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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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aber mit den Händen. Dann schob es zwei Finger auseinander und blickte aus einem tränenverquollenen Auge zu Gharra auf.
    »Was ist das?«, wiederholte Gharra.
    »Ein Menschenkind. Ihr könnt es haben.«
    Gharra wandte sich dem Zwerg zu. Der Geldring rutschte
mit einem leisen Klirren tiefer in die Brusttasche, als er sich ein wenig reckte. »Mein lieber Freund, ein steuerfreier Trollhandel ist eine Sache, Menschenhandel eine andere. Jawohl, ich bin ein Gegner der Sklaverei und würde weder auf Har’punaptras schwarzen Basaren noch hier in der Wüste, noch in sonst einem verlassenen Hinterland Menschen kaufen!« Gharra machte eine gewichtige Pause. »Noch dazu ist das ein Kind. Seh ich aus, als hätte ich Mutterliebe zu verschenken?«
    »Es ist ein besonderes Menschenkind«, sagte der Zwerg zögernd.
    Gharra kratzte sich das Kinn. »Kann es kochen? Sagt bloß nicht Ja, wenn es bei Zwergen kochen gelernt hat, da nehme ich mir lieber einen Troll als Küchenchef. Jedenfalls lass ich nicht mehr als drei Schilling springen. Zwei Schilling.«
    »Kein Koch«, sagte der Zwerg. »Wir haben es bei den Kauenden Klippen gefunden. Es muss zu Flüchtlingen aus dem Alten Reich gehören, aber es war verletzt und allein.«
    »Hm.« Gharra blickte wieder auf das Kind hinab und überlegte, ob man ihm vielleicht eine Schatzkarte auf den Rücken tätowiert hatte oder ob es Goldeier legte, aber dann würden die Zwerge es vermutlich nicht verkaufen.
    »Es ist ein … besonderes Kind«, wiederholte der Zwerg, offenbar bemüht, diese Besonderheit als vorteilhaft darzustellen. Gharra wurde immer skeptischer. »Das Lebendige Land greift das Kind nicht an. Es war ganz allein da draußen, ohne Feenlicht.«
    Gharra zuckte die Schultern. »Das Land stirbt aus. Vielerorts ist es so ruhig geworden, dass es niemanden mehr angreift.«
    »Ja, ja. Aber … jedenfalls wollen wir das Kind nicht! Es kommt doch aus dem Alten Reich, mit den Druiden wollen wir nichts zu schaffen haben.«

    Gharra, der instinktiv wieder nach seinem Säbelgriff tastete, als er ›Druide‹ hörte, starrte den Zwerg verständnislos an. »Ein Druidenkind? Ich bin der Liga der Sturmjäger und der Magierschaft treu ergeben!«
    Als Gharra den Fuß ausstreckte, um den Deckel wieder über das Kind zu kippen, beeilte der Zwerg sich: »Nein, nein! Es gehört nicht zu den Druiden - seht es doch an, es trägt Bauernkleider. Es hat bloß Kräfte .«
    Gharra wurde immer unwohler. Als Sturmjäger setzte er zwar sein Leben aufs Spiel, doch von Gefahren auf dem Boden hielt er sich fern. Politik gehörte zu so einer Gefahr. Und, beim Henker, Kräfte .
    »Es ist brav und unkompliziert, ihr braucht es auch nicht regelmäßig füttern. Euch wird es sehr hilfreich sein. Es kann Lirium sehen.« Der Zwerg sprang von seiner Erhöhung und hob das Kind schwungvoll aus der Kiste. Dann hielt er es zu Gharra empor. Viel sah Gharra trotzdem nicht. Das Kind hatte noch immer beide Hände vors Gesicht geschlagen und starrte aus einem angstvollen Auge zu ihm auf. Wie alt es sein mochte? Fünf? Neun? Gharra wusste so viel über Kinder wie über zwergische Großmütter: gar nichts.
    »Da, es kann Magie sehen. Sieht sie überall, meilenweit. Ideal für die Sturmjagd. Ihr müsst es nur in den Mastkorb stecken und warten, dass es Euch die Richtung zum nächsten Liriumsturm weist.« Der Zwerg zog die Hand des Kindes wie einen klebrigen Seestern von seinem Gesicht. Gharra hielt die Luft an. Zumindest wusste er über Kinder, dass sie für gewöhnlich zwei gleiche Augen hatten.
    Dieses Kind nicht. Das eine war dunkel und tränenverquollen. Das andere, linke war milchig blau und von einer frisch verheilten Wunde in die Länge gezogen, die quer über
die Schläfe führte. Das Kind - ein Mädchen, wie Gharra vermutete - war auf einem Auge blind.
    »Soll das ein Scherz sein?«, fragte Gharra höflich. »Dein Kindchen ist blind wie der Mond persönlich.«
    »Nur auf einem Auge. Mit dem anderen sieht sie alles. Alles .« Der Zwerg schüttelte das Kind ein wenig. Die angewinkelten Beine schlackerten unter dem Sackkleid.
    Gharra beugte sich hinab. Wasser lief der Kleinen aus Nase und Augen. Gharra konnte sich nicht entscheiden, ob er sie niedlich oder abstoßend fand.
    »Dann sag mir doch, mein hübsches Vögelchen, wo ich meinen Finger Lirium trage.« Gharra breitete die Arme aus.
    »Mach«, befahl der Zwerg und streckte den Arm des Mädchens aus. Zögernd löste sie den Zeigefinger aus ihrer Faust. Zu Gharras Überraschung

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