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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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königlichen Burgen entlang der Nordküste des Landes einzudämmen. »Ich will diese bösartigen kleinen Lords so lange zwiebeln, bis sie das Knie vor mir beugen und mich anflehen, ihnen wenigstens noch ein kleines Stück Land zu belassen!« hatte er einmal gesagt und dabei mit der Faust auf den Tisch geschlagen.
    Nach einer Weile sagte Roland: »Edmond von Clares Burg liegt zwischen Chepstow und Trefynwy, und sein Land grenzt an die Südostecke von Wales. Warum sollte er durch ganz England ziehen, um Eure Nichte zu entführen?«
    Der Graf bewahrte hartnäckiges Schweigen. Er fand es unverschämt, daß dieser Kerl ihm solche Fragen stellte. Doch er bezähmte seinen Zorn. Er konnte es sich nicht leisten, de Tournay zu verärgern. Er hatte ja keinerlei Befehlsgewalt über ihn. De Tournay konnte ihn jederzeit verlassen. Schließlich erklärte er: »Clare haßt den Grafen von Colchester. Er hat meine Nichte entführt, um sich an ihm zu rächen. Er verlangt fast ihre gesamte Mitgift als Lösegeld. Anderenfalls will er sie vergewaltigen und ihr ein Kind machen, bevor er sie mir zurückgibt.«
    »Was hat denn Colchester angestellt, um eine so gräßliche Rache herauszufordern?«
    Damon Le Mark erbleichte. Seine Hände zitterten. Er hätte am liebsten de Tournay für seine teuflische Neugier zermalmt. Er zwang sich jedoch zu einem Lächeln. Es war so eisig kalt, daß es Roland durch Mark und Bein ging. »Soviel ich weiß, hat Colchester vor fünf Jahren unabsichtlich Clares Bruder getötet. Näheres über diesen Zwischenfall ist mir nicht bekannt. Colchester wollte mir nichts darüber sagen. Nun, wie ist es? Wollt Ihr meine Nichte befreien?«
    Roland zweifelte nicht daran, daß der Graf ihn belog. Wahrscheinlicher erschien es ihm, daß er Edmond von Clares Bruder selber getötet hatte. »Wann wurde sie entführt?«
    »Am 3. März.«
    »Dann habt Ihr Euch aber viel Zeit mit der Beantwortung von Clares Forderung gelassen.«
    »Ich bin keineswegs untätig geblieben, während der Zeit, die meine Männer brauchten, um Euch im Bett dieser dummen Französin zu finden!«
    »Marie ist alles andere als eine dumme Frau«, widersprach Roland in aller Ruhe. »Was habt Ihr denn unternommen?«
    »Ich unternahm zwei Versuche zu ihrer Befreiung. Beide sind mißlungen. Oder vielmehr haben die Männer, die ich ausschickte, kläglich versagt. Daß auch der zweite Versuch fehlschlug, habe ich erst vor zwei Tagen erfahren. Clare ließ einen der Männer am Leben und schickte ihn mir mit einer neuen Forderung zurück. Jetzt will der Hurensohn meine Nichte selber heiraten. Selbstverständlich verlangt er weiterhin auch ihre Mitgift. Ich soll ihm bis zum 31. Mai meinen eigenen Priester mit der gesamten Mitgift zum Vollzug der Trauung schicken. Falls ich es nicht tue, will er sie vergewaltigen und sie dann seinen Kriegern zur Belustigung überlassen. Wenn sie das überlebt, will er sie dort behalten, bis sie schwanger ist, und sie dann in den Burggraben werfen.«
    Roland strich sich übers Kinn. »Ich frage mich, warum er sie selber heiraten will.«
    »Um mich noch mehr zu demütigen!«
    »Ist Eure Nichte ebenso schön, wie sie reich ist? Könnten ihn ihr Gesicht und ihre körperlichen Reize ebenso bezaubern wie ihre Mitgift?«
    Im selben Augenblick wurde Roland klar, wie der Graf zu seiner Nichte stand. Er mußte ihr das Leben auf Reymerstone zur Hölle gemacht haben. Roland hätte gern gewußt, wie sich die Mutter bei alldem verhalten hatte.
    »Sie sieht recht gut aus«, sagte Damon schließlich achselzuckend. »Aber sie ist nur ein Weib, mehr nicht. Gelegentlich riskiert sie eine freche Zunge. Doch ein starker Mann wird sie immer beherrschen. Sie muß nur ständig daran erinnert werden, daß man von ihr Gehorsam und Unterwürfigkeit verlangt. Wie gesagt, sie braucht einen starken Mann.«
    Und du meinst, die Rolle des starken Mannes gut gespielt zu haben. »Ich habe vorhin ihre Mutter kennengelernt. Ich kann mir vorstellen, daß sie früher eine schöne Frau gewesen ist. Hat ihre Tochter die gleiche Haarfarbe?«
    »Nein«, sagte der Graf, »das Mädchen hat dunkle Haare, und ihre Augen haben eine merkwürdig grüne Färbung. Klar, aber sehr dunkel. Im Gesicht ähnelt sie ihrer Mutter, nur daß ihre Züge feiner sind.«
    »Ich finde es rätselhaft, daß Clare von Euch verlangt, ihm Euren eigenen Priester zu schicken. Wißt Ihr, warum?«
    »Clare ist ein religiöser Fanatiker. Der Mann wird ganz von seinem Fanatismus beherrscht. Er sieht in meinem

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