Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
Heilige: Danny hatte mit einer Journalistin gesprochen, die ein britisches Boulevardblatt geschickt hatte, um über die Bekanntgabe des Abrissbefehls im Jahr zuvor zu berichten. »Die Sache interessiert uns erst wieder, wenn sie die Dinger abreißen«, hatte sie, mit Blick auf den bewölkten Märzhimmel, zum Abschied gesagt. »Wollen nur hoffen, dass es im Sommer passiert, was? Dann kriege ich vielleicht ein bisschen Farbe ins Gesicht.«
Der Haufen um die Palme wuchs: Betten, Sofas, Lampenschirme. Spiegel, Kartons mit Kleidung und Geschirr. Danny schaute auf die Uhr. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.
Um zehn vor zwölf vertrieben uniformierte Beamte der Policía Localdie letzten Demonstranten vom Grundstück und schauten im Haus nach, ob wirklich niemand mehr drinnen war. Auf dem weißen Kies vor der Villa gab es weitere Rangeleien, weitere Beleidigungen auf Englisch und Spanisch. Die schwarzen Tore des Anwesens waren schon zuvor aus den Angeln gehoben worden, damit der Schaufelbagger hindurchfahren konnte, und nachdem der letzte Demonstrant hinausgeschoben worden war, bildeten Beamte der Guardia Civil zwischen den Torpfosten eine menschliche Barriere. Demonstranten fuchtelten der Regierungsvertreterin mit Dokumenten vor der Nase herum, doch sie schaute nur auf die Uhr und winkte den Arbeitern.
Das unvermittelte Dröhnen des Schaufelbaggers ließ jeden erstarren und verstummen. Die Schaulustigen drehten die Köpfe, als der Motor auf Touren kam und der Heuschreckenarm des Baggers sich über das Haus reckte. Einen Augenblick lang schien die Zeit stillzustehen …
… und dann erzitterte die Luft, als die Klaue des Baggers sich in das Dach grub. Ein wütendes Ächzen drang aus der Menge, als der Arm sich wieder hob und Hunderte herausgerissener Fliesen auf die Erde regneten und zerbrachen. Der Ausleger senkte sich noch einmal, zweimal, dreimal und stemmte das Dach auf, bevor er in die Höhe schnellte und ein schartiges Stück Mauerwerk mitriss. Es war surreal, durch den gezackten Riss auf sauber verflieste Innenwände zu schauen, so als würde man in ein riesiges Puppenhaus spähen.
Die Cookes standen eng umschlungen da. Peggy weinte, Arthur zeigte eine stoische Miene und bemühte sich, sie auf den Beinen zu halten. Sein Haus wurde abgerissen, aber er wollte nicht den kleinsten Anflug von Schwäche zeigen. Ein weiteres großes Teilstück der Mauer kippte nach außen. Mit einem Donnern krachte es auf den Boden. Staub stieg auf, Leute husteten, räusperten sich und wichen dann auf der Straße zurück. Danny hielt sich einen Zipfel seiner Jacke vor den Mund.
Der spanischen Frau oben auf der Anhöhe waren die Ausländer ziemlich egal; ihr Haus war illegal, es musste abgerissen werden. Sie war nur wegen des Spektakels da, damit sie ihren Freundinnen morgen auf dem Markt etwas erzählen konnte.
Sie war die Erste, die es sah.
Ihr Mund klappte auf; dann fing sie an zu schreien und deutete auf einen Winkel des Hauses. Die Leute starrten, um herauszufinden, was das Geschrei zu bedeuten hatte, denn im Poltern der fallenden Ziegel und dem Tuckern des Baggerdiesels waren ihre Worte nicht zu verstehen.
Doch als sich der Staub legte, folgten die Leute dem ausgestreckten Arm der Frau mit Blicken und kniffen die Augen zusammen, als sie das Ding entdeckten, das in der schmalen Lücke zwischen Innen- und Außenmauer klemmte.
Ein Beamter der Guardia Civil rannte zum Bagger und klopfte ans Fenster. Der Motor verstummte. Auch andere Leute, die die schreiende Frau bemerkt hatten, drängten jetzt herbei und hielten sich die Hand über die Augen, weil sie nicht sicher waren, was sie da sahen. Zum zweiten Mal an diesem Vormittag trat plötzliches Schweigen ein.
Danny hielt es zuerst für eine Puppe, bis die Leiche nach vorn fiel und der geschwärzte Kopf hin und her pendelte. Leute schrien, andere standen mit offenem Mund da; einige rannten davon.
Mit ausdrucksloser Miene starrte Arthur Cooke die halb skelettierte Leiche an, die aus der kaputten Mauer seines Hauses hing. Und dann kippte er, ohne dass auch nur ein Muskel in seinem Gesicht zuckte, nach vorne und stürzte schwer zu Boden.
2
Die Polizei räumte die Umgebung, so schnell sie konnte – was nicht sonderlich schnell war, da Hunderte panischer Menschen kreischten, deuteten, Fotos schossen und ohnmächtig wurden. Während die Polizei die Menge zurückdrängte, schoben sich andere näher auf das Haus zu. Sie wollten sehen, was es mit der plötzlichen Aufregung auf
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