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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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vielleicht technisch gesehen nicht völlig menschlich sind, dass sie es aber früher einmal waren und dass sie es niemals vergessen können. Oder genauer gesagt, sie sollten es niemals vergessen. Wenn sie es doch tun, fangen die Probleme an.«
    Der Bildschirm war voller Anrufe. Ich sah Matt durch die Scheibe an, weil ich einen Wink wollte, um nicht selbst aussuchen zu müssen. Ich wollte nicht die Probleme von irgendjemandem hören, wollte mir keinen weiteren selbstgerechten
Redeschwall des einen oder des anderen Lagers anhören müssen.
    Ich wollte nur … ich wusste es nicht. Vielleicht ein wenig Musik auflegen wie in alten Zeiten. Vielleicht konnte ich das in der nächsten Sendung tun, eine Band einladen und zwei Stunden lang über Musik reden. Ja, das war eine gute Idee!
    Matt saß in seinen Sessel zurückgelehnt da und lächelte mir zu. Er hatte mir die ganze Staffel der Sendung hindurch die Stange gehalten. Dieses Lächeln besagte, dass er gerne hier war. Ich musste sein Lächeln einfach erwidern.
    Er war mein Freund, und er war ein Mensch. Das hatte etwas zu bedeuten.
    Ich richtete mich auf und holte Luft, ließ meine Stimme heller klingen, um die Sendung aus ihrem deprimierenden Tief zu zerren. »Na gut, es sieht so aus, als hätte ich einen Stammanrufer an der Strippe. Ich weiß die Leute, die zurückkehren, um sich mehr zu holen, immer zu schätzen. James, hallo!«
    Â»Kitty, ich möchte dir nur sagen, wie wichtig mir deine Sendung ist. Es ist … du bist diese Stimme der Vernunft, weißt du? Du denkst diese Dinge tatsächlich zu Ende. Das hilft, das hilft wirklich. Ich hoffe, dass du nie damit aufhörst. « Seine Stimme klang sogar noch angespannter als beim letzten Mal. Wenn die Sendung ihm eine Hilfe war, wollte ich lieber gar nicht darüber nachdenken, wie er ohne sie klänge.
    Â»Danke. Das bedeutet mir viel. Wie geht es dir?«
    Â»Ich habe darüber nachgedacht. Ich denke, es geht mir gut. Ich denke, ich tue, was mir vorherbestimmt gewesen
ist. Warum sonst sollte mir das passiert sein, wenn nicht, um so zu sein und diese Dinge tun zu können?«
    Ich erstarrte innerlich. »Welche Dinge, James?«
    Â»Ich habe etwas zu beichten, Kitty. Es hat mir nicht sonderlich gefallen, ein Mensch zu sein, als ich noch einer war. Ein Werwolf zu sein, ist nicht so anders, außer dass ich jetzt stark bin. Ich bin … ich weiß, was ich zu tun habe. Wenn mir einmal die Entscheidung schwerfällt, sagt mir der Wolf, was ich tun soll.«
    James war psychotisch. Wahrscheinlich war er schon so gewesen, bevor er zum Lykanthropen geworden war. Was passierte also, wenn ein menschenfeindlicher Psychotiker voller Selbsthass zu einem Werwolf wurde?
    Blut hämmerte in meinen Ohren, als ich meine Vermutung auf dem Monitor überprüfte. Wir sammelten Vornamen und Heimatstädte der Anrufer. Ich konnte mich nicht daran erinnern, woher er stammte.
    Mit zusammengekniffenen Augen las ich, was auf dem Bildschirm stand.
    O mein Gott! Denver. Die ganze Zeit über hatte er sich direkt vor meiner Nase befunden.
    Ich hielt eine Hand über das Mikro und zischte Matt zu: »Anruferkennung. Krieg seine Nummer raus. Sofort!«
    Als ich mich wieder über das Mikro beugte, versuchte ich, ruhig zu sprechen. »Was sagt dir denn dein Wolf, das du tun sollst, James?«
    Â»Du weißt schon, Kitty. Du weißt schon. Was sagt dir deine Wölfin, das du tun sollst?
    Benutze die Krallen. Zähne. Hol dir Blut. Laufe weg. Ja, ich verstand. Doch ich hatte die Schlacht gewonnen.

    Â»Kommt dir je in den Sinn, dass dein Wolf vielleicht unrecht haben könnte?«
    Â»Aber der Wolf ist so viel stärker als ich!« Er sagte das voll Bewunderung.
    Â»Stärke ist kein Argument. Genau darum geht es bei der Zivilisation. Du hast mich eine Stimme der Vernunft genannt, James. Was hat das alles mit Vernunft zu tun?«
    Â»Ich habe es dir doch gesagt. Wenn es einen Grund dafür gegeben hat, dass dies passiert ist, dann folgender: dass ich stark bin.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war noch eine Viertelstunde Sendezeit übrig. Ich hatte noch niemals eine Sendung vorzeitig abgebrochen. Noch nie zuvor hatte ich einen besseren Grund gehabt. Doch ich tat es nicht. Ich würde die Sendung zu Ende führen. Ich versuchte, normal zu klingen, weil ich nicht wollte, dass James dachte, etwas sei nicht in Ordnung. »Okay, wir machen eine kurze

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