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Die Sünde des Abbé Mouret

Die Sünde des Abbé Mouret

Titel: Die Sünde des Abbé Mouret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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umklammernden Hand. Er begann wieder, sich weiter
vorbeugend, auf die Gefahr hin, hinauszustürzen:
    »Ah so, das Brevier liest er! … Nein, rufen Sie ihn nicht.
Erdrosseln würde ich ihn und das ist überflüssig … Ich habe
ihm zu sagen, Albine ist tot, haben Sie verstanden! Bestellen Sie
ihm einen Gruß von mir und sie sei tot!«
    Damit verschwand er, zog seinem Pferd einen so scharfen Hieb
über, daß das Tier wild wurde. Zwanzig Schritt weiter hielt er von
neuem, streckte nochmals seinen Kopf vor und schrie noch
lauter:
    »Richten Sie ihm auch von mir aus, daß sie in anderen Umständen
war! Das wird ihm Freude machen.«
    Der Wagen raste weiter, in beunruhigenden Sprüngen fuhr er den
steinigen Hügelweg herauf, der nach dem Paradeis führte. Der Teusin
setzte der Atem aus. Bruder Archangias grinste und sah sie mit
Augen an, in denen wilde Freude glimmte. Da versetzte sie ihm einen
Stoß, der ihn fast vom Vorplatz herunterwarf.
    »Machen Sie, daß Sie fortkommen,« stieß sie hervor, in
zornigster Entrüstung. »Sie sind mir ein Greuel… Wie kann man sich
denn über den Tod der Leute freuen! Ich habe das Mädchen nicht
gemocht. Aber es ist traurig, so jung sterben zu müssen …
Machen Sie, daß Sie fortkommen! Wenn sie nicht gleich aufhören, so
zu lachen, zieh' ich Ihnen meine Schere durchs Gesicht!«
    Erst um ein Uhr hatte ein Bauer, der nach Plassans zum
Gemüseverkauf gekommen war, den Doktor Pascal von Albines Tod
benachrichtigt und hinzugesetzt, Jeanbernat bäte ihn, zu kommen. Der Ausbruch vor der
Kirche hatte ihn etwas erleichtert, er war von seinem Weg
abgebogen, um sich diese Genugtuung zu verschaffen. Er machte sich
bitterste Vorwürfe über ihren Tod, wie für ein Verbrechen, an dem
er teilgehabt hätte. Den ganzen Weg entlang ging er unaufhörlich
aufs härteste mit sich zu Gericht. Er mußte sich die Augen wischen,
um zum Lenken seines Pferdes genügend sehen zu können und ließ den
Wagen über Steinhaufen fahren in der stillen Hoffnung, umzuwerfen
und irgendein Glied zu brechen. Als er in den Hohlweg einbog, der
an der endlosen Parkmauer sich entlangzog, stieg eine Hoffnung in
ihm auf. Vielleicht lag Albine nur in schwerer Ohnmacht. Der Bauer
hatte erzählt, sie habe sich mit Blumenduft getötet. Ach, wenn er
doch zur Zeit käme, wenn er sie retten könnte. Und grimmig schlug
er auf sein Pferd ein, als schlüge er sich selber.
    Der Tag war sehr klar. Ganz sonnenüberflossen schien ihm das
Gartenhaus, wie in den schönen Maitagen. Aber die Blätter des
Efeus, der bis unters Dach emporkroch, wiesen rostige Flecken, und
die Hummeln umsummten nicht mehr die aus Steinspalten wachsenden
Levkoien. Aufgeregt band er sein Pferd an und stieß das
Gartengitter auf. Die altbekannte Stille, in der Jeanbernat seine
Pfeife zu rauchen pflegte, lagerte, doch war die Bank vor den
Salatbeeten leer.
    »Jeanbernat!« rief der Arzt.
    Niemand antwortete. Wie er in den Vorflur eintrat, sah er etwas,
das er noch nie erblickt hatte. In der Tiefe des Ganges, unterhalb
des Treppendunkels, stand eine Tür offen ins Paradeis; die
herbstgelben Blätter des trübunübersehbaren Gartens wogten in der blassen
Sonne. Er überschritt die Schwelle dieser Türe und tat ein paar
Schritte auf dem feuchten Gras.
    »Ah, Sie sind es, Doktor!« sagte die ruhige Stimme Jeanbernats.
Jeanbernat höhlte mit kräftigen Spatenstichen eine Grube, am Fuß
eines Maulbeerbaumes. Als er Schritte hörte, richtete er seine hohe
Gestalt in die Höhe. Dann nahm er die Arbeit wieder auf und hob mit
einem einzigen Hieb eine ungeheuere Scholle fetter Erde aus.
    »Was tun Sie denn da?« fragte der Doktor Pascal.
    Jeanbernat richtete sich von neuem auf. Er wischte sich mit der
Hand den Schweiß von der Stirne.
    »Ich grabe ein Grab,« erwiderte er einfach. »Sie hat den Garten
immer gern gehabt. Er wird ihr eine sanfte Ruhstatt sein.«
    Der Arzt fühlte, wie die Bewegung ihn überkam. Eine Weile blieb
er am Rande der Grube stehen, ohne ein Wort hervorbringen zu können
und sah Jeanbernats unermüdlichem Spaten zu.
    »Wo ist sie?« sagte er endlich.
    »Oben in ihrem Zimmer. Ich habe sie auf dem Bett liegen lassen.
Ich will, daß Sie ihr das Herz behorchen, bevor sie da
hineinkommt … Ich habe gehorcht, aber nichts gehört.«
    Der Arzt ging hinauf. Das Zimmer war unverändert, ein einziges
Fenster stand offen. Nur die verwelkten, im eigenen Duft erstickten
Blumen durchwebten es mit faden Gerüchen erstorbenen Fleisches.
Doch in der Nischentiefe hing

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