Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
Vom Netzwerk:
ansprachen. Untereinander waren sie alle per du. Sogar Castor schlugen sie auf die Schulter und nannten ihn Holger, wenn nicht gerade die Er fordernisse des Dienstes formale Disziplin verlangten. Ich wußte beim besten Willen nicht, warum sie es mit mir anders hielten. Vielleicht war es wirklich „diese Idee mit Virgo“, die sie mir nicht verziehen. Aber das war natürlich kindisch. Sie selber hätten daraufkommen können, wie jeder andere Erdbewohner auch. Das Material von Parzival war schließlich seit dreiundachtzig Jahren bekannt und allgemein zugänglich, seit der historischen Entdeckung von Scholkow jedenfalls. Vielleicht auch war es, daß sie in mir nichts weiter sahen als den „Schrei berling“, den Journalisten, einen Hansdampf, der im Staub der Sterne nach Sensationellen haschte und einem wirklich quali fizierten Mann den Platz an Bord weggenommen hatte. Wie dem auch war: Sie mochten mich nicht, alle zusammen. Und da änderte es gar nichts daran, daß ich meinerseits sie alle sehr wohl mochte und eigentlich sogar stolz war, mit ihnen hier auf Tan- talus zu sein.
    „Was soll ich wirklich dabei?“ fragte ich noch einmal. „Ich kann Ihnen doch nichts nützen. Ich bin kein Fachmann.“
    „Anscheinend will Parthus Sie nicht übergehen“, entgegnete Nordin nicht ohne Ironie. „Er will Sie offensichtlich um keinen Preis übergehen. Er scheint großen Wert auf Ihre unschätzbaren Ideen zu legen.“
    „Hören Sie“, sagte ich, „ich kann nichts dafür, daß die vier verschwunden sind. Außerdem glaube ich nicht, daß sie wirk lich tot sein sollen. Ich glaub’s und glaub’s nicht.“
    „Da bin ich anderer Meinung“, sagte Nordin.
    „Wir werden sie wiederfinden!“ rief ich leidenschaftlich.
    „Ich denke nicht“, sagte Nordin kalt. „Sie sind draufgegan- gen. Die Tantaliden haben sie umgebracht.“
    „Sie können nicht so bösartig sein. Sie sind es einfach nicht. Im Gegenteil sogar! Wenn sie dem Menschen hätten etwas strei tig machen wollen, dann wäre die beste Gelegenheit dafür schon vor ein paar tausend Jahren gewesen, als sie noch auf den An dengipfeln saßen und ihnen die Luft noch nicht dünn genug war oder die Sonne noch zu warm oder was weiß ich.“
    Nordin blickte nun direkt verächtlich. „Kein Mensch glaubt daran. Das sind Hypothesen. Ihre Hypothesen! Im übrigen habe ich das alles zu Hause hundertmal gehört und gesehen. Sie brauchen mir das wirklich nicht noch einmal zu erläutern. Sie haben schon genug Rummel gemacht mit Ihren Tantali den.“
    „Den Namen habe nicht ich erfunden.“
    „Nein, den nicht.“
    „Und warum sind wir dann überhaupt hier? Warum sind Sie hier?“ Ich war nun doch etwas aufgebracht.
    „Natürlich wegen der Entdeckungen auf Parzival“, sagte Nor din böse. „Und selbstverständlich wegen Ihrer Idee mit Virgo.“
    „Und daran also glauben Sie auf einmal?“
    „Daran muß ich glauben. Das hat ja schon vier Menschen das Leben gekostet. Ihre Virgo und Ihre Tantaliden!“
    „Sie bedauern das?“ fragte ich leise. „Ich meine, daß wir hier sind?“
    „Ja, ich bedaure das!“ erwiderte Nordin hart. „Ich bedaure, daß der Große Rat auf Ihre Vorstellungen eingegangen ist und uns hierhergeschickt hat. Und Sie noch dazu!“
    „Die erste Zivilisation außer der unseren im Universum, Nor din“, sagte ich langsam. „Lohnt das nicht ein Risiko? Ist das nicht jeden Einsatz wert? Glauben Sie nicht, daß wir vielleicht auch etwas gewinnen könnten dabei? Und die anderen mög licherweise auch?“
    „Sie haben für meinen Geschmack zu viel Phantasie“, sagte Nordin, er hatte sich jetzt wieder völlig in der Gewalt. „Ich bin exaktes und nüchternes Denken gewohnt. Ihre ausschwei fende Gedankenwelt, das ist – ja, lebensgefährlich ist das. Jedenfalls unter den Bedingungen hier auf Tantalus.“
    „Wenn es nach Ihnen ginge, würden Sie vermutlich Castor ver anlassen, von Bord aus mit den Antimateriewerfern die Ober fläche des gesamten Planeten zu bearbeiten, was?“
    „Sehr richtig!“ bestätigte Nordin ungerührt. „Das würde ich. Und dann nach Hause fliegen. Da wird zwar keiner mehr leben von denen, die wir kannten, als wir abflogen, aber es werden wenigstens Menschen sein, zu denen wir heimkehren.“
    Ja, der relativistische Raumflug! Aber wenn er diesen Preis nicht hätte bezahlen wollen, dann hätte er ja daheim bleiben können. Ich verstand ihn nicht und schaute an ihm vorbei auf den Wall hin, der nun wieder gänzlich abgekühlt

Weitere Kostenlose Bücher