Die suesse Rache des Scheichs
gesagt, denn zehn Millionen Dollar wären verdammt viel Geld …
Zehn Millionen Dollar sind verdammt viel Geld.
Das hatte Shipley gesagt. Salim erinnerte sich ganz genau. Die Sache war nur die, dass Shipley es sagte, bevor Salim die exakte Summe, die fehlte, erwähnt hatte.
Beschämt schaute er zu Grace hinüber, die neben ihm ging. Am liebsten wäre er auf die Knie gefallen, hätte sie um Verzeihung gebeten und ihr gestanden, dass alles seine Schuld war, weil er zugelassen hatte, dass sein Stolz und sein Ego und seine Angst, verdammt, ja, die Angst vor seinen eigenen Gefühlen das Beste zerstörten, was ihm jemals in seinem Leben passiert war.
Grace drückte seine Hand. „Salim“, wisperte sie in das wachsende Schweigen hinein, „ist das, was du mir sagen willst, wirklich so schrecklich?“
Er räusperte sich. „Was ich dir sagen muss, ist … es ist kompliziert, habiba .“
„Wie wäre es dann, wenn du mit etwas Einfachem anfängst?“
Nichts von alledem war einfach, aber er würde es versuchen. „Wie zum Beispiel?“ Sie lächelte ihn an. „Nun, erzähl mir, was ein Scheich so tut.“ Salim blinzelte. Das war nicht die Frage, die er erwartet hatte. „Was ein Scheich so tut? Ich weiß nur, was ich tue.“
„Und was ist das?“
Noch immer lächelte sie, doch er sah, dass sie es ernst meinte. Typisch Grace. Sie war schon immer wissbegierig gewesen – was die Bank anging, aber auch in Bezug auf ihn. Nicht, dass er ihr viel von sich erzählt hätte. Das war eine andere seiner Beziehungsregeln. Er sprach nicht über sich, nicht über den wahren Salim al Taj. Warum sollte er jemandem erzählen, wie es gewesen war, als kleiner Junge einen wahren Albtraum zu erleben?
„Mir gehört eine private Investment-Firma.“
Grace hob eine Augenbraue. „Privat heißt, dass sie dir allein gehört?“
„Privat heißt, dass ein Teil mir und meiner Familie gehört und der andere Teil meinem Volk.“
„Dein Volk. Ja. Das hätte ich beinahe vergessen. Du hast gesagt, du bist ein Prinz.“
„Das stimmt.“ Er lächelte. „Und nein, ich sitze nicht auf einem Thron, und ich trage keine Krone.“
„Was tust du dann?“
Sein Lächeln verblasste. „Ich bereite mich auf den Tag vor, an dem ich zum Führer meines Volkes werde.“
Sie trat vor ihn, legte ihre Hände auf seine Schultern, und sie blieben beide stehen.
„Das klingt nach sehr viel Verantwortung“, bemerkte sie sanft.
Salim nickte. „Ja.“
„War deine Kindheit auch so ernst? Privatlehrer? Internate? Keine Zeit, zu spielen und ein kleiner Junge zu sein?“
Am liebsten hätte er sie in seine Arme gerissen. Niemand, in seinem ganzen Leben, hatte ihn je gefragt, wie seine Kindheit ausgesehen oder welche Auswirkungen sie auf ihn gehabt hatte.
„Meine Kindheit war sehr hart“, antwortete er, und ehe er sich versah, erzählte er ihr alles.
Der furchtbare Kampf zwischen Tradition und Moderne, der unweigerlich zum Bürgerkrieg geführt hatte. Die Flucht in die Wüste, der Kampf ums Überleben dort, der Tod seines Onkels und seiner Cousins, ehe die Anhänger seines Vaters endlich das Land unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Er sprach über seine Einsamkeit. Die Angst eines Kindes, das zu früh mit den Realitäten des Lebens konfrontiert wurde, und dann der erschütternde Moment in Harvard, als ihm klar wurde, dass er ein Fremder in einem fremden Land war. Er redete von den zwei jungen Prinzen, mit denen er sich anfreundete und dass sie für ihn zu den Brüdern geworden waren, die er sich immer gewünscht hatte. Schließlich erzählte er ihr sogar von seinem Plan, das Geld, das die Ölfelder in Senahdar brachten, zu nutzen, um seinem Volk bessere Lebensbedingungen zu verschaffen.
Und dann schwieg er – fassungslos, weil ihm all das so einfach über die Lippen gegangen war. Nur widerwillig schaute er zu Grace hinüber, denn er war sich sicher, was er in ihren Augen sehen würde.
Er hatte die glatte Fassade westlicher Kultiviertheit abgelegt und ihr gezeigt, wie der Mann darunter wirklich aussah, und darüber würde sie entsetzt sein, sein wahres Ich würde sie schockieren …
„Oh, Salim“, flüsterte sie.
Dann ging sie auf die Zehenspitzen, umfasste sein Gesicht, zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn, wie er noch nie im Leben geküsst worden war – voller Zärtlichkeit und Mitgefühl und mit der absoluten Akzeptanz dessen, was er war.
„Du bist ein wundervoller Mann“, sagte sie mit Tränen in den Augen. „Kein Wunder, dass
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