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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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das, was er und Heisenberg und ein paar andere sich da vor einigen hun dert Jahren ausgedacht haben, in erster Linie nur Notbehelfe waren, sozusagen der Versuch, die Spitze des Eisbergs zu be schreiben und damit gleichzeitig auch halbwegs die unter Wasser liegenden, unsichtbaren restlichen sechs Siebentel von ihm zu erfassen.“
    „Der Überraum“, sagte Nordin. Es war überhaupt das erste, was er hier sagte. Er wirkte mit einemmal interessiert und er regt.
    „Unfug!“ sagte Castor grob. „Überraum! Überlichtgeschwin digkeit! Alles ’über’! Wenn ich das schon höre! Nächstens fangt ihr noch mit dem Zeitsprung an und dem ’Ausfrieren von Komponenten’. Oder dem ’pulsierenden All’!“
    „Gerade das ist aber nun wirklich kein Unfug“, sagte Parthus.
    „Natürlich nicht“, sagte Castor. „Und schon gar nicht, wenn man versucht, sich vorzustellen, was da unten bei euch nun tatsächlich vor sich geht. Die ’pulsieren’ da jedenfalls ganz schön mit den Elementarbausteinchen herum, und alles ohne Urknall und zweihundertfünfzig Millionen Grad Kelvin.“
    „Also, Leute“, sagte Bergander, „macht, was ihr wollt. Aus gerechnet Wasserstoff! Da kümmere ich mich lieber um meine Automaten.“
    Nun lachten endlich einige.
    „Wir sollten das aufgeben hier!“ meinte Nordin hart. Das entscheidende Wort war gefallen.
    „Na, Jens?“ Castor wandte sich wieder an Parthus.
    „Ich weiß nicht“, sagte der. „Uns hier so was vorzuzaubern! Elementenumwandlung!“
    „Fest steht auch das noch nicht“, sagte Castor. „Baskow hält’s für möglich, und der Computer.“
    Das war jetzt das dritte Mal, daß er den Namen Baskow nannte. Baskow war Problemator an Bord der ALGOL. Ein Problemator war ein Wesen, das irgendwo zwischen Hexenmei ster und Gott rangierte. Ein Wissenschaftler zu sein genügte dafür nicht. Man mußte ein Weiser sein. In Katastrophenfällen, die die Existenz des Schiffes bedrohten, war der Rat des Pro- blemators sogar bindend für den Ersten Navigator. Die Leucht kurven und Lochstreifen der Rechenmaschinen und Automaten zu entziffern, das vermochten viele. Aber, kombinierend mit den jeweiligen Fakten, die entscheidenden Fragestellungen zu formulieren, die man den Maschinen vorlegen mußte, das konnte allein der Problemator. Falls er es konnte! Unserer hieß also Baskow, und er konnte es. Ich hatte in ihm einen Mann von universellem Wissen kennengelernt, ohne jeden Hochmut, mit einem Blick, den man eigentlich nur gütig nennen konnte. Er besaß ein wenig mongolide Wangenknochen, war aber unglaub lich hochgewachsen und ebenso unglaublich hager. Verschiedene wollten wissen, daß er einer der wenigen in der Raumflotte war, die schon über hundert Lebensjahre zählten. Aber er war kein Greis. Und schon gar nicht war er hinfällig.
    „Wenn nicht einmal das feststeht...“, sagte nun Plecha vage.
    „Ich bin vorhin nicht umsonst auf Einstein gekommen“, meinte Castor. „Baskow hat so eine Idee, daß, wenn aus Materie Energie zu gewinnen ist, dieser Vorgang auch durchaus um kehrbar sein müßte. Dann brauchen sie gar keinen Stickstoff oder sonstwas. Dann genügt eben Energie alleine. Zur Not sogar die jeweils vorhandene, lokal einfallende, von Spica etwa. Wahrscheinlich aber führen sie welche zu. Bloß welcher Mecha nismus da im Spiele ist – der Teufel weiß das. Es müßte schon ein ganzer Haufen Energie herangeführt werden, um einen solchen Wall da zu materialisieren. Aber wenn das alles nicht so ist und wir doch wieder auf den Stickstoff zurückkommen müssen, dann braucht’s auch nicht unbedingt einen Massen defekt zu geben. Dann verstehen sie eben alles restlos umzusetzen, ohne daß nebenbei Energie frei wird. Anders jedenfalls kann’s keiner erklären. Was wissen wir denn schon tatsächlich über die letzte Natur der Materie? Nichts wissen wir!“
    „Na, dann sag, was ihr festgelegt habt“, brummte Gossel. Auch er äußerte sich jetzt das erste Mal.
    „Wir bleiben“, sagte Castor.
    „Und die vier Mann, die wir bereits verloren haben?“ Nordin sah mich fest an, während er es sagte.
    „Gerade darum!“ entschied Castor. „Oder wollt ihr sie ein fach abschreiben?“
    „Daran denkt niemand“, meinte Parthus unwirsch. „Die Frage ist bloß, ob wir überhaupt noch eine Chance haben.“ So wie er es aussprach, war zu hören, daß er das nicht glaubte.
    „Baskow meint, wir hätten“, sagte Castor. Alle saßen reglos.
    „Doch“, bekräftigte Castor. „Die Chance liegt

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