Die Suche nach den Sternen
Ortern und erhielt in schneller Folge bessere Darstellungen des geheimnisvollen Objekts, das offenbar antriebslos in der verbotenen Region zwischen der Mars- und der Asteroiden-Schale schwebte. Es war jetzt sicher, daß es sich dabei um ein künstliches Objekt handelte – ein gewaltiges, röhrenförmiges Schiff von fünfzehn Kilometern Länge und einem Durchmesser von ungefähr vierhundert Metern, das fast bewegungslos im Raum trieb.
Beim Anblick der Konstruktion runzelte Ancor die Stirn. Das Schiff war das Produkt einer bemerkenswerten Ingenieursleistung. Lange Reihen von Bullaugen, die in regelmäßigen Abständen von Luken unterbrochen worden, zogen sich entlang des Rumpfs, aber gleichzeitig strahlte es eine Fremdheit, eine sonderbare Losgelöstheit von der Technik der Mars-Schale aus. Die schiere Größe des Schiffs schien seine Existenz Lügen zu strafen: Wie hätte man eine solche gewaltige Konstruktion jemals bauen und in den Weltraum befördern können? Ancors Nackenhaare stellten sich auf. Egal, aus welchem Blickwinkel er die Lage betrachtete, ein solches Schiff dürfte überhaupt nicht existieren.
Kapitel 5
»Das ist ein Totenschiff, Maq.« Sine Anura hatte sich neben Ancor gestellt und die Anzeigen der Orter nach Wärme- und Lichtquellen, Funkaktivität oder anderen Hinweisen auf eine Besatzung abgesucht. »An einem Ende scheint sich ein Kernreaktor in einem Schutzmantel zu befinden, und die Temperatur auf der Außenseite des Rumpfes liegt einige wenige Grad über der des umgebenden Raums, aber das ist alles.«
»Das ist eine wirklich merkwürdige Konstruktion«, sagte Ancor. »Ich könnte schwören, daß das ganze Ding aus einzelnen Gußstücken zusammengeschraubt wurde. Und es besteht auch nicht aus einer Speziallegierung, sondern aus schlichtem, altmodischem Stahl. Man bräuchte eine unglaubliche Energiemenge, um dieses Ding auf Fluchtgeschwindigkeit zu beschleunigen, und außerdem würde es dabei mit Sicherheit auseinanderbrechen.«
»Vielleicht hat man es im Raum montiert?«
»Das ist die einzig realistische Möglichkeit. Aber wer hat das getan? Selbst die leistungsstärksten Exosphärenschiffe der Mars-Schale müssen beim Transport von Bauteilen dieser Größe ins All passen. Und dazu muß der Bau Jahrhunderte gedauert haben. Wäre man irgendwann in der bekannten Geschichte ein derartiges Unternehmen angegangen, wüßten wir davon.«
»Es muß ja nicht unbedingt von der Mars-Schale stammen. Was ist, wenn es auf der Innenseite der Asteroiden-Schale gebaut worden ist? Dort gibt es keine Schwerkraft, und wir wissen, daß die Schalenbewohner über Exosphärenschiffe verfügen.«
»Aber wir haben bei unseren Expeditionen keinen Hinweis darauf gefunden, daß sie die Fähigkeit besitzen, durch den Zwischenraum zur Schaleninnenseite zu fliegen und dort ein Schiff von dieser Größe zu bauen. Und selbst wenn sie eines gebaut haben sollten, hätte es auf der Hand gelegen, es durch die Asteroiden-Schale und durch den Transaster-Raum zur Jupiter-Schale zu schicken. Es ergibt keinen Sinn, ein solches Schiff ins Zentrum Solanas zu schicken.«
»Wieso das?«
»Wenn ich mich nicht irre, handelt es sich bei diesem Ding um eine Weltraumkolonie, und dazu noch um eine sehr alte. Sie stammt mit Sicherheit aus der Zeit, bevor man spezielle Legierungen für Raumfahrzeuge entwickelt hat. Zum Teufel, was für ein Rätsel!«
»Unser Kurs und unsere Geschwindigkeit sind jetzt mit dem Schiff synchron«, verkündete Cherry. »Was willst du jetzt tun, Maq?«
»Im Rumpf scheinen sich in regelmäßigen Abständen Personenschleusen zu befinden. Such dir eine am vorderen Ende des Schiffs aus und lege neben ihr an. Wir haben keine Chance, an nichtstandardisierte Luken wie diese hier anzudocken, also sichere die Shellback mit Grav-Fesseln am Rumpf. Sine und ich legen Raumanzüge an und sehen uns das Ganze an.«
Cherry schloß das Manöver wie verlangt in der gleichen Zeit ab, in der Maq und Sine hastig in die Raumanzüge schlüpften. Bald zogen sie sich mit Hilfe von magnetischen Greifhaken und Sicherungsleinen zu der geheimnisvollen Schleuse. Das Öffnen der Vorrichtung sollte offenbar automatisch ablaufen, aber der Mechanismus reagierte nicht auf ihre Eingaben. Zum Glück gab es eine Reihe von Piktogrammen, die eine Anleitung zur manuellen Schleusenöffnung gaben. Ancor prägte sie sich im Licht seiner Helmlampe genau ein und setzte sie um. Unter erheblicher Anstrengung schaffte er es, einen der Stahlhebel zu
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