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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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acht- und zehntausend Dollar einbringen. Ein Dritter erklärte ihr, das Spiel sei gefährlich, und bot an, es ihr für fünfzig Mäuse abzunehmen. Ja, klar.
    Claudia beschloss, die Karten zu behalten. Trotz ihres Werts war ihre Vorbesitzerin bereit gewesen, sie einer völlig Fremden zu überlassen – aus Respekt vor der magischen Energie, mit der sie getränkt waren. Also wollte Claudia sie eine Zeit lang behalten, um zu sehen, was geschehen würde. Verkaufen konnte sie die Karten später immer noch.
    Seitdem hatte sie sich angewöhnt, mit dem Tarot zu spielen, wenn sie nichts zu tun hatte. Indem sie die Karten wieder und wieder mischte, hatte sie etwas zu tun, während sie nachdachte. Ein- oder zweimal hatte sie versucht, eines der Muster aus dem Taschenbuch zu legen, aber sie besaß weder das Wissen, noch die nötige Begabung, um diese Karten zu lesen.
    Einige Grundlagen hatte sie aus dem Buch gelernt. Die Karten auf der linken Seite waren positiv, die auf der rechten negativ. Einige Karten zeigten die Zukunft, andere die Gegenwart oder Vergangenheit. Aber die Bedeutungen der einzelnen Karten und ihre Beziehungen untereinander überstiegen ihr Wissen, und wenn sie ehrlich war, hatte sie auch kein Interesse daran.
    Aber dann war ihr etwas Merkwürdiges aufgefallen: Jedes Mal, wenn sie die Karten zu einem einfachen Muster auslegte, deckte sie die sieben Großen Arkana auf, jene Karten, auf denen die sieben Götter der Alten Völker dargestellt waren: Taliesin, die Gottheit des Tanzes, Azrael, der Gott des Todes, Inanna, die Göttin der Liebe, Nadir, die Göttin der Tiefen oder des Orakels, Will, der Gott der Gaben, Camael, die Göttin des Herdes, und Hyperion, der Gott des Gesetzes. Es waren die sieben Primärmächte, die den Alten Völkern als die tragenden Säulen des Universums galten.
    Sie waren ebenfalls aufgetaucht, als Claudia den Stapel gemischt und die ersten sieben Karten aufgedeckt hatte. Also mischte sie neu. Und noch einmal. Und wieder tauchten sie auf.
    Nicht einmal, und auch nicht meistens.
    Jedes. Verdammte. Mal.
    Im Buch stand nichts über einen solchen Fall. Claudia hatte im Internet gesucht und schließlich einen Beitrag in einem obskuren Forum gefunden. Jemand hatte behauptet, beim Legen der Karten alle sieben Großen Arkana aufgedeckt zu haben, und um Rat gefragt. Die Diskussion war lang, hitzig und komplex gewesen, dazu voller Spekulationen. Aber im Wesentlichen gab es nur einen Konsens: Diese Karten kündigten einen Zeitraum von lebensverändernder Bedeutung an.
    Wie ungemein hilfreich.
    In den letzten Monaten hatte Claudia die zwanghafte Angewohnheit entwickelt, die Karten zu mischen und die ersten sieben aufzudecken. Das Einzige, was sich veränderte, war die Reihenfolge, in der die sieben Götter erschienen.
    Mischen. Aufdecken.
    Mischen. Aufdecken.
    Wahrscheinlich könnte sie ein krummes Geschäft damit aufziehen und irgendeinem armen Waschlappen in irgendeiner Bar das Geld aus der Tasche ziehen. Vielleicht sollte sie den Rat eines erfahrenen Tarot-Kartenlegers suchen. Der würde ihr für fünfzig Dollar wahrscheinlich erklären, dass es von »lebensverändernder Bedeutung« war, wenn man alle sieben Großen Arkana aufdeckte.
    Mischen. Aufdecken.
    Lebensverändernd. Wie etwa einem Wyr das Leben zu retten. Einem Wyr, den man gefoltert und halbtot liegen gelassen hatte. Was man ihm angetan hatte, war wirklich dumm und gemein gewesen.
    Mischen. Aufdecken.
    Und es war kein einzelner dummer, gemeiner Mistkerl gewesen, der das getan hatte. Claudia hatte zwar nicht viel gesprochen, während Jackson Luis versorgt hatte, aber ihr waren die unterschiedlichen Kaliber der Kugeln aufgefallen, die der Arzt herausgeschnitten hatte. Beide stammten von Gewehren. Claudia hatte sie in der Hand behalten und später abgespült und in ihrer Tasche verschwinden lassen, während Jackson und sie aufgeräumt hatten.
    Es waren also mindestens zwei Mistkerle beteiligt gewesen. Und wie sie schon vorher gesagt hatte, war Luis ein ziemliches Riesenvieh. Ein so großer Wyr hätte es locker mit Bradshaw Junior und seinen dummen, gemeinen Freunden aufnehmen können, wenn sie ihn nicht vorher niedergeschossen hätten.
    Mischen. Aufdecken.
    Das hatten sie also getan. Erst hatten sie auf ihn geschossen und ihn kampfunfähig gemacht. Anschließend hätten sie ihn mit einem weiteren, gut gezielten Schuss in den Hinterkopf erledigen können, aber das hatten sie nicht getan.
    Alles, was danach kam, hatten sie nur aus Spaß

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