Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu
benutzerfreundlich, falls du verstehst, was ich meine.«
»Ich glaub schon.«
»Behaarte Frauen sind wie ein normaler PC und die glatt rasierten gleichen einem Apple, verstehst du? User friendly. Apple geht es um die Logik der Sache, deswegen nimmt Mac überhand. Und die rasierten Frauen wissen das. Die schönsten Frauen sind wie glatte Äpfelchen. Behaarte Pfirsiche sind out.«
»Du hast echt ein Rad ab.«
»Ich bin ein Realist. Kein geiler Romantiker. Ich bin kein Weltenforscher wie Emil Holub, der sich durch einen üppigen Regenwald zu den Quellen des Amazonas durchschlägt.«
»Holub ist in Afrika gewesen.«
»Ist doch wurscht … Ich bleibe noch kurz hier. Die haben doch ’ne Vorband.«
»Na eben. Die Vorband ist gut … Eine benutzerfreundliche Apple-Sängerin. Ein echtes Paradiesäpfelchen.«
»Woher weißt du das?«
»Weiß ich einfach.«
»Du lernst schnell, Doktor Holub.«
Petr lächelt. »Malmö, lass uns gehen.«
»Malmö ist sowieso die Schönste. Die lässt keinen an sich ran.«
»Ich lasse sie dir hier, wenn du magst. Ihr könnt euch austauschen.«
»Die würde sich in mich verknallen, ich kenn das.«
Petr zahlt. Er versucht, den Blick der Serviererin aufzufangen, ihr in die Augen zu sehen, aber sie ignoriert ihn. Als er sich in der Tür umdreht, sieht er Egon am Nebentisch Platz nehmen. Er wird ihnen tolle Geschichten erzählen, die Petr alle schon mehrmals gehört hat. Zum Schluss nimmt er eine von ihnen mit. Wie so ziemlich jedes Mal.
SUPERMAN, SPIDERMAN, LOSERMAN
I n seinen Ohren rauscht es immer noch. Immer mehr.
Er steht an der Bar. Bestellt einen Espresso und einen Schnaps. Dann noch einen. Die goldfarbene Flüssigkeit benetzt die Wände des kleinen Glases, für einen kurzen Moment erkennt Wayne auf der Oberfläche sein eigenes Gesicht. Von Clark hat er neulich Biowhisky geschenkt bekommen. Der Kater danach fühlte sich leider nicht Bio an.
Von irgendwoher schwappt der Geruch von überhitztem Öl zu ihm herüber. Eine Sekunde lang hat er Angst, dass er wie im KFC wieder ohnmächtig wird. Er wird nie wieder Pommes bestellen. Wer weiß, was da alles reingemahlen wird. Als er den dritten Schnaps herunterstürzt, flitzt ein großer weißer Hund an ihm vorbei. Er sieht auf sein Handy. Eine neue Nachricht. Sein Kontostand. Er löscht die SMS .
Er geht hinaus auf die Straße und sieht sich um. Die Kleine muss bald kommen. Dann ruft er noch einmal zu Hause an. Zu Hause in Delaware.
Sein Vater nimmt ab. Von Mike nichts Neues, aber genau das beruhigt Vater. Und er erzählt Wayne etwas über einen Tornado, den er gerade im Fernsehen gesehen hat. Wayne sagt, er würde im nächsten Monat vielleicht für ein paar Tage vorbeikommen. Vater ist überrascht. Er fragt, ob alles in Ordnung sei.
Wayne antwortet nicht.
Wayne. Wie er diesen Namen hasst. Seine ganze Schulzeit sehnte er sich nach einem Spitznamen. Da sich keiner einen ausgedacht hat, versuchte er es selber. Er hätte viel lieber Superman, Spiderman oder sogar Loserman geheißen, bloß nicht Wayne. Aber keiner von den Namen bürgerte sich ein. Nicht einmal die Kleine hat sich was für ihn ausgedacht. Eine Zeitlang dachte er, sie könnte ihn der Große nennen, aber er fand es peinlich, sie darum zu bitten – genauso wie er es peinlich gefunden hätte, ihr zu erzählen, dass er nicht an sie denken kann, wenn er sich einen runterholt, weil er sie zu doll liebt. Oder weil es ihn nicht anmacht.
An Mike war der Hollywoodstar-Kelch vorbeigegangen. Bei seiner Geburt waren solche Namen wohl bereits wieder aus der Mode. Dabei wollte ausgerechnet Mike ständig Cowboy spielen und Rodeostar in Texas werden. Er liebte Cowboyfilme mit John Wayne und die Grünen Teufel hat er mindestens fünfmal im Monat auf Video geguckt. Mike hatte Glück. Er wurde nach Mutters Bruder benannt, der mit zwanzig beim Surfen ertrunken war.
Waynes Vater sagt noch irgendetwas, aber Wayne hört nicht zu. Er sieht sich um. Er steht vor dem Akropolis in einer Gruppe von jungen Frauen. Er entdeckt Hana und Milena. Seinem Vater erzählt er, er müsse in eine Dienstbesprechung, und macht das Handy aus.
»Hi, Kleine.«
Sie umarmen sich. Küssen sich. Er streichelt ihre Wange. Sie seine aber nicht. Vielleicht ist sie müde.
»I love you«, flüstert er ihr ins Ohr.
Milena sieht verlegen aus. Als spüre sie, dass es Wayne heute ziemlich schlecht geht, dass er etwas neben der Spur ist. Sie reichen sich die Hand und küssen sich auf die Wange.
»Nice to see
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