Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
Vom Netzwerk:
Einschaltquoten angaben, weil anscheinend niemand zugeben wollte, sie sich anzuhören.
    Â»Hast du schon einmal jemanden umgebracht?«
    Â»Nein.«
    Â»Bleib einfach aus dem Weg, damit ich freie Bahn zum Schießen habe.«
    Ich lehnte mich gegen die Tür, die Stirn in die Hand gestützt. Selbstjustiz, das war das Wort für das, was wir im Begriff waren zu tun. Doch die feinen Unterschiede rechtlicher Spitzfindigkeiten entglitten uns allmählich. Vier Frauen waren ermordet worden. Ein Werwolf hatte es getan. Jemand musste ihn aufhalten.
    Cormacs Handy piepte. Es steckte im Aschenbecher, in der Nähe der Knüppelschaltung. Er griff nach dem Kabel der Freisprechanlage, das aus dem Aschenbecher hing,
und steckte sich den Knopf des Headsets ins Ohr. Es klingelte etwa sechs Mal. Deshalb brauchte er also immer so lange, um an den Apparat zu gehen!
    Â»Ja.« Er wartete eine Minute, dann sagte er: »Moment mal.« Er deckte das Mundstück an dem Kabel mit der Hand ab. »Das ist Hardin. Sie will wissen, ob ich weiß, wie man dich erreichen kann. Sie möchte mit dir über die Sendung heute Nacht sprechen. Ich schätze mal, sie hat sie sich angehört.«
    Â»Sollte ich es ihr sagen?«
    Â»Wie heißt es doch so schön? Es ist leichter, um Verzeihung zu bitten als um Erlaubnis.«
    Er hatte recht. Sie würde uns nur in die Quere kommen. »Ich rufe sie zurück, wenn alles vorbei ist.«
    Cormac nahm die Hand von dem Kabel. »Detective? Da kann ich Ihnen im Moment nicht weiterhelfen … Was ich tue? Ich fahre Auto … Ja, ich bleibe in Verbindung.« Grinsend zog er sich das Kabel aus dem Ohr. »Sie ist eine Optimistin«, sagte er. »Das ist ihr Problem.«
    Die Adresse lag im Nordosten, in einem Viertel voller verfallener Häuser am Rand eines Bezirks mit Lagerhäusern, Ölraffinerien und Bahngleisen. Es mochte einst eine gute Gegend gewesen sein, vielleicht vor fünfzig Jahren. In vielen Gärten standen halb verborgen ein paar große alte Bäume. Doch sie waren abgestorben, die Äste abgebrochen, und die Gärten selbst waren unkrautüberwuchert. Keine Straßenlampe leuchtete, aber das krankhafte Orange der Natriumdampfscheinwerfer in den Lagerhäusern reichte bis hierher.
    Als wir in die Straße einbogen, schaltete Cormac die
Scheinwerfer des Jeeps aus und fuhr im Schritttempo vorwärts.
    Â»Dort ist es.« Er deutete auf einen Bungalow, der sich ein Stück von der Straße zurückgesetzt befand. Ein fünfzig Jahre altes Haus, insgesamt vielleicht drei oder vier Zimmer. Früher war es weiß gewesen, aber die Farbe blätterte ab, splitterte, war geädert; das Holz der Seitenwand war geborsten und zerfiel. Die Hälfte der Dachziegel fehlte.
    Ich rollte das Fenster herunter. Die Luft roch nach Teer, Benzin, Beton. Es gab ein gewisses Tierleben, selbst hier: Ratten, Waschbären, wild lebende Katzen. Es war ein vertrockneter, unangenehmer Ort. Das Rudel kam nie hierher. Warum sollten wir auch, wo wir doch ganz in der Nähe Hügel und Wald, echte Wildnis, hatten? Das war eines der Dinge, die ich an Denver mochte: Es besaß sämtliche Vorzüge einer Großstadt, aber Wälder und Berge waren schnell mit dem Auto zu erreichen. Warum würde ein Wolf – Werwolf oder nicht – in dieser trostlosen Ödnis bleiben wollen? Wenn es keinen anderen Ort gab, den er aufsuchen konnte, vermutete ich.
    Wie war er dann überhaupt erst hierhergeraten? Werwölfe wurden nicht geboren, sie wurden gemacht. Jemand hatte ihn zu einem Werwolf gemacht und ihn dann sich selbst überlassen. Und er war hierhergekommen.
    Oder jemand hatte ihn hierhergebracht, um ihn aus dem Weg zu schaffen, wo man ihn nicht fände, weil das Rudel sich hier nie aufhielt. Das bedeutete … wusste Carl von diesem Kerl? Wenn nicht Carl, wer dann?
    Â»Alles klar bei dir?«, fragte Cormac. »Du siehst aus, als hättest du gerade in eine Zitrone gebissen.«

    Â»Ich mag es nicht, wie dieser Ort riecht.«
    Er lächelte, doch seine Miene war gequält, unfreundlich. »Ich auch nicht.«
    Wir stiegen aus dem Jeep. Cormac griff nach hinten und zog ein Gürtelhalfter mit seiner Kanone hervor. Er schnallte ihn sich um, und holte dann ein Gewehr. Er legte sich einen anderen Gürtel, an dem ein schwerer Beutel befestigt war, über die Schulter. Ich wollte nicht wissen, was sich darin befand. Wir machten leise die

Weitere Kostenlose Bücher