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Die Sturmfluten des Frühlings

Die Sturmfluten des Frühlings

Titel: Die Sturmfluten des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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an als ein Paar abgetragener Pumpenmacherschuhe. Yogi Johnson geht nackt im Mondlicht neben der Squaw nach Norden. Die Squaw schreitet neben ihm her. Sie trägt das papoose auf dem Rücken in einer Wiege aus Borke. Yogi versucht, ihr das papoose abzunehmen. Er möchte ihr das papoose tragen. Der Eskimohund winselt und leckt Yogis Knöchel. Nein, die Squaw möchte das papoose selber tragen. Sie schreiten weiter. Nordwärts. In die nordische Nacht.
    Hinter ihnen kommen zwei Gestalten. Scharf umrissen im Mondlicht. Es sind die beiden Indianer. Die beiden Waldindianer. Sie bücken sich und heben die Kleider auf, die Yogi Johnson weggeworfen hat. Gelegentlich brummen sie einander zu. Sie schreiten geschmeidig im Mondlicht vorwärts. Ihren scharfen Augen entgeht auch nicht ein einziges weggeworfenes Kleidungsstück. Als das letzte Kleidungsstück weggeworfen ist, blicken sie auf und sehen weit vor sich zwei Gestalten im Mondlicht. Die beiden Indianer richten sich auf. Sie besehen sich die Kleidungsstücke.
    «Weißer Häuptling ist schick angezogen», bemerkt der große Indianer und hält ein Hemd mit einem Monogramm in die Höhe.
    «Weißer Häuptling wird schön kalt werden», bemerkt der kleine Indianer. Er reicht dem großen Indianer ein Unterhemd. Der große Indianer rollt all das Zeug, all die weggeworfenen Kleidungsstücke zu einem Bündel zusammen, und sie beginnen auf den Gleisen nach der Stadt zurückzugehen.
    «Wollen wir lieber die Kleider für weißen Häuptling aufheben oder sie an die Heilsarmee verkaufen?» fragt der untersetzte Indianer.
    «Lieber an die Heilsarmee verkaufen», brummt der große Indianer. «Weißer Häuptling kommt vielleicht nie wieder.»
    «Und ob der weiße Häuptling wiederkommt», brummt der kleine Indianer.
    «Macht nix, lieber an die Heilsarmee verkaufen», brummt der große Indianer. «Weißer Häuptling brauchen sowieso neue Kleider, wenn der Frühling kommt.»
    Während sie auf den Gleisen der Stadt zugingen, schien die Luft weicher zu werden. Die Indianer gehen jetzt mit einem unbehaglichen Gefühl. Durch die Lärchen und Zedern neben den Eisenbahngleisen bläst ein warmer Wind. Die Schneewehen neben den Gleisen beginnen jetzt zu schmelzen. Etwas rührt sich in den beiden Indianern. Irgendein Drang. Irgendeine seltsame, heidnische Unrast. Der warme Wind bläst. Der große Indianer bleibt stehen, feuchtet den Finger an und hält ihn hoch in die Luft. Der kleine Indianer beobachtet ihn. «Chinook?» fragt er.
    «Massig Chinook», sagt der große Indianer. Sie eilen weiter der Stadt zu. Der Mond ist jetzt von Wolken verdunkelt, die von dem warmen Chinook, der bläst, herangetragen werden.
    «Wir wollen in der Stadt sein, bevor die Stoßzeit beginnt», brummt der große Indianer.
    «Wir roten Brüder wollen frühzeitig in der Reihe sein», brummt der kleine Indianer eifrig.
    «Niemand arbeitet jetzt in der Fabrik», brummt der große Indianer.
    «Eilen wir lieber.»
    Der warme Wind bläst. In den Indianern rührten sich seltsame Sehnsüchte. Sie wußten, was sie wollten. Der Frühling kam endlich in die eingefrorene kleine nordische Stadt. Die beiden Indianer eilten die Gleise entlang.

    Letzte Anmerkung des Autors für den Leser
    Nun, lieber Leser, wie hat es dir gefallen? Ich habe zehn Tage gebraucht, um es zu schreiben. War es das wert? Da ist nur noch eine Stelle, die ich gern aufklären möchte. Du erinnerst dich, weit zurück in der Geschichte, als die alte Kellnerin Diana erzählt, wie sie ihre Mutter in Paris verlor und aufwachte und im Nebenzimmer einen französischen General vorfand. Ich dachte, daß es dich vielleicht interessieren würde, die wahre Erklärung hierfür zu hören. Was tatsächlich geschah war folgendes: Ihre Mutter erkrankte plötzlich in der Nacht sehr heftig an Schwarzen Pocken, und der Arzt, den man rief, diagnostizierte den Fall und benachrichtigte die Behörden. Es war am Tag, an dem die Weltausstellung eröffnet werden sollte, und stell dir nur mal vor, was für eine Reklame ein Fall von Schwarzen Pocken für die Ausstellung gewesen wäre. Also ließen die französischen Behörden die Frau einfach verschwinden. Sie starb gegen Morgen. Den General, den man gerufen hatte, und der sich dann in das Bett in demselben Zimmer legte, in dem die Mutter gewesen war, hielten wir immer für einen wahrhaft tapferen Mann. Ich glaube jedoch, daß er einer der Großaktionäre der Ausstellung war. Wie dem auch sei, lieber Leser, als ein Stück Geheimgeschichte hielt

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