Die suesse Rache des Scheichs
wollen, und dann wurde er plötzlich zum zuvorkommendsten Gastgeber der Welt.“
Salim grinste, während er durch das Schlafzimmer marschierte, in die eingebauten Schränke spähte, den Kopf in das angrenzende Ankleidezimmer steckte und einen Blick ins Bad warf.
„Ja, das war auch meine Absicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas tun musste, um ihn davon zu überzeugen, dass wir ehrliche Verschollene sind und keine üblen Einbrecher.“
Bei der Vorstellung, dass sich Einbrecher ausgerechnet diese einsame Insel aussuchen würden, musste Grace lachen. Darauf hatte Salim gehofft. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte sie so viel durchgemacht, dass es ein Wunder war, wie schön sie trotzdem aussah. Sofort musste er daran denken, was beinahe am Wasserfall geschehen wäre.
Sie hatte sich völlig der Leidenschaft hingegeben, hielt nichts zurück. Ganz wie die alte Grace und nicht wie diejenige, die in den letzten Wochen ihrer Beziehung den Liebesakt eher beobachtete anstatt daran teilzunehmen.
Natürlich war es ihm aufgefallen, aber er sagte nichts. Welche Rolle spielte das auch schon? Ihre Affäre näherte sich ohnehin dem Ende, redete er sich ein. Wahrscheinlich war es an der Zeit, weiterzuziehen.
Doch am Wasserfall, da war es wie am Anfang gewesen – jeder Kuss, jede Berührung, jeder Seufzer sagten ihm, dass sie genauso erregt war wie er.
Seit Salim achtzehn war und sein Vater mit fester Hand das Königreich regierte, das zuvor vom Bürgerkrieg zerrissen gewesen war, konnte er sich vor Frauen kaum retten.
Sie stellten ihm regelrecht nach.
In diesem zarten Alter ein absoluter Traum.
In seinem ersten Jahr in Harvard freundete er sich mit zwei anderen jungen Männern aus seiner Welt an, beide Kronprinzen so wie er. Als sie in der Zeitschrift einer Studentinnenvereinigung als „sexy und atemberaubend“ bezeichnet wurden, fiel es ihnen sehr schwer, Entrüstung vorzutäuschen.
Doch irgendwann sorgte die Kombination aus gutem Aussehen, Geld und Macht dafür, dass sie sich alle drei nach Anonymität sehnten.
Salim hatte die schönsten Frauen, die ein Mann sich wünschen konnte, doch er wusste nie, ob sie wirklich ihn, den Mann, wollten oder doch nur den Kronprinzen.
Nach einer gewissen Zeit spielte es keine Rolle mehr.
Frauen kamen und gingen. Darüber vergoss er keine Träne. Er konnte den tollsten Sex der Welt haben, ohne sich mit dem lästigen „Für immer und ewig“ herumschlagen zu müssen.
Und dann kam Grace.
Aus seinem Titel schien sie sich überhaupt nichts zu machen. Sein Reichtum ließ sie kalt. Sie war vollkommen ungekünstelt. Bei ihrem zweiten Date führte er sie in ein neues Restaurant in Chelsea aus. Die Kritiker hatten sich überschlagen. „Fantastisch“ war das Wort, das sie benutzten.
Grace nahm eine Gabel von ihrer Vorspeise, kaute, schluckte … und wartete, bis er ebenfalls einen Bissen gegessen hatte.
Was auch immer man ihnen da kredenzt hatte, es schmeckte fürchterlich.
„Nun“, fragte er mit ausdruckslosem Gesicht, „was hältst du davon?“
Grace beugte sich über den Tisch zu ihm herüber. „Ich denke, wir sollten zu mir gehen, und ich mache uns ein Rührei.“
Und das taten sie. Sie liefen zu Fuß, obwohl es angefangen hatte zu regnen. Als er vorschlug, seinen Fahrer zu rufen, hinderte sie ihn daran.
„Lass uns doch laufen.“
„Laufen?“, entgegnete er ganz so, als hätte sie Chinesisch gesprochen.
Er erinnerte sich immer noch an ihr Lächeln. „Es ist nur ein leichter Sommerschauer, und meine Wohnung liegt nur ein paar Blocks entfernt. Ich liebe es, durch den Regen zu gehen, Salim. Du nicht?“
Zu seinem Erstaunen liebte er es auch. Die Jahre in der Wüste hatten ihre Spuren hinterlassen. Regen war immer noch etwas Wundervolles.
Als sie in Graces Wohnung ankamen, vergaßen sie das Rührei und liebten sich stattdessen mit einer Leidenschaft, die über alles hinausging, was er bis dahin erlebt hatte.
Danach hielt er sie in ihrem bescheidenen Doppelbett in seinen Armen, ihr Kopf lag an seiner Schulter, ihre Hand auf seinem Herz, und er fragte sich, ob es tatsächlich sein konnte, dass diese Frau so echt war, wie es den Anschein hatte; dass sie ihn wollte, nur ihn, nicht den Scheich oder Kronprinz Salim …
Zur Hölle, nein.
Auf sein Geld war sie ausgewesen, dachte er und kehrte mit einem Ruck in die Gegenwart zurück. Die Realität legte sich wie ein eisiges Band um sein Herz. Sie litt unter Amnesie. Na und? Plötzlich wirkte ihr Aufenthalt in
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