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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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nicht so tief, wie es zunächst den Anschein hatte. Erstaunen und Erschrecken lagen in seinen Augen; vor allem Saids Kleidung, der Turban und der Burnus, schienen ihn zu verunsichern. Als sein Blick jedoch auf das kleine goldene Kreuz fiel, das Philip um den Hals trug, entspannten sich seine Züge ein wenig.
    »Keine Sorge, wir gehören nicht zu den Räubern«, sagte Philip. »Mein Freund ist in der Heilkunst erfahren, er wird Euch helfen.«
    »Wer seid Ihr?« Die Stimme des Halberstädters klang erstaunlich kraftvoll. Wie die eines Mannes, der es gewohnt ist, Befehle zu erteilen. Er mochte um die dreißig sein, vermutlich der Anführer dieses Zuges.
    »Mein Name ist Philip, mein Begleiter heißt Said al-Musawar. Wir kommen aus Ägypten.«
    »Aus Ägypten? Dafür sprecht Ihr unsere Sprache aber gut.«
    »Ihr solltet nicht so viel reden«, sagte Said. »Lasst mich lieber Eure Wunde versorgen.«
    Der Mann musterte Said noch immer misstrauisch.
    »Bei ihm seid Ihr in den besten Händen«, beruhigte Philip ihn. »Verratet Ihr mir auch Euren Namen?«
    »Hartwig vom Thal.«
    Plötzlich hörten sie ein Stöhnen. Am Rand des Hohlwegs regte sich noch jemand. Philip tauschte einen kurzen Blick mit Said. Beide hatten sie gesehen, dass dieser Verletzte nicht das Halberstädter Wappen trug.
    »Bleib du hier, ich werde gehen.« Philip griff nach seinem Dolch im Waffengurt, ohne ihn aus der Scheide zu ziehen. In einem Land, in dem rothaarige Schönheiten in Männerkleidern Schwerter trugen, wollte er auf alles gefasst sein.
    Als er den Mann erblickte, ließ er seine Waffe los. Der Räuber hatte versucht, sich aufzurichten, doch dann war er vor Schmerzen zurückgesunken, die Hände tief im Waldboden verkrallt.
    Philip hatte schon manch schwere Wunde gesehen, geglaubt, ihn könne nichts mehr erschüttern, aber als er vor dem Sterbenden stand, fühlte er sich dennoch betroffen. Blutiges Gedärm quoll aus der Wunde, es roch nach Blut und Kot. Seine Nase war empfindlicher als seine Augen. Für einen Moment musste er gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfen.
    »Im Namen des Barmherzigen«, flüsterte der Schwerverletzte. Er versuchte abermals hochzukommen, den Blick auf das kleine goldene Kreuz gerichtet, das um Philips Hals hing. Vergeblich. Hilflos stöhnend sank er zurück. Alles in Philip drängte danach, diesen Ort zu fliehen, weg von Blut und Gestank. Der Mann war ein Räuber und Meuchelmörder, es war nur gerecht, wenn er schon im Sterben einen Vorgeschmack auf die Qualen der Hölle bekam. Doch irgendetwas hielt ihn. War es der schmerzverzerrte Blick des Mannes? Die Qual, die sich in jedem Atemzug offenbarte und die Darmschlingen auf dem Waldboden zittern ließ?
    »Bitte!«, flehte der Räuber. »Zeigt Erbarmen!« Er hustete. Blutiger Schaum lief ihm aus dem Mund. »Lasst mich … nicht ohne letzte … Beichte vor … den Richter treten.«
    »Ich bin kein Priester.« Trotzdem trat Philip näher und ging neben dem Sterbenden in die Hocke. Der Räuber hörte ihn nicht, seine Lippen bewegten sich weiter, doch nur dann und wann wurden Laute daraus. Philip unterdrückte seinen Ekel und beugte sich tief hinunter. Was er hörte, war schlimmer als alles, was er sah und roch.
    Erst als das letzte Wort des Räubers verklungen und dessen Seele in die Hölle gefahren war, wusste Philip, weshalb Gott seinen Schritt hierhergelenkt hatte. Langsam erhob er sich, die Hände zu Fäusten geballt. Die Fingernägel gruben sich tief in seine Daumenballen, doch er bemerkte es kaum. Sein Mund wurde trocken. Welchen Grund hätte ein Mann an der Schwelle des Todes gehabt, sich mit einer letzten Sünde zu beflecken? Warum hätte er lügen sollen?
    Vielleicht weil er es immer getan hat?, dachte Philip. Wie gern hätte er an eine Lüge geglaubt, doch tief in seiner Seele kannte er die Antwort.
    Saids Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte gar nicht gehört, wie der kleine Araber näher gekommen war.
    »Was ist mit dir? Du bist bleich, als hätte der Tod nicht ihn, sondern dich ereilt.«
    »Nichts.« Philip atmete tief durch. Solange er sich nicht sicher war, würde er schweigen. Sogar Said gegenüber. »Wie geht es Hartwig vom Thal?«
    »Allein wird er kaum fortkommen.«
    »Was ist sein Ziel? Halberstadt?«
    Said schüttelte den Kopf. »Er untersteht zwar Fürst Leopold von Halberstadt, doch weilt der Fürst derzeit auf seinem Jagdsitz, der Burg Königshof, die nur wenige Reitstunden von hier entfernt liegen soll.«
    »Dann bringen wir ihn

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