Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
mich eine gottverdammte Schwuchtel, ha?«
Voller Befriedigung verfolgte er, wie das Auto über die Vorderräder kippte und die Straßenmitte entlangrollte. Sein Blick klebte am Rückspiegel, als es über den Rand holperte und in einer Schlucht verschwand.
Die Felswand ragte wie aus dem Nichts auf. Erst verlief die Straße gerade, dann knickte sie scharf nach rechts. Das Geräusch splitternden Glases war das Letzte, was Callum Hacker hörte, bevor die Luft sich zu einem Vorschlaghammer verdichtete und ihn nach oben, nach hinten, ins Nichts schleuderte.
25
Drei Tage später
Danny saß auf seiner Terrasse. Heute Abend trank er keinen Wein. Morgen war Abgabetermin, und es würde hektischer sein als gewöhnlich.
Ricki Cain war tot. Das hatte er sich vom Pressesprecher der Guardia Civil schriftlich geben lassen: Ja, die aus dem Wrack seines Autos geborgene Leiche war eindeutig eine Frau Ende dreißig. Er hatte der Polizei alles gesagt, was er über sie wusste, über die Morde, die sie angestiftet hatte. Als die Polizei ihr Haus durchsuchte, fand sie allerdings nur eine Sache, die sie mit den Verbrechen in Verbindung brachte: die geschmolzenen Überreste einer verbrannten Schneiderpuppe im Garten, Brust und Genitalien zerstückelt, das Gesicht mit Make-up beschmiert.
Paco Pino war okay: Das Messer hatte alle lebenswichtigen Organe verfehlt – »größtenteils dank der fünf oder sechs Zentimeter Fett, die es erst durchdringen musste«, hatte der Arzt nur halb im Spaß gemeint. Noch jemand, der froh war um seine schlechten Ernährungsgewohnheiten.
Alejandra erholte sich ebenfalls, ihre kindlich unbeschwerte Fröhlichkeit wollte allerdings nicht so recht wiederkommen. Jetzt habe sie eine stille, in sich gekehrte Seite, sagte Lourdes, und sie müsse ihr erneut Windeln anlegen.
Danny erzählte der Polizei von Craig Thorndykes Verwicklung. Man ermittelte. Und es zeigte sich, dass Thorndyke nicht wegen der Drogen aus England weggebracht worden war. Es waren andere Gründe gewesen, nämlich eine frühere Verurteilung wegen gewalttätigen sexuellen Übergriffs auf einen Schulkameraden, den er im zarten Alter von fünfzehn Jahren begangen hatte.
Die beiden Hackers – Vater und Sohn – landeten gemeinsam im Krankenhaus. Charlie Hackers Schädelbruch heilte wieder. Callum Hackers Verletzungen nicht.
Die Tatsache, dass er noch atmend aus dem Wrack seines Fahrzeugs geborgen wurde, nachdem er fast fünfzig Meter einen abschüssigen Hang hinuntergestürzt und dann in einer felsigen Schlucht aufgeprallt war, zeigte, wie stark er war. Achtundvierzig Stunden später wurden alle lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt.
In den Wänden des Hauses fand die Polizei fünfzehn Leichen, alle Immigranten. Toby Ibañez wurde verhört, aber es war klar, dass er mit den Verbrechen nichts zu tun hatte. Doch die Publicity, die Shelter All erhielt, besiegelte das Schicksal dieser gemeinnützigen Einrichtung. Diese vielen Nächte, die Ricki Cain – alias Allison – allein am Telefon verbracht hatte, um sich in aller Stille ihre Opfer auszuwählen, bedeuteten, dass die Nachricht in den Immigrantengemeinden sehr schnell die Runde machte und Toby Ibañez sich nun in der absurden Situation befand, einen Wohltätigkeitsverein ohne Kundschaft zu betreiben.
Danny trank einen Schluck Wasser, hörte seine Mutter in ihrem Schlafzimmer herumstöbern. Morgen würde er wieder viel telefonieren müssen. Es gab jedoch noch einen Anruf, den er unbedingt jetzt erledigen wollte.
Er wählte die Vorwahl für Großbritannien und wartete, bis er verbunden wurde.
»Hallo, Marsha«, begann er.
»Was willst du?«
»Ich bin dir noch immer einen Abend schuldig.«
Marshas Stimme klang kalt. »Das wird ein bisschen schwierig werden, meinst du nicht auch?«
Danny hatte sich gefragt, was er wohl sagen würde, jetzt aber kamen ihm die Worte ganz leicht über die Lippen. »Deshalb will ich, dass du zu mir kommst und ein Wochenende in Spanien verbringst. Ich bezahle den Flug.«
Schweigen. Dann: »Meinst du das ernst?«
» Por supuesto. Das ist Spanisch für ›natürlich‹.«
»Angeber.« Ihre Stimme hörte sich nun schon weicher an. Wieder Schweigen. »Danny. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Dann sag ›Ja‹. Was hast du denn zu verlieren?«
Erneutes Schweigen. »Kann ich darüber nachdenken?«
»Solange du über eine Zusage nachdenkst, hast du alle Zeit der Welt.«
Jetzt genoss sie das Gespräch offensichtlich. »Spielst mal wieder den harten
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