Die suesse Rache des Scheichs
gewesen war. Aus keinem anderen Grund. Sie besaß ihr Apartment. Er hatte seins. Genauso mochte er es – immer, egal, wie lang die Affäre dauerte. Zu viel Zweisamkeit, ganz gleich, wie gut der Sex war, führte unweigerlich zu Vertrautheit, und Vertrautheit wiederum zu Langeweile.
Das letzte Mal, dass er ihr Bett verlassen hatte, war an einem Freitagabend gewesen. Er war zu einer Geschäftsreise an die Westküste geflogen. Als er eine Woche später nach New York zurückkam, war sie verschwunden. Und mit ihr zehn Millionen Dollar, aus seiner Investment-Firma unterschlagen, die er zu einem multinationalen Konzern ausgebaut hatte.
Unterschlagen aus einem Konto, zu dem ausschließlich er Zugang hatte.
Zehn Millionen Dollar, die nirgends auffindbar waren. Genauso wenig wie die Frau, die sie gestohlen hatte. Doch das würde sich schon bald ändern. Oja, sehr bald.
Bereits den ganzen Tag konnte er an nichts anderes denken. Seit dem Anruf des Privatdetektivs, den er eingeschaltet hatte, nachdem sowohl Polizei als auch FBI sich als unfähig erwiesen hatten. Während er auf den Mann wartete, konzentrierte er sich ganz auf diese Sache.
Fünf Monate. Zwanzig Wochen. Hundertvierzig Tage und ein paar Zerquetschte … und jetzt, endlich, würde er das bekommen, wonach er schon seit Langem hungerte – etwas, was seine Vorfahren sicher gutheißen würden.
Rache.
Ein weiterer Schluck Brandy, der wie Feuer brannte, obwohl ihn im Moment nichts wärmen konnte. Nicht mehr. Nicht, bis er das beendete, was im vorigen Sommer begonnen, als er Grace Hudson zu seiner Geliebten gemacht hatte.
Die Frauen, mit denen er sich einließ, waren ausnahmslos schön. Er hegte eine Vorliebe für kleine Brünette. Sie waren auch ausnahmslos charmant. Und warum sollte eine Frau sich nicht bemühen, einem Mann zu gefallen? Er vertrat durchaus moderne Ansichten, war in den Staaten ausgebildet worden, aber Tradition war nun mal Tradition, und eine Frau, die sich bemühte, die Wünsche eines Mannes zu erfüllen, war in der Lage, ihn auf längere Zeit an sich zu binden.
Grace entsprach nichts von alledem.
Sie war groß. So um die einsfünfundsiebzig – auch wenn sie ihm selbst in ihren Stilettos nur bis zur Schulter ging, konnte man sie wirklich nicht als klein bezeichnen.
Ihr Haar war auch nicht dunkel – es war honigblond. Als er sie das erste Mal sah, juckte es ihn den Fingern, ihr die Nadeln aus den Locken zu ziehen und zuzusehen, wie die goldene Mähne über ihre Schultern fiel.
Und was das Bemühen anging, einem Mann zu gefallen … Darum scherte sie sich keinen Deut. Sie war höflich und wortgewandt, aber auch direkter als jeder andere Mensch, dem Salim bis dahin begegnet war. Sie hatte zu allem eine Meinung und zögerte nie, sie auch zu äußern.
Ein unerwarteter Zufall hatte sie in sein Leben geführt. Sein Finanzchef – ein biederer, beinahe mürrischer Junggeselle mit Seitenscheitel, dicken Brillengläsern und keinerlei Sinn für Humor – war plötzlich in eine Midlife Crisis geraten, die eine gefärbte Blondine einschloss und einen Porsche. An dem einen Tag saß der Mann noch an seinem Schreibtisch, und am nächsten lebte er mit Blondie in Miami.
Alle hatten gelacht.
„Diese Puppe hat ihn um den Verstand gebracht“, bemerkte einer der Mitarbeiter. Wie alle anderen hatte Salim mitgelacht, doch die Situation war durchaus ernst. Sie brauchten einen Ersatz, und zwar schnell. Salim tat das Naheliegende und beförderte den Assistenten des Mannes, Thomas Shipley.
Was eine weitere Lücke aufriss. Nun musste Shipleys vorige Position neu besetzt werden.
„Dominoeffekt“, meinte sein neuer CFO mit einem entschuldigenden Achselzucken, und Salim wusste, dass der Mann recht hatte. Er trug ihm auf, jemanden neu einzustellen. So eine einfache Sache. So eine verdammt einfache Sache …
Grace Hudson besaß einen Abschluss von Cornell und von Stanford. Sie hatte für zwei der angesehensten Firmen in der Wall Street gearbeitet. Sie war kompetent, gebildet, hoch qualifiziert, und wenn sie darüber hinaus auch noch die schönste Frau war, die er je gesehen hatte, welche Rolle spielte das schon?
Sie verhielt sich höflich, aber reserviert. Er genauso. Schon immer hatte er es sich zum Prinzip gemacht, niemals Berufliches mit Privatem zu vermischen, und außerdem war sie ohnehin nicht sein Typ.
Die Tatsache, dass ihre dunkle Stimme ihn bis in seine Träume verfolgte, dass er überlegte, wie sie aussehen würde, wenn ihre goldenen Locken ihr
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