Die Strozzi
waren auch Nofris finanzielle Aktivitäten. Er besaß zwar keine eigene Bank, sondern ließ seine Transaktionen über ein Girokonto bei einer anderen Florentiner Bank laufen. Doch gab er den verschiedensten Schuldnern, privaten wie öffentlichen, kleinen wie großen, Kredite; die Zinsen, die je nach den Schuldnern und den Situationen sehr variabel waren, brachten ihm gute Einnahmen. Daneben investierte er in Schiffsversicherungen und spekulierte auf Wechselkurse. Nofri war ein sehr risikobereiter Finanzmann, und seine Rechnungen gingen meistens auf. Wenn Kredite nicht zurückbezahlt werdenkonnten, fielen ihm nicht selten die zur Garantie gestellten Immobilien zu. Überhaupt kaufte er seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts Immobilien in großer Menge, um das verdiente Geld anzulegen und sein Vermögen, zu dem auch Schuldverschreibungen der Kommune gehörten, sicherzustellen. Im Umland von Florenz erwarb er zahlreiche Bauernhöfe, ganz oder zur Hälfte, unzählige Felder, einzelne Häuser, sogar einen Fischteich. 10.000 Fiorini, eine beträchtliche Summe für jene Zeit, gab er für diese Käufe aus. Mehrere Immobilien kaufte er auch im alten Quartier der Familie Strozzi, so ein Haus am Corso degli Strozzi neben dem eigenen Wohnhaus und für die hohe Summe von 1200 Fiorini einen angrenzenden «palagio» (Palast) von größerem Ausmaß, der an der verkehrsreichen öffentlichen Via dei Legnaiuoli lag. Wäre sein Sohn Palla nicht ins Unglück gestürzt, hätte auf diesem Areal schon früh der große Palast entstehen können, den Filippo Strozzi erst gegen Ende des Jahrhunderts verwirklichen konnte.
Politisch gehörte Nofri Strozzi zu jener dem Guelfentum verpflichteten Oberschicht, die seit Ende des 14. Jahrhunderts in Florenz die Macht in Händen hielt. Schon 1385 und nochmals 1396 wurde er zum Gonfaloniere di Giustizia gewählt, dem höchsten Amt im Staat, und im Laufe der Zeit mit vielen anderen öffentlichen Aufgaben betraut, darunter mit wichtigen diplomatischen Missionen. Seine Frau Giovanna oder Nanna, die er 1364 heiratete, war eine Cavalcanti, stammte also aus einer der ältesten Familien der Stadt, die sich adliger Wurzeln rühmte. Ihr Vater Scolaio tat sich als aktiver Verfechter der guelfischen Traditionen und Politik hervor. Dieser Ehe entsprangen sieben Kinder, die Söhne Niccolò und Palla sowie fünf Töchter; dazu kam ein illegitimer Sohn mit Namen Marco.
Nofri Strozzi starb am 3. April 1418. Seiner gesellschaftlichen und politischen Stellung entsprach das überaus feierliche Begräbnis, das sein Sohn Palla, der einzige Erbe nach Niccolòs Tod im Jahre 1411, für ihn ausrichtete. Die Mönche des nahe gelegenen Klosters Santa Trinita begleiteten den Toten in feierlicher Prozession vom Sterbehaus bis in ihre Kirche, wo der Leichnam auf einer mit kostbaren Tüchern ausgeschlagenen Bahre volle vierzehn Tage lang ausgestellt wurde, eine auch für Florentiner Verhältnisse ungemein lange Zeit. Erst am 17. April – es war ein Sonntag – wurde die von sechs Söldnern der Republik getragene Bahre mit seiner sterblichen Hülle durch die Straßender Stadt geführt. Außer seinem Sohn Palla und dessen Halbbruder Marco begleiteten den Toten nicht nur zahlreiche Vertreter der Familie Strozzi, sondern auch Angehörige der Regierung und der Zünfte, dazu viele Geistliche und eine große Menge Volk. Es war nicht zu übersehen: Einer der Großen der Stadt wurde zu Grabe getragen. Ein Mahl für die Mitglieder der «Calimala», der Zunft der großen Kaufleute, der Nofri angehört hatte, folgte auf den feierlichen Umzug. Am Montag wurden nochmals viele Totenmessen für Nofris Seelenheil gelesen, bevor er zur letzten Ruhe gebettet wurde. Sein Sohn Palla beklagte sich noch Jahre später über die Ausgaben, die ihn dieses Begräbnis gekostet hatte.
Pietro di Niccolò Lamberti und andere, Grabmal Nofri Strozzis in der Sakristei der Kirche Santa Trinita in Florenz
Nofri Strozzi hatte schon zu Lebzeiten für seine letzte Ruhestätte gesorgt und den Bau einer Kapelle in der Kirche Santa Trinita in die Wege geleitet, die zusammen mit der darunterliegenden Krypta als Grablege für seine Familie und zugleich den Mönchen als Sakristei dienen sollte. Hier wollte er begraben werden. In seinem 1417 aufgesetztenTestament hatte er dazu bestimmt, dass mit den Zinsen einer bereitgestellten Summe ein Geistlicher für diese Sakristei ernannt, die Kerzen bezahlt und die Feste des heiligen Onuphrius, seines Namenspatrons, sowie des
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