Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
Pistole.
    »Ich bin Dr. Beckett. Können Sie mir sagen, warum Sie nicht aus dem Flugzeug steigen wollen?«
    »Ich steige sofort aus. Warum sollte ich nicht rauswollen?«
    Alle gafften ihn an.
    »Gibt es ein Problem?« Seine eigenen Augen schienen die Antwort darauf zu geben: großes Problem.
    »Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten. Können wir das im Flughafengebäude machen?«
    »Wozu?«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Jo, dass Officer Weigel den Kopf schüttelte. »Weil Sie sich eine Stunde lang auf der Toilette eingeschlossen haben und …«, begann er.
    Jo hob die Hand. Kanans Gesicht erstarrte. Seine Pupillen wirkten normal, sie waren gleich groß und reagierten. Sie roch keinen Alkohol. Bemerkte kein Torkeln, Zittern oder Nuscheln. Und dennoch spürte sie, dass etwas ganz Grundlegendes nicht stimmte. Wieder schweifte sein Blick durchs Flugzeug. Dass es leer war, schien ihn zu beunruhigen.
    »Sie sind der Letzte«, sagte sie. »Die Crew muss die Maschine abschließen. Gehen wir rüber zum Terminal.«
    Bedächtig musterte er sie von oben bis unten. »Von mir aus.«
    Auf dem Weg durch den Gang nahmen ihn die Polizisten in die Zange, Weigel vorne, Paterson hinten. Jetzt, aus einigen Schritten Entfernung konnte Jo Kanans Hände sehen,
die locker herabhingen. Es wirkte ungezwungen, aber seine Haltung erinnerte sie an einen Revolverhelden vor einem Duell. Als sie die Reihe vor dem Notausgang passierten, bemerkte er die halb geöffnete Tür. Er drehte den Kopf und betrachtete sie stirnrunzelnd. »Warum ist der Notausgang offen?«
    Jo hätte schwören können, dass die Temperatur schlagartig um zehn Grad fiel. Dann ging Kanan weiter. Vorn standen die beiden Männer, die ihn überwältigt hatten. Kanan wurde schneller. Plötzlich griff er in die Hintertasche.
    »Hey«, entfuhr es Officer Paterson.
    Kanan ignorierte ihn, und dann war es zu spät. Als er das Handy herauszog, war Paterson schon bei ihm.
    Der Polizist war schnell, aber Kanan war schneller. In einer einzigen fließenden Bewegung wirbelte er herum, packte Paterson an der Hand, verdrehte ihm den Arm und zwang den Cop auf die Knie.
    Paterson schrie auf. Die britische Stewardess rief: »Scheiße!« Officer Weigel fuhr herum.
    Einen Sekundenbruchteil lang war Kanans Gesicht eine Maske der Unerbittlichkeit. Grimmig starrte er auf Paterson herab. Dann schien Verwirrung über ihn hinwegzuspülen. »Was …?«
    Voller Entsetzen schaute er den Polizisten an. Hinter ihm löste Officer Weigel sein Halfter und stürmte los.
    Abwehrend streckte Jo die Hände aus. »Warten Sie …«
    Weigel zog einen Taser. »Treten Sie zurück, Doc«, blaffte er.
    Er feuerte. Die Pfeile trafen, und Kanan erstarrte mit einem Ruck.

    Paterson riss sich los. Reglos stand Kanan da. Dann, so schnell, dass Jo kaum folgen konnte, fuhren seine Hände hoch und rollten sich vor seiner Brust zu Fäusten zusammen. Seine Augen erloschen. Sein Blick schlingerte zur Seite, dann drehte sich langsam auch der Kopf nach links, als würde er von einem Magneten im Bogen nach unten gezogen. Paterson rappelte sich hoch und sprang.
    »Nicht«, rief Jo.
    Zu spät. Paterson riss ihn um, und Kanan brach zusammen wie ein gefällter Baum.
    Jo stürzte hinüber. »Officer, nein! Hören Sie auf.«
    Paterson zerrte an Kanan. »Gesicht nach unten.«
    Kanan reagierte nicht. Noch immer wand er sich nach links, die Hände an die Brust gespresst, die Wange am Boden.
    »Hände hinter den Rücken«, befahl Paterson atemlos.
    Jo packte den Cop an den Schultern. »Hören Sie auf. Er hat einen Anfall.«
    »Er leistet Widerstand.« Ächzend versuchte Paterson, Kanans Hände nach unten zu zerren.
    »Officer, es ist ein Anfall. Es hat keinen Sinn, ihn festzuhalten.«
    Kanan zuckte nicht, er schlug nicht um sich und drosch auch nicht den Kopf gegen den Boden. Er war abgetaucht in Gefilde, wo an den Rändern seines Gesichtsfelds helle Linien flammten und ein wildes Farbenspektrum durch sein Bewusstsein wirbelte. Er drehte sich noch immer.
    »Partieller Anfall«, stellte Jo fest. »Lassen Sie ihn sofort los.«

KAPITEL 4
    Kanan lag im Gang der Maschine und rotierte langsam wie auf einem Bratspieß. Jo versuchte, Officer Paterson wegzuziehen. »Rufen Sie einen Krankenwagen.«
    Officer Weigel baute sich vor ihnen auf, den Taser in der Hand. »Das waren hunderttausend Volt. Er wird es überstehen.«
    »Die Elektroschocks haben den Anfall vielleicht ausgelöst, aber es muss noch was anderes mit ihm sein. Officer Paterson, lassen Sie ihn

Weitere Kostenlose Bücher