Die Suche nach den Sternen
Schiff rollte lauter Donner, als ob es unter eine kosmische Druckerpresse geraten wäre, und keines der Besatzungsmitglieder hätte die brutalen Stöße ohne den Schutz der Rettungskokons oder der Gurte überlebt.
Irgendwie gelang es Cherry, die Shellback durch den Tumult nach unten zu steuern, aber der Illusionist war sich nicht sicher, ob sie nicht jeden Augenblick von den höllischen physikalischen Kräften zurückgerissen würden. Nahezu alle Orter versagten in den Turbulenzen oder zeigten irreführende Werte an, und lediglich die wild hin- und herspringende Anzeige des Funkhöhenmessers zeigte ihm an, daß sie sich langsam der Käfigwelt näherten. Dann endete die Turbulenzzone so abrupt, wie sie begonnen hatte, und sie fanden sich in den ruhigen oberen Schichten der Atmosphäre der Käfigwelt wieder.
Kapitel 6
Der erste Blick auf die Käfigwelt war vielversprechend, und Ancor wies Cherry an, auf zwei Kilometer Höhe hinunterzugehen. Auf den Schirmen zeichneten sich regelmäßige Oberflächenformationen ab, was darauf hindeutete, daß der Planet besiedelt war und seine Bewohner auf einer nicht zu unterschätzenden Zivilisationsstufe standen. Ancor verspürte ein gewisses Unbehagen über die Atmosphäre der Käfigwelt, die ungewöhnlich hohe Edelgaskonzentrationen aufwies, aber den Instrumentenanzeigen nach zu urteilen dennoch problemlos atembar war. Die Temperaturen bewegten sich im für Menschen erträglichen Rahmen, und Ancor stieß auf einige schwächere Radiosender, die in erster Linie Musik ausstrahlten. Nichts deutete auf Schwierigkeiten hin.
Während ihres Anflugs hatte sich Sine Anura des optischen Teleskops in der Beobachtungskuppel angenommen und suchte voller Neugierde die Landschaft unter ihnen nach Städten oder anderen Siedlungen ab. Kurz darauf kam sie mit verwirrtem Gesichtsausdruck zu Maq, der am Schiffscomputer arbeitete.
»Ich glaube, das Teleskop können wir vergessen, Maq. Irgendeine Linse muß sich beim Flug durch die Turbulenzen gelöst haben.«
»Bist du dir sicher, Sine? Man könnte das Ding aus zwanzig Metern Nähe auf einen Betonboden fallen lassen und müßte es lediglich wieder scharfstellen.«
»Nun, es funktioniert einfach nicht mehr. Komm mit und überzeuge dich selbst.«
Ancor folgte ihr, sah sich die 3D-Projektion des Instruments an und veränderte einige der Einstellungen. Dann runzelte er die Stirn. »Das ist sonderbar, Sine. Das Teleskop kann eigentlich auf diese Art und Weise gar nicht versagen. Gib mir bitte ein Fernglas.«
Sie nahm einen Feldstecher aus einer Halterung an der Wand und gab ihn Maq.
»Da stimmt doch etwas nicht mit dem Teleskop, oder? Was könnte es sonst sein?«
Ancor musterte die Oberfläche der Käfigwelt, die sich zwei Kilometer unter ihnen ausdehnte. Dann gab er Sine das Fernglas zurück und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, es ihm gleichzutun.
»Es sieht ganz genauso aus!« sagte sie eine halbe Minute später. »Alles ist verschwommen, und die Ränder sind verfärbt. Wie kann das sein?«
Ancor, der bereits am Interkom stand, antwortete nicht. »Cherry, stell mit Hilfe der Orter unsere genaue Position fest, dann geh an einer ruhigen und verlassenen Stelle auf vierzig Meter herunter.«
»Stimmt irgend etwas nicht, Maq?«
»Die optischen Instrumente liefern nur noch verschwommene, mehrfach überlagerte Bilder. Lediglich die Orteranzeigen sind davon nicht betroffen, und die arbeiteten auf anderen Frequenzen. Ich will mir die Landschaft mit bloßem Auge ansehen.«
»In Ordnung, Maq. Ich sehe, was sich machen läßt.«
Cherry ließ die Shellback schließlich über einer Stelle schweben, die den Ortern zufolge einen Feldrand in der Nähe einiger Bäume darstellte. Ancor blickte aus der Beobachtungskuppel, dann verzog er das Gesicht und rieb sich die Augen.
»Das hilft auch nichts. Irgend etwas stimmt nicht mit dem Licht auf dieser verfluchten Käfigwelt. Man sieht alles mehrfach – als ob man durch ein Stück rotes Glas sehen würde.«
»Wie ist das möglich?« fragte Sine.
»Alle durchsichtigen Substanzen brechen Licht, was nichts anderes heißt, als daß sie die Richtung der einfallenden Strahlen ändern. Diese sonderbare Atmosphäre scheint das Licht in völlig verschiedene Richtungen zu brechen. Die Luft zertrennt das Licht in mehrere einzelne Strahlen, die sie dann in unterschiedlichen Winkeln ablenkt.«
»Und sie ist trotzdem atembar?«
»Wenn man den Instrumenten trauen kann, ja, und sie haben sich bisher noch nie
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