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Die Stunde des Raben

Die Stunde des Raben

Titel: Die Stunde des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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nicht mit Coralia spielen. Überhaupt nicht. Und ich habe auch die blöde Wette nicht vorgeschlagen.«
    »Aber du hast dafür gestimmt, als sie es getan hat. Und ihr habt eben einfach nicht gut zusammengespielt.«
    »Na und? Das ist doch egal«, murmelte No.
    »Das ist es nicht.«
    »Mir schon! Mir ist es egal, ob ich ein blödes Ballspiel kann oder nicht. Was nutzt das schon? Meinst du, ich muss in einer Flut Ludere raptim spielen? Das ist doch total daneben. Außerdem werde ich sowieso nie eine Flut auslösen. Ich kann es einfach nicht. Du hast das beim Frühstück heute selbst gesagt, dass mein Versuch mit den Holznamen totaler Quatsch war.«
    »Das habe ich nicht«, widersprach Rufus.
    No trat unter dem Wasserfall hervor und griff sich ein Handtuch.
    »Doch, hast du! Und sogar ziemlich angeberisch. Aber wahrscheinlich stimmt es ja auch. Ich kann nicht 28000 Namen von Holzsorten aufsagen und darauf warten, dass der richtige vielleicht eine Flut auslöst. Das ist echt ein ziemlich bescheuerter Weg. Aber soll ich dir mal was sagen? Ich weiß keinen besseren. Als ich mit dir und Filine in der Flut war, war das toll. Und als ich mein Fragment bekommen habe, war es das auch. Aber jetzt möchte ich gerne weiterkommen.«
    Rufus schluckte. »No, ich bin sicher, das passiert von ganz alleine.«
    No warf das Handtuch weg und zog sich an. »Das tut es eben nicht. Und das weißt du auch. Man muss etwas dafür tun. Aber ich kann dafür nicht irgendwas basteln oder so. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Alles, was ich kann, nützt mir hier nichts.«
    »No, das glaube ich nicht. Du musst eben mit dem, was du kannst, einen Weg suchen. Das hast du doch in unserer Flut auch getan. Ohne dich –«
    »Super, Rufus!«, unterbrach ihn No. »Soll ich vielleicht so lange mit dem Ball gegen die Wand werfen, bis mir eine Idee kommt? Ich habe schon alle Bücher über Holz gelesen, die ich finden konnte. Aber da passiert nichts! Coralia hat recht. Ich bin ein Lahmesel und ich werde nie eine Flut auslösen.«
    »Hat sie das zu dir gesagt?«, fragte Rufus erstaunt.
    »Ja, und es stimmt ja auch.« No zerrte seine Hose, T-Shirt und Jacke von einem Haken und zog sich an.
    »Aber No«, sagte Rufus verzweifelt. »Das ist doch Blödsinn.«
    »Ist es nicht. Ich bin hergekommen, weil ich etwas erforschen will, und nicht, um dämliche Ballspiele zu machen. Und dann auch noch aus Blödheit zu verlieren.«
    »Aber Coralia liegt doch völlig falsch!«, rief Rufus und packte No am Ärmel.
    »Und wenn nicht?«, fragte No leise.
    Rufus spürte, wie sein Herzschlag stockte. »Wie meinst du das?«
    »Was ist, wenn ich überhaupt nicht an die Akademie gehöre? Ich bin vielleicht ein guter Ballspieler, aber ich habe es nicht geschafft, mit den anderen zusammen richtig als Mannschaft zu spielen.«
    Rufus dachte nach. »Man kann mit Coralia zusammen keine Mannschaft bilden«, sagte er dann bestimmt.
    Er sah Coralias Lippen vor sich, die ihm auf dem Spielfeld zuflüsterten, dass er mit ihr viel mehr erreichen könne als mit jedem anderen. Dann blickte er No fest in die Augen: »No wie so, du bist kein Lahmesel. Du bist aus genau denselben Gründen hier wie ich. Weil du die Fähigkeit hast. Das hast du bei Direktor Saurini gesehen. Du hast die Geschichte des Buches gesehen. Du hast die Gebrüder Micheluzzi gesehen!«
    »Aber vielleicht war das auch alles, was ich je sehen werde.«
    »Du warst bei der Flut dabei.«
    »Ja, bei deiner und der von Filine.«
    »Aber ohne dich hätten wir diese Flut zwischendrin verloren!«, rief Rufus. »Kannst du dich denn nicht mehr daran erinnern?«
    »Das wissen wir doch gar nicht genau«, sagte No. »Und vielleicht werde ich nie rausfinden, was für ein Holzfragment ich da im Beutel habe. Vielleicht gibt es ja Lehrlinge, die einfach immer nur dabei sind, aber nie eine eigene Flut auslösen.«
    Rufus schüttelte heftig den Kopf. »Ich glaube nicht, dass eine Flut etwas ist, das einem persönlich gehört. Wir haben in unserer ersten Flut zusammengehalten. Das wiegt genauso viel, wie von wessen Fragment sie ausgeht.« Er schwieg einen Augenblick. Dann sagte er etwas leiser: »Und außerdem bist du mein Freund!«
    No senkte den Kopf. Aber dann schüttelte er ihn langsam.
    »Ich glaube nicht …«
    Hinter ihnen hustete es.
    Rufus fuhr herum. Das Husten schien aus der Wasserdampfwolke des römischen Dampfbades gekommen zu sein.
    »Hallo? Ist da jemand?«, rief Rufus.
    »Entschuldigt, wenn ich euch zugehört habe«, sagte eine dunkle

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