuerwaffen, auch diese eher zu Repräsentationszwecken. Sie sehen also, wir sind nicht viel mehr als ein alter, zahnloser Hund.«
    Der Kapitän lachte dröhnend über seinen Scherz und Sir Geoffrey fiel höflich mit ein, während sich in seinem Kopf ein Plan zu formen begann. Ein sehr riskanter Plan, aber er baute darauf, dass die Piraten die Besatzung der World of Æther nicht für so dumm hielten, derartige Dinge zu versuchen. Nun musste er die Besatzung nur noch davon überzeugen, genau das zu tun. Und nebenbei beten, dass sein wahnwitziger Plan gelang. Warum eigentlich war Bredon nie da, wenn man ihn einmal brauchte?
     
    * * *
    »Sir Geoffrey, sind Sie sich wirklich sicher, das gut überlegt zu haben? Haben Sie nicht doch möglicherweise etwas übersehen? Keine andere Option denkbar? Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber bitte bedenken Sie, dass wir anderen keine Helden sind, nur ganz normale Untertanen Ihrer Majestät. Was, wenn wir Ihren Vorstellungen nicht gerecht werden können?«
     
    Sir Geoffrey lächelte sanft.
    Nette Worte, aber ich weiß doch ganz genau, dass ihr mich für verrückt haltet und am liebsten einsperren würdet. Himmel, ich selbst halte mich ja auch für verrückt, auch nur ansatzweise anzunehmen, das hier könnte klappen. Aber es ist vielleicht unsere einzige Chance, den Schurken Herr zu werden. Und wäre ich kein Nelson, dann würdet ihr mir das auch ganz klar sagen und es nicht nur denken. Anstatt aber diese Gedanken auszusprechen, legte er lieber dem Kapitän beruhigend die Hand auf die Schulter.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Mein Butler war früher Kanonier, einer der Besten. Hat unter mir gedient, ich habe ihm schon des Öfteren mein Leben anvertraut. Und es nie bereut, ansonsten würde ich hier ja nicht stehen.«
    Sein Lachen verbarg seine Nervosität. Zu viel konnte schief gehen, jetzt. Er konnte nur hoffen und beten, dass sein Plan wie ersonnen funktionierte. Mit fragend hochgezogener Augenbraue wandte er sich an den ersten Offizier.
    »Sir Geoffrey, wir haben wie befohlen den Piraten signalisiert, dass wir uns ergeben und beigedreht. Damit wenden wir ihnen nun unsere Breitseite zu. Keine Antwort bisher von der Königlichen Flotte. Die Passagiere haben keinen Verdacht geschöpft, die Stewards haben den Halt als eine bessere Möglichkeit, die Schönheit des Mondes zu genießen ausgegeben. Die Mannschaft verhält sich ruhig, um kein Aufsehen zu erregen. Die Verfolger scheinen keinen Verdacht geschöpft zu haben und nähern sich weiter. Alles läuft nach Plan, Sir. Und wenn ich das sagen darf, Sir, die Besatzung ist stolz, unter Ihrem Kommando kämpfen zu dürfen. Wo Sie doch einer der heldenhaften Nelsons sind, Sir.«
     
    Sir Geoffrey nickte dankend, dann wandte er sich der Brückenseite zu, von der die Angreifer kamen. Jetzt waren schon Einzelheiten des Piratenschiffes zu erkennen. Guter Zustand, wie er neidlos anerkennen musste. Von der Bewaffnung her um ein Vielfaches überlegen, aber das hatte er vorher gewusst. Gegen die World of Æther waren selbst die Kutter der Flotte kleine Schlachtschiffe. Aber es gab eine Chance, wenngleich auch nur eine recht winzige Chance. Klappte der Versuch nicht, so würden die Piraten keine Gnade mit ihnen kennen, wie er annahm. Immerhin hätten sie versucht, diese Schurken zu täuschen. Es musste einfach gelingen. Nicht auszudenken, wenn ... Er zwang seine Gedanken fort von Lady Walsington und wieder zurück zur aktuellen Situation. Das Schiff der Verfolger drehte jetzt

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