Die Suche nach dem verborgenen Glück
sich, was er wohl tat. Schließlich öffnete er die Augen und sprach.
»Erzähl mir, was du herausgefunden hast.«
»Du meinst, ich soll dir sagen, wie man glücklich wird?« Der Mann lächelte. »Du kannst es so ausdrücken, wenn du magst.« David dachte kurz nach, um an der richtigen Stelle zu beginnen, und sagte dann: »Nachdem ich von hier aufbrach, wanderte ich Richtung Stadt. Nach einer Stunde begegnete ich jemandem, der die Frage beantworten wollte. Es war ein älterer Mann, der in der Nähe der Stadt wohnt. Er schien sehr arm. Sein Haus war baufällig. Er beteuerte, dass er sich so lange kein Essen leisten könne, bis er einen Scheck von der Regierung bekäme. Als ich ihn fragte, wie man glücklich wird, meinte er, dass er glücklich wäre, wenn er mehr Geld hätte.«
»Wie hat diese Antwort auf dich gewirkt?«
David dachte eine Zeit lang nach. Er konnte nicht antworten - etwas hielt ihn zurück. Aber was? Was hinderte ihn, die Frage zu beantworten? War es sein Geist… oder etwas anderes? Er fühlte sich schwach, so als würde er jeden Augenblick ohnmächtig werden. Die Welt drehte sich, wirbelte um ihn herum und David war ein wenig übel. Zum Glück erkannte er die Wahrheit, bevor ihm wirklich schlecht wurde. Sie war einfach; er hatte sie von jemandem jenseits dieser Welt erfahren. Es war klar, dass seine Schwester ihn führte und auf die richtigen Antworten aufmerksam machte. Er konnte sie zwar weder sehen noch hören, doch er wusste, dass sie da war. Er fühlte sie in seinem Innern, merkte, wie sie die Wahrheit auf seine Lippen zauberte. Er wusste, welche Äußerung seine Schwester von ihm erwartete.
Er sagte einfach: »Diese Antwort ärgerte mich.«
Der Mann lächelte wieder. »Gut. Du hast gelernt. Erzähl mir, warum diese Antwort dich geärgert hat.«
Diesmal brauchte David nicht zu überlegen. Er sagte wie aus der Pistole geschossen: »Sie erschien mir unsinnig. Sicherlich war der ältere Mann von ihrer Richtigkeit überzeugt, aber Geld macht einen nicht glücklich. Man kann damit alles Mögliche kaufen, aber nicht das Glück.«
Als der Mann die Stimme erhob, schaute er auf die brennenden Zweige in der Urne. Sein Gesicht strahlte einen tiefen Frieden aus. »Du hast Recht, mein junger Freund. Dass Reichtum glücklich mache, habe ich schon oft gehört, obwohl diese Auffassung falsch ist. Ein Mensch muss erkennen, dass seine Einstellung bereichert werden sollte, nicht seine Brieftasche. Geld besitzt nur so viel Wert, wie man ihm zubilligt. Man kann auch ohne Geld glücklich sein, wenn man es wirklich will. Das Glück bevorzugt niemanden - und wird jedenfalls nicht durch Reichtum erkauft.«
»Ich weiß«, sagte David nickend. »Viele arme Leute, die ich traf, waren genauso glücklich oder sogar glücklicher als reiche Leute. Tatsächlich hörte ich auf meiner Reise eine Geschichte über einen reichen Mann, der Selbstmord begangen hat. Wenn man mit Geld allein glücklich wird, dann erkläre mir, warum er sich umbrachte.«
Der Mann nahm ein kleines Gefäß, das neben ihm stand, und öffnete es. Er holte einen Kieselstein heraus und legte ihn vor sich auf die Decke. Er sagte: »Dafür gibt es keine Erklärung, es sei denn, du lernst und glaubst, dass Glück nicht vom Geld abhängt, sondern von dir selbst und deiner Einstellung! Und was war die zweite Antwort, die du gefunden hast?«
David reagierte schnell. »Ruhm. Ich traf einen Mann, der behauptete, dass er glücklich wäre, wenn er Ruhm erlangte. Er will Filmstar werden.«
»Ah ja. Der Ruhm ist vielen Leuten sehr wichtig. Erschien diese Antwort dir sinnvoll?«
David schüttelte den Kopf. »Nein, sie ärgerte mich genauso wie die erste.«
»Warum?«
»Aus den gleichen Gründen. Der Ruhm kann einen Menschen nicht glücklich machen, sonst wären alle Berühmtheiten glücklich. Zwar sind viele berühmt, aber nicht alle glücklich. Meiner Meinung nach beschert der Ruhm zahlreiche Verpflichtungen und einige Vorteile, doch kein Glück.«
»Auch in diesem Punkt hast du Recht«, erwiderte der Mann. »Glück kommt von innen und eben nicht durch das Verhalten oder die gesellschaftliche Position. Du musst lernen und daran glauben, dass du glücklich sein kannst, ob du nun berühmt bist oder nicht. Das Glück ist allen zugänglich. Es spielt keine Rolle, wie viele Menschen dich kennen! Du suchst nicht nach einem Patentrezept, um glücklich zu sein. Wenn du glücklich bist, brauchst du keinen Ruhm. Und wenn du berühmt bist, resultiert das Glück aus
Weitere Kostenlose Bücher