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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Energetiker und Chefingenieur der Landungsgruppe. Er war ein kluger, stiller Mensch mit seltsam müde wirkenden grauen Augen. Er war der einzige, der einen Bart trug, einen richtigen Vollbart, hinter dessen lohfarbenem, ausgewaschenem Gelb er sich regelrecht verstecken konnte, zurückziehen in eine Welt, die nur ihm allein zugäng lich war.
    „Achtung! Hier Kommandozentrale ALGOL!“ schepperte plötzlich der Lautsprecher los. „Wir schalten zu! Bitte Abstim mung! Abstimmung bitte!“
    Bergander, der seit dem Verschwinden Carnstens auch die nachrichtentechnischen Aufgaben übernommen hatte, drehte an den Knöpfen, ein hohes, rasch abbrechendes Pfeifen klang auf, und plötzlich war das gesammelte und eigentlich immer verbindlich wirkende Gesicht Castors mitten unter uns. Sogar auf dem Video-Schirm war das Blau seiner Augen sehr stark. Sein Haar war grau, und sein Mund sah aus, als säße ihm ständig ein etwas bitteres Lachen hinter den fast geschlossenen Lippen.
    „Also“, sagte Castor, „die Werte, die ihr hochgegeben habt über diesen Wall dort unten bei euch, die sind höchst ver wunderlich.“
    „Die Werte haben nicht wir gemacht, Holger“, entgegnete Parthus. „Die sind so.“
    „Ich weiß“, sagte Castor. „Trotzdem komisch.“
    „Mach’s nicht so spannend!“ Parthus noch einmal.
    Castor knisterte auf dem Bildschirm mit einem Blatt Papier. „Viel war’s ja ohnehin nicht“, sagte er. „Ein paar dürftige Spektrogramme und einige fragmentarische Atomgitterwerte. Nach Baskows Meinung und nach Meinung des Computers setzen sie euch da eine hübsche Brustwehr aus einer hochmole kularen und hochdichten Silizium-Wasserstoff-Tantal-Verbin dung vor die Nase.“
    „Tantal!“ murmelte Ekenberg leise, doch sehr deutlich ver nehmbar. „Ich kann das Wort bald nicht mehr hören.“
    „Ich auch nicht, mein Lieber“, sagte Castor. „Aber es ist nun mal so.“
    „Weiter!“ sagte Parthus. „Rück schon ‘raus. Du weißt doch noch was.“
    „Ja!“ sagte Castor gedehnt. „Das ist auch so ein Unsinn. Mit den Elektronenbahnen in den einzelnen Atomen scheint was nicht zu stimmen. Baskow findet, daß sie auf höheren Energie niveaus laufen würden, als das eigentlich möglich ist.“
    „Wenn wir das zu Hause erzählen“, murmelte Ekenberg abermals, „dann stecken sie uns entweder ins Irrenhaus, oder wir bekommen den Weltpreis für Physik.“
    „Kurz und gut“, fuhr Castor ungerührt fort, „es scheint sich um so eine Art Silizium-Tantal-Karbid zu handeln. Was der Wasserstoff dabei soll, wissen wir nicht, wie wir auch über haupt eine solche Verbindung nicht kennen.“
    „Und wo kommt das her?“ fragte Plecha fast freundlich. „Ich meine, die Materie selber? Da wird nichts umgewandelt, da ist kein Loch im Boden, da kommt auch keiner mit der Schubkarre, der das ranschafft.“
    „Vielleicht habt ihr da so ein paar kleine, grüne Männchen un ter eurer Station, die das Ding so peu à peu in die Höhe kurbeln.“ Nun lachte Castor wirklich, doch es war kein erfreuli ches Lachen. „Ich weiß es doch auch nicht“, meinte er dann entschlossen. „Wir denken hier, daß sie sich möglicherweise des Stickstoffs oder des Kohlendioxids der Atmosphäre bedie nen und daraus zusammenbrauen, was sie brauchen; Tantal eben und Silizium und Wasserstoff.“
    Die Konsequenz dieser Aussage war so ungeheuerlich, daß es sogar mir den Atem verschlug. Eine Weile war es totenstill.
    „Ausgerechnet Wasserstoff!“ rief Bergander dann und raufte sich seinen Schopf, daß die Locken flogen. „Soviel verstehe ich ja auch von der Geschichte! Wasserstoff! Das ist ja Irrsinn!“
    Und Parthus schrie mit wütendem Baß: „Du willst uns doch nicht etwa erzählen, Holger, daß die hier, direkt vor unserer Nase, so etwas wie eine freie Elementenumwandlung machen?“
    „Doch!“ sagte Castor ungerührt.
    „Daß sie den Luftstickstoff auseinandernehmen und daraus Tantal zusammenbauen? Und Silizium?“
    „Doch!“ sagte Castor wieder.
    „Und Wasserstoff? Wasserstoff auch?“ Jetzt brüllte Bergan der richtig.
    „Auch den.“ Castor bekam kaum noch die Lippen auseinander.
    „Und der Massendefekt?“ fragte Ekenberg. „Wo bleiben die freien Neutronen? Die Gammastrahlung? Wo steckt die Höllentemperatur, die man brauchen würde, wenn es überhaupt ginge?“
    „Ich fürchte, wir dürfen unsern guten Einstein nicht mehr ganz so wörtlich nehmen“, erwiderte Castor still. „Ich habe überhaupt manchmal den Verdacht gehabt, daß

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