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Die Stunde des Verfuehrers

Die Stunde des Verfuehrers

Titel: Die Stunde des Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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davon erzählt.“
    „Ach, wirklich?“ Seine Stimme hätte Milch sauer werden lassen können. „Es fällt mir schwer, dir das zu glauben. Gerade wolltest du ihn noch wie ein Stück Müll wegwerfen. Vielleicht hast du ja schon entschieden, was du mit unserem Baby machen willst?“
    Unserem Baby .
    Die schlichten Worte, in denen Bekenntnis und Akzeptanz mitschwangen, gingen Alana durch Mark und Bein. Instinktiv legte sie ihre Hände auf den noch flachen Bauch. „Selbstverständlich habe ich noch nichts entschieden, und ganz sicher nicht, was du andeutest. Und ich wollte es dir sagen. Es ist nur … Ich hatte doch auch noch keine Zeit, alles zu begreifen.“
    Wieder stieg eine Woge der Übelkeit in ihr empor. Ihr wurde schwindelig. Worte hallten in ihrem Kopf: Arbeitslos. Obdachlos. Schwanger. Sie taumelte.
    Einen leisen Fluch ausstoßend hastete Pascal auf sie zu. Er fing sie auf und führte sie zur Couch.
    „Wann hast du zum letzten Mal etwas gegessen?“
    Sie wusste es nicht. Er fluchte ein zweites Mal. „Sag mir nicht, dass du den ganzen Tag nichts zu dir genommen hast.“
    Er ging in die Küche hinüber, öffnete den Kühlschrank und inspizierte die übrigen Schränke. Nach einiger Zeit kehrte er mit einem Sandwich zurück. Er reichte ihr den Teller und sah zu, wie sie das Brot aufaß.
    Nachdem sie fertig war, stellte er den Teller fort und begann, in ihrem kleinen Wohnzimmer auf und ab zu gehen. Mit einer Hand fuhr er sich durchs zerzauste Haar. Das Hemd hing ihm halb aus der Hose, der oberste Knopf stand offen. Er wirkte mitgenommen. Plötzlich wirbelte er zu ihr herum. Überrascht zuckte sie zurück. Schuldgefühle machten sich in ihr breit. Ihr Blick war fest auf seinen Po gehaftet gewesen. Wie konnte sie jetzt nur an so etwas denken?
    „Wann, glaubst du, ist es passiert?“, fragte er und setzte sich neben sie. „Wir haben doch immer aufgepasst.“
    „Das haben wir auch“, erwiderte sie knapp. Doch dann erinnerte sie sich an den Rücksitz seines Wagens in Rom. Das Blut schoss ihr in die Wangen. Sie hob den Kopf, konnte jedoch den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten. Aber es schien, als könne er ihre Gedanken lesen.
    „Ja, da war dieses eine Mal. Und im Bad anschließend.“ Schon damals war ihm kurz durch den Kopf gegangen, dass er keinen Schutz verwendet hatte. Aber zum ersten Mal in seinem Leben war ihm die Erfüllung seines Verlangens wichtiger gewesen als der Gedanke an Verantwortung. Und in den folgenden Tagen hatte er überhaupt nicht mehr daran gedacht. Mehr als seine Sorglosigkeit überraschte ihn jedoch die Gelassenheit, mit der er die Neuigkeit nun zur Kenntnis nahm. Tatsächlich empfand er ein Gefühl von Richtigkeit . Es musste sein Großvater gewesen sein, der ihm dieses Gefühl vermittelt hatte. Die Sehnsucht nach einer eigenen Familie.
    Gleichzeitig stieg die Erinnerung an seine Kindheit in ihm auf. Wie es war, immer nur Ablehnung und Zurückweisung zu erfahren. Stärker als alles andere erwachte in Pascal der Wunsch, diesem Kind, seinem Kind, ein liebevolles Umfeld zu schenken, wie er es nie gekannt hatte.
    „Also gut“, sagte sie. „Es ist passiert. Es war dumm und verantwortungslos, aber wir beide wissen, wie du zu diesen Dingen stehst.“
    „Tun wir das?“, fragte er überrascht.
    „Ja! Ich glaube kaum, dass dich die Vorstellung glücklich macht, mit einer schwangeren …“ Sie verstummte.
    „Geliebten?“, fragte er tonlos.
    „Ich hasse das Wort. Ich bin nicht deine Geliebte.“
    „Was bist du dann? Na los, sag es, Alana.“
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin deine aktuelle Gespielin. Die zwischen der letzten und der nächsten.“
    Seine Miene verhärtete sich, seine dunklen Augen blitzten auf. „Von mir aus. Aber jetzt bist du meine schwangere Gespielin, was die Dinge grundlegend ändert.“
    „Willst du etwa allen Ernstes behaupten, dass du mit der Situation glücklich bist?“
    „Glücklich nicht, nein“, stieß er hervor. „Aber woher willst du wissen, dass ich mir nicht schon immer Kinder gewünscht habe?“
    „Hast du?“, schoss sie zurück.
    Jetzt war es an Pascal zurückzuweichen. Er fühlte sich in die Ecke gedrängt, und das gefiel ihm überhaupt nicht. Der Nachmittag hatte eine fast surreale Wendung genommen, als habe er eine Art verrückten Zeitsprung gemacht. Er befand sich in einem kleinen Cottage mitten in Dublin – zusammen mit einer Frau, die sein Leben völlig auf den Kopf stellte. Gerade hatte sie ihm eröffnet, dass sie

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