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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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gewesen. Richtig aufregend war es dann um die Mittagszeit geworden. Ein Strauchdieb, dem Vernehmen nach Alamanne, war durch einen Bären zu Tode gehetzt und von dem völlig ausgehungerten Monstrum zerfleischt worden. Doch damit immer noch nicht genug. Auf fünf Sarmatenkrieger, Furcht einflößend wie wilde Tiere, hatte sich ein Rudel Wölfe gestürzt, direkt aus den Käfigen, welche den Rand der Arena säumten.
    Ein Spektakel so recht nach dem Geschmack des Publikums, aber nicht das, worauf es wartete. Nun, da sich der Tag dem Ende zuneigte, waren die Gladiatoren an der Reihe.
    Jetzt, so der allgemeine Tenor, gingen die Spiele erst richtig los.
    Â»Iugula!« Ein Schrei, durchdringend, schrill und beinahe hysterisch, brachte Niger wieder in die Wirklichkeit zurück. Und siehe da, schon stimmten weitere Rufer mit ein, unter ihnen sogar Frauen. Die Meute hatte Blut geleckt, sie wollte ihren Appetit stillen. Eine Gier, die, wie Niger mit gemischten Gefühlen registrierte, schier unersättlich war.
    Â»Ab in den Orkus mit ihm, schwarzer Panther!« Jetzt wurde es also ernst. Sprungbereit wie zwei Raubtiere, standen sich Niger und sein Gegner gegenüber, belauerten sich, warteten ab, wer die Initiative ergreifen würde.
    Der Afrikaner rang nach Luft. Wahrhaftig, die Arena hatte ihre eigenen Gesetze. Es war der Tod, der hier das Sagen hatte. Er war allgegenwärtig, wies jedem seine Rolle zu, bestimmte, wer Publikumsliebling werden oder den Launen der Fortuna zum Opfer fallen würde. In der Arena, angetrieben vom johlenden und nach Blut lechzenden Pöbel, waren sie alle nur Statisten, Reisende auf dem Weg ins Schattenreich.
    Das Netz bereit zum Wurf, taxierte der Afrikaner seinen Gegner, tänzelte bald hierhin, bald dorthin, umkreiste, belauerte und reizte ihn so lang, bis sein Temperament, Pugnax’ ärgster Feind, mit ihm durchzugehen drohte. »Was ist, schwarzer Auswurf, hast du etwa Angst vor mir? Komm her, Memme, damit ich dir eine Lektion erteilen kann!«
    Niger tat so, als habe er die Schmähung nicht gehört. Im Kreis der Kameraden, so viel stand fest, wäre sein Widersacher nicht ungestraft davongekommen. Das wusste der lllyrer, mit dem er wiederholt aneinandergeraten war, genau. Zuletzt, vor etwa einem halben Jahr, war es Danaos gewesen, der die Streithähne getrennt hatte. Heute aber, am Tag der Entscheidung, würde es dazu nicht kommen. Einer würde den Kürzeren ziehen – nämlich er.
    Und, so war ihm versichert worden, überleben.
    Den Kampf verlieren, aber wie? Was tun, damit niemand etwas merkte? Auf der Hut vor dem Secutor, der es kaum abwarten konnte, ihn zu demütigen, nahm Niger Habtachtstellung ein. Für den Illyrer, der ihn durch die Augenlöcher seines Visierhelmes musterte, ein Grund mehr, seine Beleidigungen fortzusetzen: »Tja, schwarzer Deckhengst, so ist das nun mal!«, schnaubte er mit heiserer Stimme und bewegte sich bis auf wenige Schritte auf seinen Widersacher zu. »Der Bessere gewinnt eben nicht immer. Schreib dir das hinter die Ohren. Dein Problem, wenn du dich bei gewissen Leuten unbeliebt gemacht hast, nicht meins!« Die Freude über den bevorstehenden Triumph war dem Secutor deutlich anzumerken. »Jetzt komm schon, du Halbaffe – bringen wir’s hinter uns!«
    Â»Und was, wenn ich nicht nach eurer Pfeife tanze?«
    Â»Dann wirst du so enden, wie es ein Neger verdient!«, zischte Pugnax und vergewisserte sich, ob sich der Schiedsrichter außer Hörweite befand. »Und weißt du, was dann passiert? Nein? Dann werde ich mir deine gallische Lupa vorknöpfen und ihr zeigen, was ein Mann ist! Hast wohl geglaubt, du hättest sie für dich allein! Falsch gedacht, Africanus! Ich hab sie gehabt, der Murmillo hat sie gehabt, Mucro, der Thraex, auch – alle haben sie gehabt, du Narr! Und soll ich dir was sagen? Dein Wildfang konnte gar nicht genug kriegen. Beim Priapus, ich kann’s kaum erwarten, dass sie für mich wieder die Beine breitmacht!«
    Nigers Antwort kam prompt. Und sie kam so schnell, dass ein Aufschrei durch die Arena ging. Außer sich vor Wut holte der Retiarius aus und stieß zu. Pugnax hatte Mühe, den Stoß mit dem Dreizack zu parieren, wäre sein Schild aus Platanenholz nicht gewesen, hätte dies sein Ende bedeutet.
    Doch damit war die Gefahr nicht gebannt. Kaum hatte er den Stoß abgefangen, folgte bereits der nächste. Und

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