Die Strozzi
an der Ausarbeitung der «Ordinamenti della Giustiza» beteiligt, des Gesetzeswerks, das die Rechte des Adels beschnitt und dem bürgerlichen Volk die politische Macht übertrug. Ubertinos Sohn Rosso war ein sehr erfolgreicher Bankier, der bei seinem Tod ein beträchtliches Vermögen hinterließ. Er war nicht der Einzige der Familie, der Geldgeschäfte betrieb. Besonderen Profit strichen die Strozzi bei der Gewährung von Darlehen an die Florenz unterworfenen ländlichen Gemeinden ein, wobei sie oft überhöhte Zinsen gefordert zu haben scheinen. «Wegen der Gefräßigkeit und Verworfenheit des Wuchers» hatte die Kommune Pistoia 1293 solche Geschäfte mit ihren Landgemeinden untersagt, was bedeutet, dass diese Praktiken verbreitet waren.
Das Wappen der Strozzi mit den drei zunehmenden Monden
Später kamen zu den Geldgeschäften auch der Handel und die Fabrikation von Wolltuchen. Viele Strozzi waren außer in der Geldwechslerzunft («Arte del Cambio») auch in der Calimala-Zunft der Kaufleute und in der Zunft der Wolltuchhersteller («Arte della Lana») eingeschrieben. Alle drei Zünfte gehörten zu den höheren der Stadt. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, als Florenz in voller Wirtschaftsblüte stand, weiteten die Strozzi ihre Aktivitäten bis nach England und Frankreich hin aus. Auch in Avignon, dem Sitz der päpstlichen Kurie, war unter dem Namen Strozzi eine Firma tätig. Die große Wirtschaftskrise der Vierzigerjahre, als viele Florentiner Firmen Bankrott machten, überstanden die Strozzi ohne größeren Schaden. Wie die Medici gehörten sie zu jener Schicht von Florentiner Bürgern, die mit Bank und Handel ihren Profit und ihre Mutterstadt groß machten.
Die grundsätzliche Einheit der weitverzweigten Familie drückte sich nicht nur im gemeinsamen Namen aus. Die Strozzi lebten seit alters und sogar später noch, als das Verwandtschaftsverhältnis zwischen den einzelnen Familien nur noch locker war, auch räumlich zusammen. Ihre Häuser lagen eng gedrängt im Stadtviertel Santa Maria Novella, im Distrikt des Gonfalone Rosso. Das Zentrum ihres Wohngebiets bildete der Corso degli Strozzi mit den umliegenden Gassen (siehe Abb. Seite 19). Der kleine Platz, der im 16. Jahrhundert erweitert wurde und heute Piazza Strozzi heißt, war von ihnen um das Jahr 1300 geschaffen worden, als einige Mitglieder der Familie übereinkamen, dass auf diesem Terrain niemals Häuser errichtet werden durften. Es handelte sich also um keinen öffentlichen, sondern einen privaten Raum, der den Strozzi gehörte. Fast das ganze Quartier, in dem die Strozzi einst wohnten, fiel Ende des 19. Jahrhunderts der Stadtsanierung zum Opfer, und nur der mächtige Palazzo Strozzi und ein kleines um die Mitte des 15. Jahrhunderts erbautes Patrizierhaus, der Palazzo dello Strozzino, erinnern heute dort noch an die Familie.
Es war in Florenz nicht ungewöhnlich, dass Familiensippen eng beieinanderwohnten. Ungewöhnlich war nur die große Zahl der Strozzi-Familien und der von ihnen bewohnten Häuser. Es gab im 14. Jahrhundert sehr viel mehr Strozzi als etwa Medici. 1351, drei Jahre nach der großen Pest mit ihren vielen Toten, zählte man immer noch achtundzwanzig Strozzi-Haushalte, 1378 fünfunddreißig, während Filigno de’ Medici damals mit bewegten Worten den Verlust vieler Familienmitglieder und die daraus resultierende personenmäßige Schwäche der Medici beklagte. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts waren die Strozzi die stärkste Familiengruppe in Florenz. Die meisten der neununddreißig Strozzi-Haushalte, die man 1427 zählte, lagen um den Corso degli Strozzi herum. Nicht alle Strozzi waren indessen vermögend und einflussreich, es gab auch Familien unter ihnen, die eher arm zu nennen waren. Doch ob reich oder arm, immer fühlten sie sich im Schoß der großen Familie aufgehoben.
Die wirtschaftliche und physische Stärke der Familie begünstigte auch die Teilnahme am politischen Leben. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts und besonders seit die «Ordinamenti della Giustizia» von 1293 den Adel politisch ausgeschaltet hatten, wurden Mitglieder der Familie Strozzi in die höchsten Ämter der Kommune gewählt. In denblutigen Parteienkämpfen an der Wende zum 14. Jahrhundert standen sie auf der Seite der «schwarzen» Guelfen, die als Sieger aus den Konflikten hervorgingen. Seitdem war das Guelfentum, die Treue zum Papst und zum König von Frankreich, die Grundlage der Florentiner Außenpolitik. Die meisten Strozzi waren
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