Die Suche nach dem verborgenen Glück
atmen. Schließlich beantwortete er die Frage des Mannes.
»Ich habe dich aufgesucht, weil ich sehr traurig bin. Vor kurzem ist meine Schwester gestorben. Das schmerzt mich zutiefst; ich habe sie geliebt, und jetzt werde ich sie nie mehr wieder sehen.«
Der Mann nickte verständnisvoll und in seinen Augen blitzte Mitgefühl auf.
David fuhr fort. »Ich meine, sie ist fort… für immer. Ich verstehe das einfach nicht. Sie war so jung… sie… sie hatte das ganze Leben noch vor sich. Ich vermisse sie sehr.«
David fing an zu weinen. Er konnte nicht anders. Die Erinnerung an den Tod seiner Schwester überwältigte ihn. In seiner Seele steckte ein Stachel, und auf sein Herz drückte eine schwere Last.
Der Mann beugte sich vor und legte seine Hand auf Davids Schulter.
»Der Tod ist immer unbegreiflich. Aber deine Schwester ist nicht völlig aus deinem Leben entschwunden. Sie ist bei dir, jetzt und auch in Zukunft. Sie fühlt deinen Schmerz, und das betrübt sie. Sie wünscht sich nichts mehr, als dass du glücklich bist.«
»Wie… woher weißt du das?«
»Ich weiß es. Mein junger Freund, du musst die körperliche Existenz deiner Schwester trennen von ihrer geistigen Existenz. Sie ist nicht für alle Zeit fort, sondern hat sich in etwas verwandelt, das viel größer ist als du oder ich. Sie ist beim Großen Geist und hat teil an Seinem Wunder. Vor allem aber ist sie lebendig in dir! David, deine Schwester wird dich nie im Stich lassen. Wenn du mit einem Problem konfrontiert bist, dann denkst du daran, was sie dir geraten hätte. Sie wird dich stets begleiten, um dir in schwierigen Phasen beizustehen. Ihr Geist schwebt in der Höhe - sie ist frei und in Frieden. Alle ihre Träume sind in Erfüllung gegangen, und ihre Weisheit wird Eingang in dein Leben finden.«
David hörte zu, war jedoch immer noch traurig. Mit sanfter Stimme sagte er: »Aber wenn ich daran denke, wie… wie wunderbar sie war. Zu wissen, dass sie nicht mehr da ist, tut mir unglaublich weh.«
Der Mann brachte ihm seine ganze Sympathie entgegen. Er sprach langsam, während er Davids Schulter hielt. Seine Berührung war beruhigend und zugleich energiegeladen. Er wusste um die Kunst wahrer Kommunikation.
»Der Schmerz, den du fühlst, wird bald verschwinden, und an seine Stelle tritt die Liebe und die glückliche Erinnerung an eure gemeinsame Kindheit. Das ist jenes besondere Geschenk, das deine Schwester dir macht. Du kannst deine Erinnerungen an sie benutzen, um ihr in dieser Welt Leben zu verleihen - und zwar so lange, wie du lebst. Es bleibt dir überlassen, anderen Menschen zu erklären, wie wichtig sie für dich war. Dann werden sie begreifen und deine Schwester genauso gut kennen, wie du sie gekannt hast; folglich wird sie in beiden Welten ewig leben.«
David merkte, dass bloße Wörter ihm in diesem Augenblick nicht helfen konnten. Doch trotz seiner Jugend erkannte er auch, dass er sich die Äußerungen des Mannes einprägen sollte. Sie würden mit dazu beitragen, den Verlust eines Tages zu akzeptieren.
»Bist du sicher?«
An der Art und Weise, wie der Mann die Augen schloss und nickte, konnte David ablesen, dass er die Wahrheit sagte. Er hatte noch nie jemanden gesehen, der sich seiner Sache so sicher war, und dadurch fühlte er sich ein wenig besser.
Der Mann antwortete: »Ja. Alles im Leben ist miteinander verbunden. Du trägst einen Teil von ihr mit dir, immer. Sie überlebt in dir, mein Freund.«
Eine Zeit lang schwiegen sie. David wischte sich die Tränen vom Gesicht. Dann sagte er: »Seit vielen Tagen schon bin ich deprimiert; mein Leben wird in Stücke gerissen.«
»Bist du deshalb zu mir gekommen? Willst du wissen, wie du wieder glücklich wirst?«
»Hm!«, machte David und nickte. Der Mann lächelte breit. Seine Augen leuchteten und funkelten. Lachfalten hatten sich in sein Gesicht gegraben, und David nahm erstaunt wahr, wie er seine positiven Gefühle von tief innen auszustrahlen schien. Dadurch besserte sich seine Stimmung.
David schaute auf die Rolle, die seine Hand noch immer fest umklammerte, und reichte sie dem Mann.
»Kannst du mir erklären, was die Bilder bedeuten? Mein ate sagte, wenn ich hinter deren Sinn käme, würde ich alles erfahren, was ich wissen muss. Er meinte, dann würde ich wieder glücklich sein.«
Der Mann sprach fast so, als wäre er voller Ehrfurcht vor der Macht des Glücks.
»Ich bin froh, dass du das Glück ersehnst, mein junger Freund. Das ist der erste Schritt, um dieses Gefühl zu
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