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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Schwalbe nur schrecklicher.
    Aber wenigstens konnte sie herausfinden, warum die Schwalbe abgestürzt war. Wer daran Schuld trug … denn irgendwer musste Schuld haben. Sie sehnte sich plötzlich nach Rache oder wenigstens irgendeiner Aufgabe, um ihre Zukunft mit der abgerissenen Vergangenheit zu verknüpfen.
    Benommen ging sie an den zerklüfteten Felsen weiter,
ohne Ziel, nur auf der Flucht vor dem letzten Schritt und den Gedanken, die ihr folgten. Die Sonne ging auf. Kalte Glut fraß den grauen Himmel, dasselbe Schauspiel, das Hel so oft vom Mastkorb aus beobachtet hatte. Sie spürte förmlich, wie die Kühle der Nacht in ihre Felsritzen zurückkroch. Bald würde die Hitze kommen, die Welt unter einem flimmernden Dunst schwitzen und alles Leben nach Luft japsen. Kein himmlischer Fahrtwind würde Hel Linderung verschaffen; sie klebte hier unten auf dem Land wie eine Fliege, gefangen im großen Suppenteller.
    Am Rand der Klippen blieb Hel stehen. Zwischen vernarbtem Gestein nicht weit unter ihr entdeckte sie den Händler.
    Er stand mit geschlossenen Augen da, die Handflächen nach oben gerichtet, und regte sich nicht. Die Haare fielen ihm in verstaubten schwarzen Strähnen auf die Schultern. Man hätte sein Gesicht angenehm, wenn nicht gar hübsch nennen können, hätte nicht eine stille Entschlossenheit seine Züge verhärtet. Es war, als wollte eine innere Macht die äußere Jugendlichkeit leugnen. Hel spürte, dass sie den Atem anhielt. Leise, als müsste sie sie stehlen, holte sie Luft. Er schien sie nicht zu bemerken - natürlich nicht -, also beobachtete sie ihn weiter.
    Seine Kleidung hatte nichts mit den bestickten Tuniken gemein, die man in dieser Gegend trug. Überhaupt war sie fremdartig geschnitten. Seine Weste reichte ihm fast bis zu den Knien, hatte einen gestärkten Kragen und Schulterteile aus Leder. Darunter trug er ein Wams mit weiten Ärmeln, die an den Unterarmen geschnürt wurden. Ausnahmslos war alles dunkelblau und schwarz eingefärbt.
    Plötzlich senkte er den Kopf und kreuzte die Arme, sodass seine Hände an den Schultern lagen. Es sah aus, als
würde er beten. Er ging auf die Knie. Nach einer Weile band er den Wasserschlauch von seinem Gürtel und drückte die Öffnung auf die Erde. Eine kleine Lache entstand. Hel war fassungslos. Hatte der Kerl den Verstand verloren? Das kostbare Wasser! Sie war kurz davor einzuschreiten, als sie erkannte, dass der Schlauch sich füllte .
    Fassungslos starrte sie hinab. Tatsächlich, der Schlauch wurde immer praller. Das Wasser strömte aus dem trockenen Boden in den Schlauch.
    Der Junge verschloss ihn, als er voll war, und hängte ihn an seinen Gürtel zurück. Dann band er sich die Haare sorgfältig zu einem Knoten und machte eine rasche Handbewegung, wobei er die Stirn und seine Schultern berührte und die Fingerkuppen aneinanderlegte. Als er die Augen wieder öffnete, drehte er sich zu Hel um und sah sie direkt an.
    Hel erstarrte. Es war längst zu spät, sich zu ducken oder so zu tun, als hätte sie ihn nicht beobachtet. Ruhig kam er auf sie zu und war erschreckend rasch die Felsen emporgestiegen.
    »Geht es dir besser?«
    Hel konnte im ersten Moment nicht glauben, dass die Stimme zu ihm gehörte, denn sie klang dunkel und dicht wie Sturmwolken, viel älter als sein Äußeres.
    »Hier. Trink.«
    Zögernd nahm sie den Lederschlauch an. »Wie hast du das gemacht? Mit dem Wasser?«
    »Was mit dem Wasser?«
    »Es ist aus dem Boden gekommen.«
    »Ja. Aus einer Quelle.«
    Hel blickte auf die Stelle hinab, wo er gekniet hatte. Nichts war da. Nicht einmal ein feuchter Fleck. Und schon
gar keine Quelle. »Das stimmt nicht«, sagte sie, und ihre eigenen Worte ließen sie frösteln.
    Er sah sie nur an. In seinen Augen flossen kühle Lichter in Grau und Blau, wie der Himmel, wo nächtlicher Samt zu Seide wurde.
    »Hast du noch Fieber?« Er trat mit ausgestreckter Hand näher und sah sie fragend an, ehe er ihre Stirn berührte. Hel wollte sich nicht anfassen lassen, wagte aber auch nicht, zurückzuweichen und ihre Angst so offen zu zeigen. Die Berührung währte nur einen Augenblick. »Du … bist kaum mehr heiß. Heilst du immer so schnell?«
    Hel wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, und sagte gar nichts. Stattdessen öffnete sie den Wasserschlauch - schnupperte unauffällig daran - und trank. Sie bemerkte keinen besonderen Geschmack, das Wasser war eine Wohltat. Schließlich machte sie den Schlauch wieder zu und gab ihn zurück.
    »Was für ein Händler

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