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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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ich glaube, nach Har’punaptra geht es in diese Richtung.« Sie wies nach rechts. Auch hier sah sie Lirium durch den Sand funkeln, doch wenn sie aufpasste, konnte sie ihn daran vorbeiführen.
    »Dann bist du mein Wegführer nach Har’punaptra, Hel.«
    Sie taumelte versehentlich zur Seite, hielt sich aber an einem Steinbrocken fest. So erholt war sie also doch noch nicht. Umso besser musste sie aufpassen. Ein falscher Schritt, und das Lebendige Land verschlang sie beide. Wie konnte er ohne Feenlicht unterwegs sein?
    »Du bist noch schwach«, bemerkte er. »Aber du musst nicht laufen.«
    Hels Antwort blieb ihr in der Kehle stecken. Selbst für einen Schrei war keine Zeit. Hinter dem Jungen türmte sich eine funkelnde Sandmasse auf.

Durch die Wüste
    H el war wie gelähmt. Sie wollte den Jungen warnen, wollte hinter ihn deuten, aber es war zu spät.
    Im Zuge eines Herzschlags hatte der lebendige Sand sich zusammengeballt, warf Hufe in die Luft und peitschte mit wehenden Schweifen über den Kopf des Jungen. Er streckte einen Arm nach Hel aus, ohne die Gefahr zu bemerken. Ruhig öffnete er die Hand.
    »Das Land wird dich tragen«, murmelte er unverständlich. Mit einem Schritt war er bei ihr. Oder war sie auf ihn zugekommen? Sie erinnerte sich nicht, konnte den Blick nicht losreißen von dem Etwas , das sich vor ihr aufbäumte. Kein Sand. Kein Lebewesen. Magie.
    Es war ein Körper mit Flanken wie gespannte Bogensehnen, zwei Schweifen und einem länglichen Schädel, auf dem eine farblose Mähne loderte. Und doch war es nichts, weniger als ein Schatten. Hel wusste nicht, ob sie es nur mit der zweiten Sicht sah. Doch der Junge hatte sich halb umgedreht und schien es ebenfalls zu bemerken.
    »Das ist ein Lymaerus, ein Geist!«, flüsterte sie.
    »Du gibst ihm einen Namen?«, fragte der Junge verwundert.
    Das Wesen bäumte sich über Hel auf. Augen glommen sie an, die aus reinem Lirium bestanden und gleich wieder in sich selbst versanken. Kurz fürchtete sie, der Geist würde sie unter sich begraben oder verschlingen, doch nichts dergleichen
geschah; lautlos schwenkte er die beiden Schweife, neigte dann den Kopf und streifte Hels Rippen. Ein Kribbeln erfüllte sie, als würde Sand durch ihren Körper fegen. Sonst war von der Berührung nichts zu spüren.
    Der Junge trat zurück. »Bist du schon einmal von der Tiefe getragen worden?«
    »Hä?«
    »Hab keine Angst«, sagte er leise. Sie spürte seine Hände kaum. Im nächsten Moment hatte er sie hochgehoben und Hel landete mit einem Schreckenslaut auf dem Rücken des Wesens. Es war fest. Und weich. Bebend vor wolkiger Lebenskraft.
    Der Junge saß hinter ihr auf und griff in die dichte Mähne, um sich festzuhalten. Wie Flammen aus Rauch schmiegten sich die Haare, die keine waren, um seine Finger.
    »Dir wird nichts passieren, Hel. Das Land ist uns wohlgesinnt.«
    »Was zum Henker heißt denn das schon wieder …« Sonne und Wüste verloren sich irgendwo in einem fernen Himmel, der sich selbst zusammenfaltete und immer kleiner wurde. Hel trat in eine Schattenwelt.
    Sie ritten auf dem Wesen, doch die Hufe schlugen nicht auf den Boden. Es war eins mit der Erde, verschmolz und entstand mit jedem Schritt. Sie schwebten auf dem Geschöpf wie auf einer Düne, den rauschenden Adern folgend, die es mit Leben nährten. Hel wagte keinen Blick über den Rand des Umhangs, der sie und den Jungen und vielleicht auch den Geist einhüllte, und doch sah sie aus dem Augenwinkel, wie die Umgebung vor Geschwindigkeit verwischte.
    Auch ihre Gedanken begannen zu zerfließen. Ein Lymaerus erschien nur, wenn genug Lirium im Land war, und existierte sonst nicht einmal - so wie Feen, die im Himmel zu
Hause waren und bei Liriumstürmen auftauchten. Sie nährten sich von Lirium. Konnte das Geschöpf unter ihr nicht durch bloße Berührung ihre Lebenskraft rauben und sie töten?
    Aber Hel starb nicht, und auch ihr Licht, das sie ängstlich im Auge behielt, wurde nicht schwächer. Sie flogen lautlos durch die Wüste, waren die Wüste, und am Himmel jagte der Tag vorüber.
     
    Hel hatte das Gefühl zu träumen. Und zu erwachen, als der Lymaerus plötzlich zu einer Staubwolke zerfiel.
    »Ahhh!« Sie stürzte, doch im letzten Moment fing der Junge sie auf, und gemeinsam taumelten sie ein paar Schritte durch den aufwirbelnden Sand.
    »Alles in Ordnung?«
    Hel hätte schwören können, dass er belustigt klang. Am ganzen Leib zitternd, sah sie zu ihm auf, drehte sich um und strich sich verstört die Haare vor

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