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Die Stimme der Jaegerin

Die Stimme der Jaegerin

Titel: Die Stimme der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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wieder verwandelt hatte und auf dem Rückweg zum Zaun war, haben sie mich erwischt. Irgendwie muss ich es verbockt haben. Vielleicht hat einer von ihnen gesehen, wie ich die Gestalt gewechselt habe, oder sie haben gespürt, dass ich ein Wyr bin. Oder ein Hund dieser Rasse hätte sich nicht auf dem Gelände aufhalten dürfen, etwas in der Richtung.«
    Die Erinnerung an diesen Albtraum war wieder in seine Züge getreten. Claudia ballte die Hände zu Fäusten, um dem Drang zu widerstehen, zu ihm zu gehen und ihn zu trösten. Und auf einmal widerstand sie nicht mehr, stand auf und ging zu ihm hinüber. Sie legte eine Hand auf seinen warmen, nackten Arm, und er legte seine Hand auf ihre und drückte sie sanft.
    »Du musst mich so nah wie möglich zu meinem Lagerplatz fahren.« Er sah ihr in die Augen. Sein Blick war klar und fest. »Dort habe ich Vorräte, Kleidung und Waffen. Den Rest der Strecke kann ich laufen. Ein Stück abseits der Straße steht auch mein Jeep. Und dann möchte ich, dass du die Gegend verlässt. Tust du das, bitte?«
    In aller Ruhe sagte sie: »Scheiße, nein.«
    Er war sauer. Stinksauer. Sie sah es an der Haltung seiner Schultern und am Winkel seines Kiefers. Tja, damit würde er wohl klarkommen müssen.
    Ohne große Hoffnung probierte sie ihr Satellitentelefon und war nicht überrascht, als sie keinen Empfang bekam.
    Ein oder zwei Sterne waren zu sehen, obwohl der Himmel größtenteils noch bedeckt und die Landschaft in matte Schatten getaucht war. In den frühen Morgenstunden war die Restwärme vom Tag längst verschwunden, die Luft war schneidend kalt. Als sie in den Wagen stiegen, drehte Claudia die Heizung voll auf. Kurz darauf drehte Luis sie wieder herunter und fing an, mit ihr zu streiten.
    Sie blieb stumm, bog ab, wenn er es sagte, und hielt Ausschau nach unerwünschter Gesellschaft. Schließlich sagte sie in halbwegs mildem Ton: »Ich zieh dir eins über den Schädel, wenn du nicht aufhörst.«
    Als sie zu ihm hinübersah, funkelten seine Augen. Seine düsteren Züge waren verhärtet, und dieser Ausdruck war sogar noch erotischer als sein Flirt-Gesicht.
    Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich werde nicht aufhören.«
    Sie weigerte sich, irgendwelche Zwischentöne darin zu hören. »Du musst aufhören, so emotional zu reagieren, und stattdessen daran denken, was das Bestmögliche wäre.
    »Das Bestmögliche«, spie er aus.
    Sie griff nach seiner Hand und schob sie aus ihren Haaren. »Das Bestmögliche wäre es, wenn du losfährst und mein Satellitentelefon mitnimmst. Du probierst es so lange, bis du Empfang hast. Du bist derjenige mit dem offiziellen Status, den Kontakten und der Amtsbefugnis. Du könntest viel schneller Hilfe herschaffen als ich.«
    Irgendwie hatte sie vergessen, seine Hand loszulassen. Seine langen, warmen Finger hatten sich um ihre geschlossen, und sie fuhr einhändig weiter. »Und du?« Er klang noch immer kurz angebunden, ihm gefiel nicht, was sie sagte. Aber wenigstens hörte er zu.
    »Gehen wir vom schlimmsten Fall aus«, sagte sie. »Auch wenn wir hoffen, dass er nicht zutrifft, müssen wir so handeln, als ob es so wäre. Was, wenn wirklich Personen auf der anderen Seite der Passage im Anderland sind? Das Unternehmen wird ein Lager mit gewerblichen Gesteinssprengstoffen haben. Was würdest du tun, wenn du deine Spuren verwischen wolltest, weil du fürchtest, erwischt zu werden?«
    Er fasste ihre Hand fester, bis sie das Gefühl in den Fingern zu verlieren drohte. Sie hörte ihn atmen. »Was ist dein Vorschlag?«, fragte er schließlich.
    Sie drückte seine Hand, weil sie heraushören konnte, wie schwer ihm diese Frage gefallen war. »Wir müssen uns gegenseitig vertrauen«, sagte sie ruhig. »Bevor du losfährst, hilfst du mir über den Zaun und lässt mich das tun, worin ich wirklich gut bin. Ich werde das Gelände auskundschaften, und wenn alles in Ordnung ist, suche ich mir einen geeigneten Platz, um abzuwarten und zu beobachten. Und wenn jemand etwas versucht, das er nicht sollte, halte ich ihn davon ab.«
    Einen intelligenten Mann erkennt man daran, dachte sie, dass er seine Handlungen von der Vernunft bestimmen lässt, ob er es will oder nicht.
    Sie stellten Claudias Wagen hinter ein paar Yuccas ab, wo er von der Straße aus nicht zu sehen war. Dann nahm Luis seine Wyr-Gestalt an. Zur Sicherheit nahm Claudia ihr Satellitentelefon mit. Zwar besaß Luis ebenfalls eines, aber das hatte zwei kalte Wüstennächte an seinem Lagerplatz hinter sich. Der

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