Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
gehalten hatte, wieder einzuschlafen - und dann wachte sie doch auf, verwirrt über den Tag, der am Himmel heraufkroch, und den kalten Schweiß an ihrem Körper. Wie hatte sie bloß wegnicken können? Vielleicht hatte der Fremde sie ja mit einem Zauber belegt … denn dass er kein gewöhnlicher Sklavenhändler war, stand außer Frage. Wer Sand und Felsen zum Leuchten brachte, verfügte über noch ganz andere Fähigkeiten.
Vorsichtig, um ihre Rippen zu schonen, stützte Hel sich auf den Arm und blickte sich um. Die Höhle war leer. Der Wasserschlauch fehlte, doch das Paket mit dem Essen lag noch da. Hel spürte jetzt, wie hungrig sie war, und zog das Bündel ein wenig näher. Vorsichtig bohrte sie ihren Finger in die runden Dinger. Der Blättermantel gab nach. Sie zupfte ein Stück ab und ein weiches goldbraunes Etwas kam zum Vorschein. Auch wenn es weniger köstlich ausgesehen hätte, wäre Hel nicht lange am Überlegen gewesen. Sie nahm einen Bissen und ihre Zähne versanken in der leicht klebrigen Masse.
Sie verschlang den Kloß in wenigen Bissen und nahm gleich einen nächsten. Als sie ihn zur Hälfte gegessen hatte, wurde ihr schlagartig übel. Sie drückte sich den Handrücken gegen die rissigen Lippen. Kurz fürchtete sie, die Speisen seien vergiftet, aber das war natürlich unsinnig. Sie hatte
nur zu schnell gegessen und ihr Magen war keine Nahrung mehr gewohnt.
Seufzend sank sie in sich zusammen. Sie musste nur ruhig liegen … hoffentlich kam es ihr nicht hoch.
Nach einer Weile fühlte sie sich so weit, es mit dem Aufstehen zu versuchen. Die Übelkeit war halbwegs vergangen und das Essen flößte ihr neue Kräfte ein. Noch immer ein wenig klamm schlüpfte sie in Arus’ Weste. Sie reichte ihr fast bis zu den Kniekehlen. Dann hüllte sie sich in den Umhang. Tapsig kletterte sie aus der Höhle.
Es wurde zusehends heller. Ein rosafarbener Streifen säumte den östlichen Horizont und verlieh den Dünen Umrisse. Hel kletterte das Geröll empor, bis sie einen guten Blick auf das Land hatte. Der Wind spielte kitzelnd mit den Haarspitzen in ihrem Nacken und Hel zog sich den Umhang fester um die Schultern.
Im Norden wuchsen pilzförmige Felsbrocken aus der Erde. Im Westen lagen die Kauenden Klippen. Hel versuchte, sich zu orientieren. Die Schwalbe war direkt vor der Grenze zum Alten Reich abgestürzt, etwa eine Flugwoche von Har’punaptra entfernt. Mit bloßem Auge schätzte Hel, dass mindestens zwei Flugtage zwischen ihr und den Kauenden Klippen lagen. Zwei Flugtage … aber zu Fuß war der Weg bei Weitem länger. War sie denn so lange bewusstlos gewesen? Das war doch unmöglich. Wie hatte der Fremde sie überhaupt so weit tragen können? Doch egal wie sie hergekommen war, was noch vor ihr lag, war wichtiger. Wenn sie sich an die Gebirge hielt, würde sie irgendwann auf die Zwergenstadt stoßen. Irgendwann … Hel wusste nicht, wie schnell man zu Fuß war, mit der Geschwindigkeit eines Schwebeschiffs war es gewiss nicht zu vergleichen.
Sie atmete durch, so gut es mit ihrer gebrochenen Rippe
ging, und rang die Panik nieder. Selbst wenn sie den Wasserschlauch und das Essen stahl, würde der Proviant nicht bis Har’punaptra reichen. Es gab zwar die Windigen Städte dazwischen; aber es war allbekannt, dass die Hälfte der Wüstenleute Räuber, Schmuggler oder Sklavenhändler waren, deshalb versteckten sie sich ja in dieser unwirtlichen Gegend und zogen ihre Stadtlager ebenso schnell hoch, wie sie sie im Kampf gegen Recht und Ordnung wieder verloren. Nur in äußersten Notfällen hatte Gharra die Windigen Städte angesteuert, und das auch nur, wenn sie genug Lirium für eine ausreichende Verteidigung gehabt hatten. Allein und unbewaffnet dort aufzukreuzen, war wahrscheinlich dümmer, als ohne Wasser in die Wüste zu laufen.
Da war es besser, vorerst bei dem Händler zu bleiben … Bei der erstbesten Gelegenheit würde sie nach Har’punaptra fliehen. Und von dort aus eine Möglichkeit finden, nach Aradon zu gelangen und der Magierschaft zu berichten, was geschehen war.
Hel hatte Lust, sich hinzusetzen. Sie wollte zu Boden sinken und auf der Stelle sterben. Wie sollte sie das alles durchstehen? Und wofür … sie war allein. Ihr Blick verschwamm in einem tröstlichen Tränenschleier. Sie stieß mit der Fußspitze nach den Steinchen und murmelte Flüche oder Gebete vor sich hin, genau wusste sie es selbst nicht. Dass sie überhaupt noch am Leben war und darüber nachdenken musste, machte das Schicksal der
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