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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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eine Entscheidung, die Sie bald bereuten und nun zum erstmöglichen Zeitpunkt revidieren. Oder die vermooste Brache hinter dem Haus war bisher einfach Ihrer Aufmerksamkeit entgangen. Jedenfalls ist es nie zu spät, sich seinem Garten zuzuwenden, und es kann jeder Tag wie der erste sein.
     
    Bitte, werden wir nicht zu gefühlig: Aber Sie müssen erst einmal lernen, Ihren Garten zu lesen, zu erfahren, zu fühlen.
     
    Es lässt sich nicht anders sagen: Der größte Teil der Gartenarbeit findet in Ihrem Inneren statt. Das ist schon so. Also setzen Sie sich gefälligst irgendwo hin, in Ihren Garten, in die Mitte am besten, an einen Punkt, von dem aus Sie Überblick haben, alles erfassen können, der ganze Umkreis, dem künftig Ihr gärtnerisches Wirken gilt. Und machen Sie sich klar: Das ist jetzt Ihres. Sie sind zuständig. Ihre Verantwortung. Keine Ausreden.
    Aber eben auch die ganze Macht der Gestaltung. Der ganze Raum der Möglichkeiten. Was werden Sie tun? Was wollen Sie? Großartige Fragen! Gewiss, man kann das auch einfacher formulieren: Welche Art von Garten streben Sie an? Für die Kinder zum Fußballspielen? Zum Spazierengehen über gewundene Wege an Rosenstöcken vorbei durch verwunschene Pergolen? Möglichst geringer Pflegeaufwand? Oder ein großer Anteil nutzbarer Pflanzen, seien es Obstgehölze oder Kräuter? Das sind die praktischen Ausprägungen der tiefer liegenden Frage: Warum tun Sie das eigentlich? Warum werden Sie Gärtner? Jeder soll darüber selber nachdenken.
    Es gibt ja so eine Art Renaissance des Gartens. Vielleicht gar eine der Natur. Zeitschriften gehen weg wie geschnitten Brot. Bücher kommen auf den Markt. Ein Generationswechsel finde statt, heißt es. Eine neue Generation strebe in die Gärten, heißt es. Ja, das wird schon so sein. Es strebt immer eine neue Generation empor und Zeitschriften und Bücher müssen auch neue gemacht werden. Das hat schon alles seine Ordnung so, dass jede Generation denkt, sie erfinde alles neu oder alles erst einmal wieder, was versunken war. Aber die Gärten sind ja da und wollen bestellt werden. Und dann kommen die Erben oder die Leute mit kleinen Kindern, die es aus den Städten heraus an den Rand drängt, und schauen aus dem Fenster und sagen sich: So kann das aber nicht bleiben. Es ist zu vermuten, dass das früher nicht anders war. Es sind ja nicht alle Gärten von alten Frauen versorgt worden, die immer schon alt waren und allein im Haus gelebt haben, und plötzlich sterben die alle und es kommt eine große Zahl an Gärten gleichzeitig gewissermaßen auf den Markt und eine ganz neue Generation von Gärtnern findet sich in unerwarteter Rolle wieder. Ganz so ist es ja nicht. Obwohl ich solche alten Frauen kenne. Meine Nachbarin war eine. Und seit sie weg ist, also tot, ist der Garten verkommen. Das muss man sagen. Und auf der anderen Seite, ein paar Häuser die Straße runter, ist die Frau jetzt auch weg, also tot. Ich habe gesehen, wie der Krankenwagen sie abgeholt hat neulich, da lebte sie noch, sonst kommt der Krankenwagen nicht. Und dann blieb das Haus über den Winter geschlossen, und nach ein paar Wochen, von einem Tag auf den anderen, war es ein totes Haus und man sah ihm an, dass die Frau, die hier gelebt hatte, nicht mehr zurückkommen würde. Wir sind an dem Haus vorbeigefahren, jeden Tag, den ganzen Winter hindurch, und haben gesagt: Da, das Totenhaus. Jetzt habe ich gesehen, wie es ausgeräumt wurde. Schlaksige junge Männer standen davor und haben geraucht und sich gelangweilt, während sie auf den Lieferwagen warteten, der Kisten und Möbel und Lampen und Hausrat abholen sollte, die auf der Treppe und dem Bürgersteig gestapelt waren. Also, das gehört nicht hierher. Wer weiß, ich denke gerade, vielleicht sind doch diese Frauen, die sich um die Häuser gekümmert haben, alle gleichzeitig gestorben und haben ihre Häuser und Gärten freigemacht für neue Menschen, Väter und Mütter und Kinder und Hunde und Kaninchen. Und die Kinder laufen voraus und dringen auf das neue Grundstück vor, während die Eltern Hand in Hand hinterherkommen, langsamer als sonst, und sich umblicken. Vielleicht.
     
    Der Garten erscheint dem Gärtner in seiner Gesamtheit ja als Bild. In seinem Kopf in den langen Stunden des Nachdenkens. Und vor seinen Augen, wenn er in den ungewohnten warmen Strahlen der Frühlingssonne auf der Bank sitzt.
     
    Welches Bild wollen Sie sehen? Das ist keine ganz leicht zu beantwortende Frage, wenn Sie in Ihrem Garten keine

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