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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Anterograde Amnesie durch Kontakt mit Nanopartikeln. Aber ich will eigentlich nicht zuschauen müssen, wie sie ständig auf die Tür starrt in der Hoffnung, dass Ian Kanan hereinspaziert.«
    Tang schwieg einen Moment. »Hast du mitgezählt, wie viele von deinen neun Katzenleben du gestern Nacht verbraucht hast?«
    »Ich bin auch froh, dass dir nichts passiert ist, Amy. Ruh dich aus.«
    Jo setzte sich neben Gabe auf die Bank und gab ihm sein Telefon zurück.
    Er reichte ihr eine Tasse Kaffee. »Hoffentlich ist er nicht zu stark.«
    Sie nahm einen Schluck. »Raketentreibstoff. Genau das Richtige.«
    Er legte ihr den Arm um die Schulter. Sie entspannte sich und schmiegte sich an ihn.
    »Gestern Nacht am Flughafen …«, begann sie. »Ich wollte noch mal mit Misty reden, bevor der Unfallwagen Seth
ins Krankenhaus gebracht hat. Sie hat mir keinen Blick gegönnt.«
    »Vielleicht wird sie dir nie verzeihen. Das ist hart, aber daran lässt sich nichts ändern«, antwortete er. »Kanan hat gewusst, welches Risiko er eingeht, und er hat es aus freien Stücken getan. Damit hat er nicht nur seiner Familie, sondern wer weiß wie vielen Menschen das Leben gerettet.«
    »Das Wohl der vielen überwiegt das Wohl der wenigen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für Misty ein Trost ist.«
    »Kanan hat sich geopfert. Aber er hat nicht nur aus Selbstlosigkeit gehandelt. Es war auch eine Wiedergutmachung.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass er Menschen getötet hat. Dass er andere kontaminiert hat. Dass er Unheil über seine Familie gebracht hat.«
    »Er war tapfer. Und er hat sie geliebt.«
    Gabe drückte sie an sich. »Es war auch sehr tapfer von dir, wie du ihm geholfen hast. Dazu gehört viel Mumm.« Seine Stimme wurde weicher. »Es tut mir leid, dass es so ausgegangen ist, Jo.«
    Sie strich sich das Haar aus der Stirn. »Ian hätte immer wieder vergessen, dass seine Familie in Sicherheit ist. Das war ihm klar. Er wusste, dass er in einer Endlosschleife gefangen war, in einer ewigen Krise ohne Auflösung.«
    »Klingt wie die Hölle.«
    »Ohne Gedächtnis zu leben - das ist, als würde man alle paar Minuten sterben. Wenn man alles wieder vergisst, kaum dass es passiert ist, wenn alle Erfahrungen einfach verschwinden,
die Freude und das Leid … o Gott, was für eine leere Existenz.« Sie beobachtete das Wiegen der Bäume im Wind. »Richtig leben kann man doch nur, wenn man die eigene Vergangenheit verarbeitet und sie zu einem Teil von sich selbst werden lässt.«
    Seine Miene wurde nachdenklich. »Hast du gehört, was du gerade gesagt hast?«
    »Ja. Wir müssen die Vergangenheit und die Gegenwart annehmen. Egal, wie schmerzhaft es ist und wie tief die Narben gehen.« Eine Bö fegte ihr die Haare wieder in die Augen.
    Gabe streifte ihr die Strähnen hinters Ohr zurück.
    »Danke, für alles.« Sie lächelte.
    Sein Blick blieb verhangen. »Jo, was mich betrifft …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Sag es mir, wenn du bereit bist.«
    »Ich weiß, dass du dich schon länger fragst, was mich quält. Warum ich so distanziert war. Es hat nichts mit dir zu tun.«
    Mist. »Also mit dir?«
    Er schaute sie an. »Es kann sein, dass ich einberufen werde.«
    Sie erstarrte. »In den aktiven Dienst?«
    »Es steht noch nicht fest, aber so lautet das Gerücht.«
    Jos Herz wurde schwer. »Hast du es ihr schon gesagt?«
    Gabes Blick hing an Sophie. »Nein. Sie soll sich keine unnötigen Sorgen machen.«
    Das kleine Mädchen musste sich keine Sorgen machen. Das tat Jo schon an ihrer Stelle. Sophie braucht einen Vater, keinen Helden. Jo griff nach seiner Hand.

    »Falls es dazu kommt, bin ich zwölf Monate weg.« Seine Stimme klang brüchig.
    »Falls es dazu kommt, weißt du, wo ich bin. Ich fahre nirgendwohin.«
    »Doch. Du fährst mit mir, weil ich in Gedanken immer bei dir bin.«
    Sie beugte sich vor und küsste ihn.
    Er nahm ihr Gesicht in die Hände und erwiderte ihren Kuss. »Weißt du, wie ich mich fühle?«
    »Nein, aber du wirst es mir bestimmt gleich erzählen. Und wenn nicht, kann ich mit dieser Unsicherheit leben.«
    »Dann hältst du mehr aus als ich. Ich hätte nämlich gern eine Antwort auf eine Frage: Wie war das mit den drei Tagen Regenwetter? Heißt das, wir können das Versäumte nachholen, wenn heute Abend schönes Wetter ist?«
    Sie lächelte nur.
    Sophie ließ den Ball unter dem Korb hüpfen. »Hey, wollt ihr spielen?«
    Sie blickten auf. »Klar«, antwortete Jo. Sie rappelte sich auf und zog Gabe mit hoch. »Man weiß nie,

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