Die Stunde des Verfuehrers
Entscheidungen über meinen Körper und wie meine Schwangerschaft verläuft, treffe allein ich.“
„Die medizinische Versorgung in Frankreich gehört zu den besten der Welt.“
„Das mag ja sein. Aber wenn ich mein Baby zur Welt bringe, möchte ich die Unterstützung meiner Familie im Rücken haben. Hier kenne ich niemanden.“
Ihre Hand, beobachtete Pascal, lag wieder schützend auf ihrem Bauch. Sie trug Jeans und ein T-Shirt, unter dem sich der BH abzeichnete – weiß und schlicht und zugleich erotischer als jede sündige Reizwäsche. In seinen Adern brannte ein Feuer, das nur die Frau vor ihm löschen konnte. Und war sein Hunger gestillt, dauerte es nie lange, bis sein Appetit aufs Neue erwachte.
Genau deshalb hielt er sich nun zurück. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken. Alana war nicht mehr bloß seine Geliebte oder Gespielin auf Zeit, sie war die Mutter seines ungeborenen Kindes.
Mit schwangeren Frauen kannte er sich nicht aus. Also hatte er das getan, was er für das Beste hielt: ihr ein bisschen Freiraum gegeben – und sich selbst auch, wie er unumwunden zugab.
Er hatte sich in die Arbeit gestürzt, damit ihm keine Zeit zum Nachdenken blieb. Das Wissen um seine Vaterschaft weckte allerhand seltsame Gefühle in ihm, nicht zuletzt den Wunsch, ein guter Ernährer und Beschützer zu sein. Aber wie lange würde er an seinen guten Absichten festhalten können, wenn Alana so vor ihm stand, barfuß, die Haare offen, wild und sexy wie in seinen erotischsten Fantasien?
„Die Unterstützung deiner Familie? Bislang hast du ihnen noch kein einziges deiner Probleme anvertraut! Und dass du schwanger bist, wissen sie auch nicht!“
„Ich werde es ihnen erst sagen, wenn die ersten drei Monate um sind. Bis dahin kann alles Mögliche passieren. Es ist noch zu früh, vielleicht …“
Pascal schob ihre Befürchtungen mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. „So etwas darfst du nicht sagen, nicht einmal denken. Mit diesem Baby ist alles in Ordnung.“ Der Drang, sie und das Baby zu beschützen, wallte so stark in ihm auf, dass er tatsächlich ein bisschen schwankte. Erschrocken wich Alana einen Schritt vor ihm zurück.
Er zwang sich zu einem ruhigen Tonfall. „Willigst du wenigstens ein, eine Erstuntersuchung machen zu lassen?“
Alana atmete tief durch. Sie fühlte sich überfordert, unglaublich verletzlich und … krank vor Heimweh. Tränen brannten in ihren Augen, und ein dicker Kloß schnürte ihr die Kehle zu. Und jetzt trat Pascal auch noch auf sie zu. Wenn er sie berührte, würde sie sofort anfangen zu weinen.
„Was ist los, Alana? Du kommst mir so … unruhig vor.“
Beinahe hätte sie gelacht – unruhig? Seit sie diesem Mann begegnet war, hatte sie sich wie eine gespannte Sprungfeder gefühlt. Schwach schüttelte sie den Kopf und versuchte, ihre Emotionen unter Kontrolle zu bringen.
Er stand so nahe vor ihr, dass sie seinen Duft einatmen konnte. Die Luft zwischen ihnen begann zu prickeln. Das war das Merkwürdigste überhaupt: Je näher er kam, desto besser ging es ihr.
„Alana, ich kann doch sehen, dass etwas nicht stimmt.“
Sie machte eine Handbewegung, die ihre gesamte Umgebung einschloss. „Was, um alles in der Welt, könnte denn nicht stimmen, Pascal? Binnen einer Woche habe ich meinen Job verloren, herausgefunden, dass ich schwanger bin, mein Haus verlassen und dann … dann lässt du mich eine Woche ganz allein, und ich bin einfach …“ Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Heiße salzige Perlen liefen ihr über die Wange.
Sie sah nur Pascals Umrisse, spürte dann aber, wie er sie in die Arme schloss. Er hielt sie so zärtlich, dass sie nur noch heftiger weinen musste. Lange. Sie weinte sehr lange. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie in all der Zeit ihrer Ehe und selbst nach Ryans Tod nie geweint hatte. Nicht einmal auf der Beerdigung. Der Schmerz der Vergangenheit, den sie tief in ihrer Seele eingeschlossen hatte, schien sich jetzt Bahn zu brechen und vereinigte sich mit ihrer Furcht vor der Zukunft und um ihr Baby. Ihr gemeinsames Baby.
Ohne dass sie wusste, wie Pascal es angestellt hatte, fand sie sich nun auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzend wieder und versuchte, ihr tränenfeuchtes Gesicht mit den Händen trocken zu reiben. Einen schönen Anblick bot sie bestimmt nicht. Pascal reichte ihr ein Taschentuch. Sie wandte sich von ihm ab und putzte sich beschämt die Nase. Nicht einmal vor ihrer eigenen Mutter hatte sie jemals so bitterlich geweint.
„Es tut
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